Kennst Du den CFR-Geruch? Kannst Du den beschreiben?
Unlängst versuchte ich es, schaffte es aber nicht.
Ich trage diesen Geruch heute noch in der Nase weil ich auf einem Bahnhof aufgewachsen bin wo ich angefangen von dem sächsischen „sef de gara“, seine drei Kinder, so gut wie jeden Lokführer, über die „manevranti si frinari“, die meisten Gleisarbeiter, jede Weiche mit Petroleumlampe und jedes Gleis kannte.
Der CFR-Geruch lässt nicht nur das Herz eines kleinen Jungen sondern auch das eines eisenbahn- und technikbegeisterten gestandenen Mannsbildes höher schlagen: Öl, Ruß, Schmierfett, kokelnde Schlacke eben aus dem Kessel „gekratzt“, Wasserdampf, eingeölte hölzerne Bahnschwellen, frisch geschlagene Baumstämme, Zuckerrüben, Kartoffeln, Kies und Schotter. Dazu gehört auch der ungemein bunte Geruch der Waggons mit Holzbänken (Schweiß, Rauch, Zwiebeln, Schnaps, Knoblauch und am Markttag der Geruch von Gänsen, Hühnern und Ferkeln). Am meisten beeindruckt haben mich selbstverständlich die Gerüche und Geräusche in dem zugigen Führerstand wo ich sehr oft mitfahren durfte. Auch die Gerüche der meist aus Holz gefertigten Bremserhäuschen konnte man bei einer „iuteala maxima 15 km/h“ ausgiebig genießen und sich einprägen.
Dann wäre da noch der Geruch der „CFR Porzellan & Beton Facilities“ – deren Gerüche und Charakteristiken sowie deren Behandlung und Beschreibung überlasse ich liebend gerne unserem Porzellankackguru und Gartenkloexperten aurel.
@Zum Thema Heimat
Nachdem ich weit mehr als die Hälfte meines Lebens weit weg von Siebenbürgen verbracht und es recht selten besucht habe betrachte ich diesen Landesteil des heutigen Rumänien als die Heimat meiner Vorfahren und als mein Geburtsland – diese Betrachtung ist ziemlich frei von Sehnsucht und Heimweh aber nicht frei von dem Wunsch vertraute Gegenden wieder aufzusuchen, Vergessenes wieder zu entdecken, Neues zu betrachten. Siebenbürgen ist für mich Erinnerung, sehr viel Erinnerung an das neu gebaute Elternhaus, an die Häuser und Höfe der Großeltern, an die Kindheit und Schulzeit, an die Petroleumlampe bei der ich Lesen und Schreiben gelernt habe, an den Bahnhof, an im Kindergarten geschlossenen Freundschaften die bis auf den heutigen Tag Bestand haben, an die erste Liebe, an den ersten Kuss, an die große Liebe, an die vielen mehrwöchigen Radreisen (nicht nur durch Siebenbürgen) ab meinem 13-ten Lebensjahr, an die Verstorbenen, an die Schikanen, an die Bräuche und Feste, an die Demütigungen, an die bescheuerte Militärzeit, an die beeindruckende Kirchenburg, an die ewigen Fluchtgedanken, an den Hass auf ein verschissenes System, an das altehrwürdige und traditionsreiche Lyzeum, seine Aula und Professoren, an die Arbeit, an die Kollegen, an die Mädchen vom Päda, an die dämlichen „tovarasi“, an die Nachbarn, an die Gestalten vom CC, an die sehr toleranten Eltern, an die lieben Großeltern, an die „demonstratii de 1 Mai, an die „sedinte de UTC, an die Horden von ciumpalaci, an den cincinal, an ...
Wie Slash weiter oben sagte, all die positiven Sachen hätte ich in fast jedem anderen Land auch haben können aber weit weniger negative. Einem Weggehen auf Zeit oder für immer von da wo ich jetzt „dahoam“ bin steht kaum etwas im Weg (war auch fest eingeplant und könnte mit der gleichen Leichtigkeit vor sich gehen wie das Weggehen aus Siebenbürgen aber ohne dabei Kopf und Kragen zu riskieren) weil ich mit fremden Kulturen keine Berührungsängste habe, weil ich vermutlich in jedem Fremden einen Freund sehe der mir noch nicht begegnet ist, weil ich mich in Australien genau so wohl fühlen könnte wie in Frankreich, oder Kanada, oder Italien, oder …
@Salsh
@Mynona
Ihr zwei beiden habt mir aus der Seele gesprochen - Seelenverwandtschaft