16. Juni 2005

In die europäische Gemeinschaft aufgenommen

Die Schönberger aus Siebenbürgen haben Kontakt aufgenommen zu 15 gleichnamigen Ortschaften in Europa. Anfang Mai beteiligten sie sich am "Schönberg"-Festival im Stubaital in Tirol (Österreich).
Brücken zu bauen und Kontakte zu pflegen haben sich die Initiatoren des "Schönberg Festivals" zum Ziel gesetzt, als sich im Jahr 2000 über 450 Menschen aus den Ortschaften mit dem gleichen Namen aus drei Ländern Europas in festlichem Rahmen im Stubaital in Tirol (Österreich) trafen. In seiner diesjährigen Begrüßungsansprache betonte der gastgebende Bürgermeister, Willi Sprenger: "Die Brenner Autobahn mit zehn Tal- und 25 Hängebrücken, ihr eindruckvollstes Teilstück ohne Zweifel die 815 Meter lange und 192 Meter hohe Europabrücke, mit den höchsten Brückenpfeilern Europas, befindet sich auf Schönberger Boden. Diese symbolisieren geradezu das Brückenbauen, auch im übertragenen Sinne".

Schönberger aus Siebenbürger vor der Europabrücke im Stubailtal (Österreich). Foto: Michael Schneider
Schönberger aus Siebenbürger vor der Europabrücke im Stubailtal (Österreich). Foto: Michael Schneider

"Die Schönberg Gemeinschaft hat Zuwachs bekommen und wir freuen uns über jene Orte, die zum ersten Mal dabei sind: die Heimatortsgemeinschaft aus Schönberg Siebenbürgen (Rumänien) sowie die Schönberg-Stadtteile aus Kronberg im Taunus und Bensheim im Bundesland Hessen (Deutschland)", sagte der Bürgermeister.

Das Festival wurde zu Christi Himmelfahrt, dem 5. Mai, mit einem Gottesdienst in der wunderschönen Katholischen Barockkirche eröffnet. Ein kultureller Leckerbissen war die musikalische Gestaltung durch den örtlichen Chor "Vocallegro". Die siebenbürgische Delegation, angeführt von der Trachtengruppe, marschierte unter den 16 gleichnamigen Ortschaften aus vier Ländern Europas auf. Entlang der Strecke ernteten wir reichlich Beifall von den Zuschauern, die den Weg säumten.

Nach den Begrüßungsansprachen wurden den über 500 Gästen die 16 teilnehmenden Ortschaften vorgestellt. Mittels eines sehr professionell gestalteten Kurzfilms, der auf einer großen Leinwand gezeigt wurde, wurden die Ortschaften präsentiert. Auf der Karte Europas erschien die Landkarte Rumänien mit den Siedlungsgebieten der Siebenbürger Sachsen, unsere Geschichte wurde kurz erläutert, beeindruckende Luft- und Bodenaufnahmen brachten unsere Heimatgemeinde den Gästen näher. "Schönberg in Siebenbürgen, ein (verlorenes?) Dorf, entstanden vor über 750 Jahren, gegründet von deutschen Siedlern. Dieses Schönberg, wie auch die vielen anderen siebenbürgisch-sächsischen Ortschaften, war die Heimat vieler Generationen. Heute ist es ein Dorf, das als Quelle der Sehnsucht nach (Ur)Heimat dient, für alle Nachfahren dieser Siedler, die nun zurückgekehrt sind in die Heimat ihrer Vorfahren", hieß es unter anderem im Vorstellungstext. Jede Delegation wurde von der Moderatorin Sabine Volgger aufgefordert, Ergänzendes zu bieten. Auf die Frage, ob unsere Landsleute tanzen könnten, antwortete der Leiter unserer Delegation, Michael Schneider: "Ja, die können tanzen, sie können singen und sie können sehr gut Feste feiern." Eine Kostprobe im Singen bot unsere Gruppe mit dem Lied "Willst du Gottes Werke schauen" und erntete dafür großen Beifall. Wir wiesen ergänzend darauf hin, dass wir wohl die Einzigen unter den Teilnehmern des Festivals seien, die nicht mehr in ihrem Schönberg leben. "Die große Mehrzahl der Häuser und sonstigen Gebäude steht heute leer da. Die Dorfbewohner leben heute verstreut in Deutschland oder sonstwo auf der Welt. Dieses ist eine bedauernswerte Sachlage. Wir freuen uns aber, dass wir eine neue Heimat gefunden haben, dass wir frei unter freien Menschen leben können. Ein Beweis, dass wir heute hier sein dürfen und können".

Damit weckten wir Interesse an uns Siebenbürger Sachsen. Alle Ortschaften präsentierten sich mit heimischen Produkten und Infomaterial. An unserem "Marktstandl" zeigten wir unter anderem unser Heimatbuch und das Nachrichtenblatt"Schönberger Echo". Der ehemalige Bürgermeister, Norbert Franceschinel, erzählte, nach der Wende mit Hilfstransporten in Rumänien und auch in Schönberg gewesen zu sein. Ein Stubaier Schönberger sagte uns, dass er der derzeitige Trainer der rumänischen Bobmannschaft sei und im Winter in Sinaia präsent sein werde. Den Ausklang des Abends bestritt die Musikband "Schnatterzapfen".

An den darauf folgenden Tagen standen Wanderungen und Besichtigungsfahrten an. Innsbruck, in rund 15 Minuten mit dem Bus erreichbar, hat einige sehr interessante Sehenswürdigkeiten zu bieten: die Skisprungschanze mit dem Denkmal des bekannten Tiroler Freiheitskämpfers Andreas Hofer, den Innsbrucker Dom und nicht zuletzt das Kolossalgemälde, errichtet im Jahre 1895, das die denkwürdigen Schlachten am Berigsel von August 1809 darstellt.

Abends hielt es kaum jemanden auf seinem Platz fest, als die Musik- und Showgruppe "Original Froschtaler Musikantenexpress", bestehend aus zehn hervorragenden Musikern aus dem belgischen Schönberg, loslegte. Der dritte Tag war einem kulturellen Programm gewidmet. Die Gastgeber präsentierten sich den Gästen mittels einer Kunstausstellung.

Auf Einladung des gastgebenden Bürgermeisters Sprenger berieten die Delegationen über den künftigen Erfahrungsaustausch zwischen den Schönbergern in ganz Europa. Nachdem man sich kennen gelernt und angefreundet hat, will man sich nun gegenseitig zu verschiedenen Feiern (Jubiläen, Heimattreffen u.a.m.) einladen. So sollen die Bekanntschaften vertieft und weitere "Brücken" gebaut werden. Auch auf diesem Wege danken die Siebenbürger Sachsen aus Schönberg den Organisatoren für die hervorragenden Leistungen, für die sehr freundliche Aufnahme in die Reihe der Schönberg-Gemeinschaft. Dank auch den Teilnehmern aus den Schönbergs in Deutschland, Österreich und Belgien (Stadt St. Vieth). Zu erwähnen wäre Schönberg im Lautertal. In einer anliegenden Gemeinde ist übrigens unser Landsmann Erwin Köber Pfarrer.

Auf der Heimfahrt mit dem Bus (viele waren auch mit dem eigenen Pkw angereist) waren wir noch lange damit beschäftigt, das Erlebte in Gedanken und Gesprächen zu verarbeiten. Diese Tage bleiben unvergesslich. Beim dritten Schönberg-Festival im Jahr 2010 wollen wir wieder dabei sein. Dies bekundeten alle, angefangen vom ältesten Teilnehmer, dem über 80-jährigen Michael Stürner, bis hin zum Jüngsten, Sebastian Braisch (16). Wir alle waren der Meinung: Es war einfach "schön, schöner, Schönberg".

Michael Schneider



P.S.: Weitere Infos auf der Homepage der HOG Schönberg unter www.hog-schoenberg.de

Bewerten:

1 Bewertung: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.