26. August 2005

Edda Dora Fantanar: "Wie man sich in der Ehe bettet ... "

Edda Dora Fantanars zweiter Roman "Die das Glück suchen" ist vor kurzem bei LangenMüller in München erschienen. Der erste, "Aller guten Dinge sind dreizehn", erschien 1996 im Selbstverlag und war mit 6 000 verkauften Exemplaren ein Überraschungserfolg, mit dem die Autorin selbst nicht gerechnet hatte. Zum Schreiben hatte sie ihr Sohn angeregt, der sich für die Familiengeschichte zu interessieren begann und darum bat, das Erzählte aufzuschreiben. Daraus wurde der erste Roman.
Im zweiten Roman "Die das Glück suchen" hat Edda Dora Fantanar die Handlung von Siebenbürgen ins Banat verlegt, um sich "nicht zu wiederholen", wie sie sagt. Wieder erzählt sie eine Familiengeschichte, die sich von der Jahrhundertwende bis zum Beginn des kommunistischen Regimes erstreckt. Dieses Mal stehen zwei Frauen, Mutter und Tochter, im Vordergrund.
Edda Dora Fantanar bei einer ihrer vielbeachteten Lesungen.
Edda Dora Fantanar bei einer ihrer vielbeachteten Lesungen.
Die adlige, aber verarmte Sylvia Augusta von Brankenburg genießt mit Hilfe der reichen Verwandtschaft eine vornehme Erziehung in einer "Höheren Töchterschule" in Budapest. Kaum zurück im Banat ist sie allerdings aus finanziellen Gründen dazu gezwungen, den Dorfschullehrer Glockenhuber zu heiraten, der "nicht standesgemäß" ist und den sie erst recht nicht liebt. Sie ist hochnäsig und beleidigend, bekommt drei Kinder und kann sich nicht an das einfache Leben auf dem Dorf gewöhnen. Das ändert sich schlagartig, als Dr. Roman Rodziewitsch Rodetzky sich in dem kleinen Ort als Anwalt niederlässt. Sie beginnen eine leidenschaftliche Affäre und brennen gemeinsam durch. Sylvia Augusta glaubt sich endlich am Ziel ihrer Träume, aber es kommt alles ganz anders, als sie es sich vorgestellt hat.

Ein paar Jahre später findet sich Sylvias Tochter Lilly in einer ähnlichen Situation wieder. Verheiratet mit dem Anwalt Dr. Andreas Brauer, genießt sie zwar ein relativ luxuriöses, sorgenfreies Leben, ist aber nicht glücklich. Der attraktive Student Toni kommt da gerade recht. Lilly bricht - genau wie ihre Mutter - aus ihrer Ehe aus, aber sie wendet rabiatere Methoden an, um ihren Mann loszuwerden ...

Edda Dora Fantanar erzählt von zwei Frauen, denen das gleiche Schicksal widerfährt und die bedingt durch die zeitlichen und gesellschaftlichen Umstände völlig unterschiedlich damit umgehen. Wie Mutter und Tochter auf ihre sich ständig ändernden Lebensumstände reagieren und ihre Rolle begreifen, ist amüsant und spannend zu lesen. Gleichzeitig entfaltet sich im Roman ein historisches Panorama von der Jahrhundertwende, als Rumänien noch eine Monarchie war, bis zum Beginn des kommunistischen Regimes nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit viel Gespür für die Eigenheiten von Menschen lässt Fantanar ihre Figuren agieren, legt ihnen charakteristische Ausdrücke in den Mund und beschwört so die guten und auch die "schlechten" alten Zeiten herauf. Am Lebensweg der einzelnen Charaktere kann der Leser erkennen, wie sehr historische, gesellschaftliche und politische Faktoren Denken und Handeln bestimmen. "Die das Glück suchen" ist in erster Linie ein Unterhaltungsroman, aber die Autorin versteht es, ein halbes Jahrhundert Geschichte in einem Familienschicksal anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln.

Edda Dora Fantanar wurde 1922 in Kronstadt geboren. Ihr Studium an der dortigen Handelsakademie wurde 1945 durch die Deportation nach Russland unterbrochen. Nach fünf Jahren kehrte sie zurück und musste mehrere familiäre Schicksalsschläge verkraften, bis sie 1980 mit Mann und Sohn nach Deutschland ausreisen konnte. Seitdem lebt sie in Geretsried bei München.

Doris Roth

Edda Dora Fantanar, "Die das Glück suchen", LangenMüller, München, 2005, 288 Seiten, 18,90 Euro, ISBN 3-7844-2993-9.

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 13 vom 10. August 2005, Seite 6)
Die das Glück suchen: Roman
Edda Dora Fantanar
Die das Glück suchen: Roman

Langen-Müller
Gebundene Ausgabe
EUR 6,99
Jetzt bestellen »

Bewerten:

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.