13. Dezember 2003

Europa wächst zusammen

Der rumänische Ministerpräsident Adrian Nastase hat in einem Festakt am 9. Dezember den neuen Sitz des rumänischen Generalkonsulats in der bayerischen Landeshauptstadt eingeweiht. Er lud die rumäniendeutschen Landsmannschaften und die rumänische Diaspora ein, das "offene Haus im Herzen Münchens" intensiv zu nutzen. Die Siebenbürger Sachsen bekräftigten ihr Interesse, den europäischen Dialog vor allem im Bereich der Kultur zu pflegen.
Rumänien befinde sich mitten in einem Modernisierungsprozess und steuere entschlossen auf die Europäische Union zu, betonte Ministerpräsident Adrian Nastase in seiner Eröffnungsansprache. Das neue Haus sei ein „Fenster“ Rumäniens nach Europa und symbolisiere die „neue Offenheit Rumäniens“. Nastase äußerte die Hoffnung, dass die bereits gefestigten Beziehungen zwischen Rumänien und Deutschland weiter ausgebaut werden. In diesem Jahr werde das deutsch-rumänische Handelsvolumen voraussichtlich 6 Milliarden Euro erreichen. Eine privilegierte Bedeutung komme den Beziehungen zu Bayern zu, die eine erfreuliche Entwicklung erfahren hätten, erklärte der Premierminister.




Festakt im rumänischen Generalkonsulat, von links nach rechts: Premier Adrian Nastase, Generalkonsul Mihai Botorog, Außenminister Mircea Geoana, Bundesvorsitzender Volker Dürr und stellvertretender Bundesvorsitzender Bernd Fabritius. Foto: Siegbert Bruss
Festakt im rumänischen Generalkonsulat, von links nach rechts: Premier Adrian Nastase, Generalkonsul Mihai Botorog, Außenminister Mircea Geoana, Bundesvorsitzender Volker Dürr und stellvertretender Bundesvorsitzender Bernd Fabritius. Foto: Siegbert Bruss


Dies bestätigte auch Hans Spitzner, Staatssekretär im bayerischen Wirtschaftsministerium, in seiner Grußbotschaft seitens der bayerischen Staatsregierung. Die derzeitigen Zahlen seien erfreulich: 1,2 Milliarden bayerisch-rumänisches Handelsvolumen, 900 bayerische Unternehmen, die Kontakte zu Rumänien und dort 90 Millionen Euro investiert haben. Wer das „wunderbare Karpatenland“ kenne, wisse, dass es jedoch ein weitaus größeres Potential habe. Deshalb wünschte Spitzner dem rumänischen Konsulat, dass es nicht nur als Anlaufstelle für die 20 000 in Bayern lebenden Rumänen sowie die vielen Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen diene, sondern auch einen regelrechten Ansturm durch bayerische Unternehmen erlebe, die Kontakte zu Rumänien knüpfen wollten.

Beim anschließenden Sektempfang beglückwünschte der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, Volker E. Dürr, den rumänischen Ministerpräsidenten für das neue Haus und überreichte ihm als Gastgeschenk den Ausstellungskatalog Henri Nouveau (Heinrich Neugeboren), der das Ergebnis einer gelungenen Zusammenarbeit zwischen dem Siebenbürgischen Museum Gundelsheim, des Museé de Pontoise/Frankreich, der Ostdeutschen Galerie Regensburg und der Kunstgalerie im Kleihues-Bau in Kornwestheim sei. Ebenfalls im Zeichen der europäischen Zusammenarbeit bekräftigte Dürr das Interesse der Siebenbürger Sachsen, den kulturellen Dialog zu pflegen und mit Museen und anderen kulturellen Einrichtungen in Rumänien zusammenzuarbeiten. Dürr überreichte Nastase einen Brief, in dem u.a. ein nach europäischem Vorbild zu schaffendes Minderheitenschutzgesetz und die Rückgabe des Gemeinschaftseigentums an die deutsche Minderheit thematisiert werden.

Zur rumänischen Delegation gehörten Außenminister Mircea Geoana, Wirtschaftsminister Ioan-Dan Popescu, der Präsident der nationalen Agentur für Strategie, Vasile Dâncu, der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) und Bürgermeister von Hermannstadt, Klaus Johannis, sowie zahlreiche Vertreter der rumänischen Politik und Wirtschaft, die am 10. Dezember in München Gespräche mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber führten und mit der bayerischen Wirtschaft zusammenkamen.

Dürr lud Außenminister Mircea Geoana zum Heimattag der Siebenbürger Sachsen 2004 nach Dinkelsbühl ein. Der Minister erklärte sich bereit, die Einladung anzunehmen. Bei der festlichen Eröffnung der großzügigen Räumlichkeiten im repräsentativen Stadtviertel Bogenhausen, Richard-Strauss-Straße 149, war die siebenbürgische Landsmannschaft durch den Bundesvorsitzenden Volker Dürr, dessen Stellvertreter Dr. Bernd B. Fabritius, der zugleich Vorsitzender der Landesgruppe Bayern ist, Peter Pastior, Vorsitzender des Sozialwerks, und Bundesgeschäftsführer Erhard Graeff vertreten. Generalkonsul Mihai Botorog erklärte, dass er das neue Haus auch für gemeinsame Veranstaltungen mit den Landsmannschaften der Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben und Sathmarer Schaben nutzen wolle. Deren Vertreter waren beim Festakt gleichfalls zugegen.

Siegbert Bruss


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 20 vom 15. Dezember 2003, Leitartikel)

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