24. November 2002

Werkschau Marianne und Horst Ganea

Eine Retrospektive mit Kunstwerken von Marianne und Horst Ganea wird bis zum 13. Dezember im Haus des Deutschen Ostens, München, Am Lilienberg 5, gezeigt. Die als „Weihnachtsausstellung“ angekündigte Veranstaltung vereint Tonfiguren, Gemälde und Grafiker der beiden aus Siebenbürgen stammenden Künstler.
Die beiden unterschiedlichen, individuell geprägten Persönlichkeiten stellen sich zum ersten Mal in einer großen Werkschau dem Münchener Publikum vor. In die Ausstellung führte Dr. Claus Stephani am 14. November, ein.

Die Keramikerin und Bildhauerin Marianne Ganea wurde 1941 in Kronstadt geboren, wo sie, unter Anleitung der bekannten Kunstpädagogin Prof. Adele Goosch die Bildhauerklasse der Kunstschule besuchte, einer Lehranstalt, in der damals unter anderen renommierte Künstler wie Harald Meschendörfer und Kaspar Teutsch unterrichteten. Sie studierte an der Technischen Architekturschule in Bukarest und war bis zur Aussiedlung 1976 als Bautechnikerin tätig. Zehn Jahre lebte sie mit ihrem Mann in Bukarest, wo auch die beiden Kinder zur Welt kamen. In der Hauptstadt fühlte sie sich jedoch nie zu Hause wie in Kronstadt, in Siebenbürgen. In jenen Jahren fand sie auch keine Zeit und Kraft, sich der Kunst zu widmen. Erst 1994 – parallel zu ihrer Arbeit in einem Büro für Inneneinrichtung – wurde sie wieder als Bildhauerin aktiv. Ermutigt wurde sie dabei von der Malerin und Keramikerin Sigrid Voll.

Marianne Ganea: Legende.
Marianne Ganea: Legende.

Dem Neubeginn in Deutschland folgten Seminare bei den Bildhauerinnen Edith Toth und Petra Bammes, Aktzeichnen bei der Malerin Gabrielle Drexler und 1996 die Aufnahme in die Künstlergruppe „ArtIG“, Fürstenfeldbruck. 1995 stellte sie gemeinsam mit Horst Ganea im Fotostudio Lauffer, Puchheim, aus. Es war der erste Kontakt mit dem deutschen Publikum, und „er brachte viel Lob, Anerkennung, Erfolg und schließlich die Teilnahme an weiteren vierzehn Ausstellungen“, erzählt die Kronstädterin im Rückblick.

Der Maler, Grafiker und Kunstfotograf Horst Ganea stammt aus einer Familie, in der es mehrere Künstler gegeben hat. Ein Bruder seiner Mutter war der Maler und Zeichner Eduard Petrsilka, der in Kerz und Hermannstadt lebte und wirkte. Seine Mutter, Hildegard Gärtner-Ganea, malte feinsinnige Blumenbilder, und sein Vater, Hans Viktor Ganea, von Beruf Optiker, war ein begabter Kunstfotograf.

Ein prägendes Ereignis regte den 1938 in Ploiesti Geborenen an selbst zu malen. Es war die zufällige Begegnung mit einem Pariser Künstler, Dimitrios, 1983 in Mont Martre, „der in einer Stunde die Kirche Sacre Coeur spachtelte“. „Ich sah ihm bei der Arbeit zu“, erinnert sich Ganea, „und dachte mir: Was der in einer Stunde macht, kannst du vielleicht in fünf Stunden auch machen. So entstand mein erstes Ölgemälde.“ Es war eine Dorfansicht mit Kirche, „Schöngeising“. Ganea entschloss sich, nicht nur zu fotografieren, sondern auch zu malen, und er belegte Kurse – Akt- und Porträtzeichnen – an der Volkshochschule Fürstenfeldbruck.

Horst Ganea: Wildmoos, Aquarell, 2002.
Horst Ganea: Wildmoos, Aquarell, 2002.

Durch die Bekanntschaft mit Dr. Eckbert Nocke, einem Arzt, der auch Maler ist, wurde Horst Ganea in eine Schwabinger Künstlergruppe aufgenommen und zeigte 1983 seine erste Eigenausstellung in Großhadern, die zu einem „überraschenden Erfolg“ wurde, wie der Künstler sagt. Das Malerpaar Henriette und Ewald Hense vermittelte Ganea weitere Kontakte zu deutschen Künstlern, und so wurde er Mitglied der „Aktzeichnergruppe“ (München, 1983), der „Shop-Art“-Gruppe (München, 1996) und der Künstlergruppe „ArtIG“ (1999). Der Ausstellung in Großhadern, 1984, folgten Beteiligungen an einigen großen Retrospektiven, wie z.B. in München („Akt Aktuell“, 1985), Fürstenfeldbruck („7. Kunstausstellung des Landkreises“), Germering („Klassik-Galerie“, 1996), Maisach (Galerie „Ameise“, 2000) u.a.

Horst Ganeas farbige, oft impressionistisch komponierte Aquarelle –„Ostersee“, „Haspelmoor“, „Toskana“ u.a., von denen 36 im Münchner Haus des Deutschen Ostens gezeigt werden – sind „eine sensible Auseinandersetzung mit Natur und Umwelt, sie sind aber auch spezifische und lokalisierbare Landschaftserkenntnisse, meist auch erreiste Landschaften, Eindrücke und Seherlebnisse, und jede Ansicht ist auch ein Stück Selbstbekenntnis“.

Durch die große gemeinsame Werkschau im HDO – mit 56 Gemälden und Grafiken sowie 25 Skulpturen – weisen sich Marianne und Horst Ganea, die heute in Fürstenfeldbruck leben, als zwei bedeutsame, gegenwartsnahe Künstler aus. Die Ausstellung ist bis zum 13. Dezember 2002, montags bis donnerstags 10-20 Uhr und freitags 10-15 Uhr geöffnet. Ein farbiger Faltbogen mit Reproduktionen der Arbeiten und Angaben zu Lebenslauf und Werdegang der Künstler ist kostenlos erhältlich.

S. B.


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 18 vom 15. November 2002, Seite 5)

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