15. März 2003

Wer war rumäniendeutscher Informant des sowjetischen KGB?

Gestützt auf Aufzeichnungen des russischen Überläufers des KGB (Komitet Gossudarstwenoi Besopasnosti = Komitee für Staatssicherheit), Wassili Mitrochin, veröffentlichte der britische Geheimdíenstexperte Christopher Andrew eine 848 Seiten starkes Buch unter dem Titel „Das Schwarzbuch des KGB“ in englischer Sprache. Das Buch liegt seit 2001 in deutscher Übersetzung im Ullsteinverlag vor.
Mitrochin gehörte von 1948 bis 1984 dem sowjetischen Auslandsnachrichtendienst des KGB an und hat aus dessen streng geheimen Archiv im Laufe von zwölf Jahren umfangreiche Aufzeichnungen gemacht, die er 1992, als er vom britischen Geheimdienst in den Westen geschleust wurde, ebenfalls hinausschmuggeln konnte. Sie enthalten äußerst brisante Informationen über die Spionagetätigkeit des KGB und seiner Agenten im Westen, aber auch über die Überwachung der Ostblockstaaten. Ein Passus aus dem genannten Buch über Rumänien scheint uns besonders brisant. Es heißt darin wörtlich: „Schwerpunkte der Informationsbeschaffung der 1971 mit westlicher Tarnung nach Rumänien entsandten Illegalen waren die Beziehungen Rumäniens zu den USA und China, die rumänischen Ansprüche auf sowjetisches Territorium in Bessarabien und der Nordbukowina, die politische und wirtschaftliche Basis der Opposition gegen die Sowjetunion, die Haltung der deutschen und ungarischen Minderheiten, der Ceausescu-Kult und der Zustand der KP Rumäniens. Zu den Hauptquellen der Illegalen gehörten Mitarbeiter der Parteizeitung Scinteia und der deutschsprachigen Zeitung Volk und Kultur.“

Es stellt sich die Frage, wer der Informant war, der bei der Zeitschrift Volk und Kultur arbeitete. Sein Name wird nicht genannt, könnte aber in den Aufzeichnungen von Mitrochin vermerkt sein. Wenn dem so ist, dürfte der rumäniendeutsche Informant die so genannten „Illegalen“ (das waren von dem KGB angeworbene oder eingeschleuste Personen, die unter falscher Identität für den sowjetischen Geheimdienst im Einsatz waren) hauptsächlich über die Situation der deutschen Minderheit informiert haben, die in jenen Jahren vor allem die Aussiedlung in die Bundesrepublik beschäftigte.

Michael Kroner

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