6. Februar 2005

Symposium in München: Südostdeutsche Musik zu Beginn des 21. Jahrhunderts

Anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens lädt die Gesellschaft für deutsche Musikkultur im südöstlichen Europa e.V. (GDMSE), München, für Samstag, den 19. Februar 2005, 12.00 bis 17.00 Uhr, zu einem musikwissenschaftlichen Symposium in den Adalbert-Stifter-Saal im Sudetendeutschen Haus, Hochstraße 8 (S-Bahnstation Rosenheimer Platz) in München.
Referenten des Symposiums sind: Prof. Dr. Friedrich W. Riedel (Mainz, Sonthofen), Prof. Dr. Helmut Loos (Leipzig), Dr. Klaus-Peter Leitner (München), Horst Gehann (Kludenbach), Widmar Hader (Regensburg), Dr. Richard Witsch (Köln), Karl Teutsch (Weissbach), Johannes Kirner (München), Robert Rohr (München), Peter Szaunig (Bad Wörishofen), Hildegard Barth (Sankt Georgen), Dr. Franz Metz (München). Veranstalter ist die GDMSE in Zusammenarbeit mit dem Sudetendeutschen Haus, München, dem Südostdeutschen Kulturwerk, München, und der Donauschwäbischen Kulturstiftung, München.

Satzungsgemäßes Ziel der GDMSE ist die Pflege, musikpraktische und wissenschaftliche Aufarbeitung historischer sowie zeitgenössischer Musikkultur der Deutschen aus Südosteuropa in ihrem integralen regionalen Zusammenhang mit der Musikkultur benachbarter Völker. Die regionale Musikhistoriographie ist besonders für den südosteuropäischen Raum von größter Bedeutung, haben doch hier die zahlreichen neuen Grenzziehungen auch das Miteinander der Kulturen ständig beeinflusst. Manche historisch gewachsene Regionen wurden durch neue Grenzziehungen auf mehrere Nationalstaaten verteilt (z.B. Banat, Bukowina, Batschka). Somit änderte sich jedesmal auch die Rolle von ethnischen, nationalen und religiösen Minderheiten. Die Arbeit an Biographien oder Monographien kann dadurch nur durch eine grenzüberschreitende Forschung erfolgen und durch die Entstehung und Förderung dieser zukünftigen Euroregionen könnte dies wesentlich erleichtert werden.

Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs im Jahre 1989 ist eine fast hindernislose Forschung in den Archiven Südosteuropas möglich. Im Rahmen von Sicherungs- und Forschungsprojekten konnten in den neunziger Jahren in Rumänien und Ungarn zahlreiche Archive gesichert und erforscht werden. Durch die Flucht, Vertreibung und Auswanderung des größten Teils der deutschen Minderheiten aus den ehemaligen sozialistischen Ländern Südosteuropas in den damaligen Westen – meist in die Bundesrepublik – entstand gleichzeitig ein neuer Kulturtransfer. Dadurch konnten in Deutschland neue Forschungsinstitute, Bibliotheken und Kultureinrichtungen entstehen, die sich dieser „anderen“ deutschen Kultur angenommen hatten. Leider sind in den letzten Jahren immer mehr dieser Institutionen den Sparmaßnahmen und politischen Differenzen zum Opfer gefallen. Dadurch wurde eine wichtige Brücke zu den Kulturen Südosteuropas – bewusst oder unbewusst – zerschlagen.

In den Jahren des Sozialismus wurde die Musik der deutschen Minderheiten in den Ländern Ex-Jugoslawiens, in Rumänien und Ungarn mehr oder weniger ignoriert, dies gilt besonders für die Sparte der Kirchenmusik. Heute wäre diese Forschung in diesen Ländern fast ausnahmslos möglich, doch fehlt es bei den jungen Wissenschaftlern und Studenten meist an Kenntnis der deutschen Sprache. Dazu kommt noch die Tatsache, dass jene deutsche Musikkultur, die z.B. in Siebenbürgen, im Banat oder in der Batschka in den vergangenen Jahrhunderten entstanden ist, heute nur noch – wenn überhaupt – von einem kleinen Kreis von Interessenten zur Kenntnis genommen wird. Trotzdem gibt es noch die Musikkultur der Vertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler in Deutschland und der deutschen Minderheiten in Südosteuropa. Dies belegen die zahlreichen Publikationen, Noteneditionen, CD-Produktionen, Konzerte, Chortreffen und internationale musikwissenschaftliche Symposien. Wenn es auch keine institutionelle und systematische Musikforschung in diesem Bereich in Deutschland gibt, so ist doch ein steigendes Interesse zu erkennen – ein Bereich, der auch die junge Generation von Musikwissenschaftlern in unserem Land vor neue Aufgaben stellt.

Franz Metz

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