21. November 2002

Reger Austausch der Forschenden

Das Siebenbürgen-Institut in Gundelsheim veranstaltete von 7. bis 10. November zum zweiten Mal ein Doktoranden- und Diplomandenkolloquium. Dabei wurden junge Wissenschaftler eingeladen, ihre Arbeiten zu präsentieren, etwaige Schwierigkeiten miteinander zu diskutieren und von dem Fachwissen und der Erfahrung von Experten und Historikern zu profitieren, die als Betreuer zu Verfügung standen.
Zu dem Kolloquium versammelten sich 25 Teilnehmer aus sechs Ländern, eine erfreulich hohe Anzahl. So unterschiedlich wie die Herkunftsländer der Teilnehmer waren auch die Themen der Arbeiten und die Gründe, sich mit Siebenbürgen beziehungsweise Rumänien zu beschäftigen. Eben diese Vielfalt war es, die das Kolloqium für mich und sicher auch den Großteil meiner Kollegen so attraktiv gemacht hat.

Die Arbeiten wurden in fünf Kategorien eingeteilt: Kunst- und Kulturgeschichte / Zeitgeschichte / Mittelalterliche und Neuzeitliche Geschichte / Ethnologie, Soziologie und Wirtschaftsgeschichte / Literaturgeschichte. Um nur einige der Themen zu nennen: "Künstlerische Avantgarde in der Zwischenkriegszeit", "Die Siebenbürger Sachsen nach 1933", "Ländliche Gesellschaft der Walachei und der Moldau des 17. Jahrhunderts", "Rumänische Ethnologen und ihre Wissenschaftsbeziehungen nach Leipzig" und "Deutsches literarisches Leben im Rumänien der Nachkriegszeit". Die Teilnehmer präsentierten ihre Arbeiten anhand eines Referates, worauf eine allgemeine Diskussion des Themas folgte und die Experten den Nachwuchswissenschaftlern mit ihrem Rat zur Seite standen. Das Institut hatte zu diesem Zweck bekannte Namen siebenbürgischer Forschung wie Dr. Konrad Gündisch, Prof. Dr. Paul Niedermaier und Dr. Krista Zach eingeladen, die ihre Hilfe nicht nur auf Kommentare zu den vorgestellten Arbeiten beschränkten, sondern den Studenten auch konkrete Hinweise auf Material oder Ansprechpartner gaben.

Da Gundelsheim auch die Siebenbürgische Bibliothek und das Archiv beherbergt, konnten viele Teilnehmer sich vor Ort nach relevanter Literatur umsehen. Als Erstbesucher von Gundelsheim war ich von dem Ausmaß an gebotenen Informationen beeindruckt und hätte noch weitaus mehr Zeit als die wenigen Stunden, in denen ich mich dort durch zahllose Karteikarten und Bücher arbeitete, verbringen können. Die Bibliothek hat mich sicherlich nicht zum letzten Mal gesehen!

Besonders gut gefiel mir die Möglichkeit, mit anderen Doktoranden und Diplomanden auch nach dem „offiziellen“ Teil über Siebenbürgen zu diskutieren. So wurde im geselligen Rahmen nach dem Abendessen nicht nur viel gelacht, sondern es wurden auch immer wieder Erfahrungen ausgetauscht und auf diese Weise ergaben sich viele gute Ideen und Anstöße für die Weiterforschung an der eigenen Arbeit.

Leider mangelte es vor allem an Zeit. Da der Donnerstag im Zeichen der Anreise stand und viele der Teilnehmer schon vor Sonntagmittag Gundelsheim verließen, blieben nur zwei volle Tage für das eigentliche Kolloqium. Bei einer Anzahl von 26 Personen, die über so unterschiedliche Themen schreiben und deren Forschung unterschiedlich weit fortgeschritten ist, ist es sehr schwierig, alle Fragen und Probleme zu behandeln. So interessant es gewesen wäre, jedes Referat zu hören: Dies war leider nicht möglich, da am zweiten Tag in verschiedenen Räumen getagt wurde. Dies hatte allerdings den Vorteil, dass man am Nachmittag die Bibliothek besuchen und die Referate in einer kleineren Gruppe erörtern konnte.

Die Idee eines Kolloquiums für Studenten, die sich mit Siebenbürgen/Rumänien beschäftigen, ist fantastisch. Da das Institut nicht nur unsere Unterkunft und Mahlzeiten organisierte, sondern auch die Reisekosten durch eine Förderung des Beaufragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien (BKM) erstattete, wäre es finanziell gesehen sicher schwierig, das Kolloquium über einen längeren Zeitraum abzuhalten. Und es wäre schade, in Zukunft die Anzahl der Teilnehmer zu reduzieren. Vielleicht würde eine Gliederung helfen, in der die Studenten am ersten Tag in kleinen Gruppen die Arbeiten besprechen und Gebrauch von den Forschungsmöglichkeiten der Bibliothek machen können. Der nächste Tag wäre dann Kurzreferaten vorbehalten, was bedeuten würde, dass jeder eine Vorstellung von den anderen Themn hat.

Zum Abschluss möchte ich mich im Namen aller, die am diesjährigen Kolloquium teilnehmen durften, bei den Organisatoren herzlich bedanken.

Julia Schönheinz

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