Die Szekler

Um Beiträge zu verfassen, müssen Sie sich kostenlos registrieren bzw. einloggen.

Laumesfeld
schrieb am 02.10.2009, 16:15 Uhr
Meine Frau ist Szeklerin.Ich bin auch öfters da unten.Die Szekler sehen sich als die ursprünglichen,unverfälschten Ungarn.Das sehen die zahllosen ungarischen Touristen im Szeklerland genauso.
lori
schrieb am 02.10.2009, 21:22 Uhr
Hallo Laumesfeld,

das ist zwar schön, dass Du uns das mitgeteilt hast-herzlichen Glückwunsch!- ich glaube vor Scheidung ist eure Ehe gefeit. Aber wenn du hier alles liesst, musst du feststellen, dass es hier um Hard Facts geht!

Kollege aberhallo,

Nun der Solyom hat die Gabe immerwieder an unmöglichen Zeitpunkten die Auslandsungarn zu besuchen. Das auch in Siebenbürgen. Osteuropa kann man noch nicht mit Westeuropa vergleichen(Den-D), deswegen sollte er sich etwas zurücknehmen.

servus
pedimed
schrieb am 06.10.2009, 02:25 Uhr
Im Szeklerischen Ungarisch fehlt das "r" wie im asiatischen. In manchen Ortstsfeln wurde es mit dem Apostroph geschrieben zB Kereszbanyo = Ke´eszbanyo. Ob das heute noch so ist weiss ich nicht, da ich seit 1977 nicht mehr in Sbb war.
bankban
schrieb am 06.10.2009, 07:58 Uhr
@ pedimed: Mit Verlaub, so'n Schmarrn lange nicht mehr gelesen. Guckst du: http://szekely.lap.hu/ und dort die verschiedenen Links zu den unterschiedlichsten Szeklerorten...
Tibor Szabolcs
schrieb am 15.10.2009, 04:27 Uhr
ich bin wieder neu hier. servus an alle! mit interesse habe ich hier vieles durchgelesen und muss sagen, dass die vielen beiträge differnzierter und niveauvoller geworden sind.

vor jahren kam es immer mal wieder vor, dass stupide großrumänien anhänger hier klagen hinterließen nach dem motto, warum hier lügen verbreitet werden und "rumänien" nirgends auf alten karten erscheine und auch geschichtlich im mittelalter nicht erwähnt werde. mittlerweile ist es auch hier fakt das es rumänien damals noch nicht gab und allenfalls die rede sein kann von wallachischen fürstentümern außerhalb des karpatenbogens, deren fürsten wechselseitig entweder dem könig von ungarn oder den türken tributflichtig waren.

während der langen zeit der türkenkriege die ungarn, auch mit wallachischen verbündeten, mit kroatischen, mit skander beg (albanern), wechselweise sogar mit den serben (später nándorfehervár belgrad "hunyadi jános". zum gedenken an seinem und ungarischem sieg über die türken werden auch heute noch im ganzen abendland mittags die glocken geläutet), noch weit außerhalb der karpaten, tief im balkan, an den adriatischen küsten und in bulgarien führte, wuchs die wallachische bevölkerung siebenbürgens beständig durch flüchtlinge außerhalb der karpaten... dies will ich zur präsens der rumänen im siebenbürgen und deren entwicklung nur vorsichtig erwähnen. bitte steinigt mich deshalb nicht! :-)))

siebenbürgen war und ist die komplexe geschichte eines großen ganzen, an dem verschiedene volksangehörige ihren anteil hatten und haben. dass es jetzt seit 1920 zu rumänien gehört ändert daran nichts. die türken hielten auch über 150 jahre ungarn besetzt, hinterliesen total verwüstete und entvölkerte landesteile. diese tragik ist natürlich absolut nicht mit der situation in siebenbürgen, wie sie seit dem vertrag von trianon herrscht, zu vergleichen. dies soll auch bitte kein zeichen eines nahenden chauvinismus sein!! nein, keiner will so was! ist aber ein kleiner vermerk zu gelesenen etwas hämischen beiträgen die ähnlich lauten wie "ätsch ätsch es gibt so wenig ungarn. hätten sie mehr kinder gepoppt, würden sie nicht so verdrängt werden.". ja der mann hat sogar recht! :-))) und auch ein hinweis, dass sich etwas auch nach langem unabänderlichen bestehen wieder ändern kann.

die aktuelle situation ist uns bekannt und wurde hier schon mehrfach und vielschichtig dargelegt. ich habe im internet einen interessanten artikel der taz gefunden, der die autonomie siebenbürgens thematisiert. von einem autor, der vielen von euch viel besser bekannt sein dürfte als mir, denn ich bin nur ein in göppingen geborener nachkomme von ungarn und donauschwaben.
--------
Rumäniens Regionen haben Bukarester Zentrale satt

Nicht nur in Siebenbürgen wird der Ruf nach mehr Autonomie und lokaler Selbstverwaltung immer lauter. Die politischen Eliten der Hauptstadt fürchten bereits den Zerfall des Staates Bukarest (taz) - "Ich habe Rumänien satt!" Unter diesem Titel veröffentlichte ein rumänischer Journalist kürzlich ein Manifest, in dem er gegen Zentralismus und für eine größere Unabhängigkeit Siebenbürgens innerhalb des rumänischen Staates plädiert. Der Text machte in Rumänien ungewöhnliche Furore und empörte vor allem Politiker. Denn er stellt in provozierender Weise einen Mythos in Frage, der im öffentlichen Diskurs der rumänischen Gesellschaft als sakral gilt: die gemeinsame Geschichte, die Einheit und den unteilbaren Nationalstaat des rumänischen Volkes.

Das Manifest von Sabin Gherman, der beim rumänischen Staatsfernsehen TVR im siebenbürgischen Cluj (Klausenburg) arbeitet, liest sich als diffuser Ausbruch lang aufgestauter Frustrationen und erhebt keine klaren politischen Forderungen. Gherman verspottet die Mythen der rumänischen Geschichte und macht für die Korruption und die sozialökonomische Misere den Landessüden und die Bukarester Staats- und Verwaltungszentrale verantwortlich. Sein Schluß: "Europa und Siebenbürgen enden irgendwo an den Karpaten. Außer der Sprache und schlechten Straßen haben wir nichts gemein. Ich habe Rumänien satt und will mein Siebenbürgen."

Sabin Gherman hat sein Manifest in einer Zeit publiziert, in der in Rumänien die Unzufriedenheit über ultrazentralistische Staats- und Verwaltungsstrukturen wächst. Er ist nicht die einzige Stimme dieser Art. In Siebenbürgen, der reichsten Region Rumäniens, verlangen nicht nur die meisten der 1,6 Millionen Ungarn mehr Selbstbestimmung. Auch von immer mehr Rumänen sind Wünsche nach mehr Unabhängigkeit oder sogar nach einer Loslösung von Rumänien zu hören. Ähnliche Stimmungen breiten sich auch in der Moldau aus, der ärmsten Region Rumäniens, die sich vom Zentrum vollkommen vernachlässigt fühlt. Ende letzten Jahres gründete der Bürgermeister der moldauischen Metropole Iasi, Constantin Simirad, die "Partei der Moldauer" - eine Initiative, die wie das Manifest von Gherman große Empörung unter Bukarester Politikern hervorrief.

Entstanden sind regionalistische Stimmungen und politische Initiativen wie des Bürgermeisters von Iasi vor allem dadurch, daß die rumänische Politik keine effektiven Lösungen zur Dezentralisierung anbietet. Begriffe wie Autonomie, lokale Selbstverwaltung, Föderalismus setzen die meisten rumänischen Politiker mit Separatismus und dem Zerfall des Staates gleich. Historische Komplexe erklären solche Reaktionen: Rumänien konnte sich durch die lange Fremdherrschaft erst in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts als Nation konstituieren und erlitt in diesem Jahrhundert mehrfache Territorialverluste.

Aber es geht auch um handfeste ökonomische Interessen: So etwa sperrt sich der aufgeblähte Bukarester Verwaltungsapparat gegen eine Reform der überzentralisierten, für ihn jedoch profitablen Finanz- und Haushaltsstruktur - eine Reform, die seit Jahren immer lauter von den Vereinigungen der Bürgermeister und der Lokal- und Kreisverwaltungen gefordert wird. Bisher erfolglos: Die Verabschiedung von Gesetzen zur Dezentralisierung steht seit Jahren aus.

Schon einmal, im großrumänischen Staat der Zwischenkriegszeit, trug die Ignorierung regionaler Belange zu großen sozialen Konflikten bei - nämlich als nach der Vereinigung von 1918 Wünsche der neuen rumänischen Gebiete Siebenbürgen, Bukowina und Bessarabien nach mehr Eigenständigkeit von der Bukarester politischen Elite abgewiesen wurden.

Kaum anders reagiert die heutige Bukarester Elite. Und das selbst auf ernsthafte Konzepte zur Dezentralisierung und regionaler Zusammenarbeit. Vor einigen Jahren verbot die Regierung die grenzüberschreitende Wirtschaftskooperation rumänischer Kreise in Euroregionen als "Gefahr für die nationale Sicherheit". Den Zusammenschluß rumänischer Kreise zu innerrumänischen Wirtschaftsförderungsgemeinschaften untersagte sie wegen "Untergrabung der territorialen Einheit".

Zwar sind diese Verbote aufgehoben. Doch in der Mentalität der Politik hat sich wenig geändert, wie die Reaktionen auf das Manifest zeigen. Gut zwei Wochen nach seinem Erscheinen haben Politiker fast aller Parteien den Text des Klausenburger Journalisten nicht nur verteufelt. Möglicherweise muß Sabin Gherman nun auch mit einem Prozeß wegen Hoch- und Landesverrats oder wegen Aufstachelung zum Separatismus rechnen.

schöne grüße tibor
bankban
schrieb am 15.10.2009, 07:59 Uhr
Hallo Tibor,
dir ist aber schon klar, dass der Gherman - Fall gut 11 Jahre zurückliegt und er seinen Artikel 1998 veröffentlichte, oder? Da er seitdem(trotz Gründung einer Vereinigung) weitgehend im Schatten geblieben und nicht besonders hervorgetreten ist, geht man davon aus, dass seine Wortmeldung damals ein Ablenkungsmanöver des Geheimdienstes war. Das Land, die Gesellschaft etc. haben etwas vorgesetzt bekommen, um abgelenkt zu sein. Hätte Gherman es ernsthaft gemeint, wäre seit 1998 noch etwas gekommen. So aber sieht man heute klar, dass damit z.B. auch den Ungarn etwas zum Fressen vorgewurfen wurde, damit sie sich nicht mit anderen, wichtigeren Themen ernsthaft auseinandersetzen (Die Problematik der Klausenburger Uni stand z.B,. damals ebenfalls auf der Tagesordnung - ist unter den Tisch gefallen..) Bankban
Tibor Szabolcs
schrieb am 15.10.2009, 15:20 Uhr
ja jetzt sehe ich, das erscheinungsdatum ist der 12.11.1998. davon, dass dies vom rumänischen geheimdienst initialisiert wurde, wusste ich nicht. danke für die info.

schöne grüße tibor
lori
schrieb am 17.10.2009, 17:29 Uhr
Hallo Szabolcs,oder auch Szia

Eine Bitte, halte dich einige Tage/Wochen zurück, denn es passieren hier in den Foren unheimliche Dinge(Beschimpfungen Pöbeleien, eine Person meldet sich unter mehreren Nicknamen an)so dass ich kaum noch Vertrauen in die Protagonisten aufbringen kann. Vielleicht ist Besserung in Sicht!

Szabolcs...

Wenn banban vom Ablenkungsmanöver des Geheimdienstes spricht(zusätzlich mit dem unpersönlichen Pronomen "man" versehen) ist das keine Info! Und Herr Kollege bankban natürlich hat sich Gherman nochmal geäussert in einem Interwiew (ich glaube es war Cotidianul, bei Gelegenheit werde ich in den Archiven stöbern, und ein Link setzen)wo er den mutigen Satz sagte, dass seine Heimat Transilvanien sei und nicht Ro. Und, dass die ungarischen Studenten Ros vor Kurzem für eine wie sie es formulierten "unabhängige Babeş" Uni demonstrierten, ist sogar in diesem thread zu sehen.Das nächste mal bitte etwas aufmerksamer argumentieren, Kollege bankban!

servus
lori
schrieb am 17.10.2009, 19:01 Uhr
Hallo Allerseits

Um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, damit es nicht wieder heisst, ich hätte keine Beweise, gebt auf google "Sabin Gherman" an und es erscheint ein Teil des Artikels aus dem September 2008 den Gherman "Adevarul" gegeben hat. Den Artikel auf der Online-Seite Adevarul konnte ich jedoch nicht finden!

Gruss
Lori
bankban
schrieb am 17.10.2009, 19:41 Uhr (am 17.10.2009, 19:47 Uhr geändert).
Aber lori, ist das nicht ein bisschen wenig nach so einem Hammerschlag von Artikel? Ein Interview und eine gescheitere regionale Partei/Bündnisgründung in 11 Jahren?
Wie erklärst du, wenn du nicht glaubst, er hätte was mit dem Geheimdienst zu tun, dass er vorher politisch kaum großartig in Erscheinung getreten war und auch danach kaum?
Meine These ist eben, dass selbst wenn er sich dessen nicht bewusst war, er ein Spielzeug des Dienstes war. Du weißt doch genauso wie ich, dass in Rumänien andauernd das Minderheitenthema hochgespielt wird zwecks Ablenkung...
Wieso sich Tibor hier zurückhalten soll im Forum, habe ich ehrlich gesagt auch nicht ganz verstanden. Da meldet er sich an, schreibt 2 Beiträge in einem Thread, der nicht einmal so brisant ist, dass er auf der ersten Seite auftauchen würde, und schon soll er sich gleich zurückhalten. Nein, ehrlich gesagt, verstehe ich nicht, wieso.
Und, lieber Lori, die Sache der ungarischen Uni kochte 2006/2007 zuletzt auf (meines Wissens). Das Thema ist übrigens auch unter den Ungarn Siebenbürgens nicht eindeutig, viele meinen nämlich dass 4 (= vier) Universitäten, wo man ungarisch lernen kann (BBU, Sapientia, Partium und in Marosvásárhely die Schauspielhochschule) genügend sind (vom Niveau der einzelnen Unis gar nicht zu reden - die haben schon ihre Gründe, warum sie ihre PhDs nicht veröffentlichen...). Mach dich mal mit der Publizistik der Boróka Parászka aus Neumarkt vertraut (A hét etc.), dann wirst du vll. auch kritischere Stimmen kennenlernen.
Tibor Szabolcs
schrieb am 03.05.2010, 00:34 Uhr (am 03.05.2010, 04:39 Uhr geändert).
Hallo liebe Leute!

Zwei schöne Musikclips-Links auf Youtube zu Siebenbürgen. Vor allem den Gesang von Sebestyén Márta, die schon das wunderschöne Lied "szerelem szerelem", den Titelsong des berühmten Filmes "Der englische Patient" sang, finde ich empfehlenswert. Sie wird international sehr geschätzt.

Erdélyország be szép ország 2008 - Sebestyén Márta
http://www.youtube.com/watch?v=x7ogHQMryMU&feature=related


Nach all den übertriebenen ungarn-pessimistischen Meinungen und Gezerre, den zutiefst herabwürdigenden, beschämenden Beiträgen zu den Csangok, die ich hier auf verschiedenen Threads vorfand, setz ich mal was pro ungarisches. Zum Lied "Siebenbürgen - wo die vier Flüsse tosen" habe ich auch den ungarischen Text beigefügt. So, jetzt wird wohl ein Geschrei und Steinewerfen einsetzen.


Erdely - Ott ahol zúg a négy folyó
http://www.youtube.com/watch?v=nsGg7BDDIws&feature=related

Most a rónák nyár tüzében ring a délibáb.
Tüzek gyúlnak, vakít a fény ragyog a világ.
Dombok ormain érik már a bor.
Valamennyi vén akácfa menyasszonycsokor.
Zöld arany a pázsit selyme, kék ezüst a tó.
Csendes éjjen halkan felsír a tárogató.

Ott ahol zúg az a négy folyó, ott ahol szenvedni jó,
Ott ahol kiömlött annyi drága vér, Ezredévről mond mesét a szél,
Búg a kürt az ősi várfokán, Honvéd áll a Hargitán.
S Erdély szent bércére zúgva száll,
Vissza száll a magyar turul madár!

Magyarföldről Székelyföldre szállnak fellegek.
Kigyúlnak a magyar tüzek, lobogó szemek.
Még az égen is, hadak útja jár, s a legendák hős vezére paripára száll.
Szebb lesz a nyár, szebb az ősz is szebben hull a hó.
Kolozsváron piros, fehér, zöld a lobogó.

Ott ahol zúg a négy folyó.
Ott ahol szenvedni jó.
Ott ahol kiomlott annyi drága vér.
Zeng a dal, Kolozsvár visszatér.
Búg a kürt az ősi vár fokán, Honvéd áll a Hargitán.
S Kárpát szent bércére búgva száll, büszkén áll a magyar turul madár!
Tibor Szabolcs
schrieb am 03.05.2010, 00:40 Uhr (am 03.05.2010, 04:51 Uhr geändert).
Zum Geschrei über die schreckliche und furchtbare Magyarisierung im Königreich Ungarn des neunzehnten und des frühen zwanzigsten Jahrhunderts habe ich folgendes zu sagen. Mit der französischen Revolution und dem allgemeinen erwachendem Nationalbewusstsein in Europa, erwachte bzw. erneuerte sich auch das Nationalbewußtsein der Magyaren. In Deutschland fand das auch statt, der Gedanke eines geeinten deutschen Vaterlandes. Die bisherige Kleinstaaterei und die Willkür des Adels wurde in Frage gestellt, dagegen aufgelehnt.

Die Situation in Ungarn war vor 1848 folgende, dass Ungarisch fast nur noch von der bäuerlichen Landbewölkerung gesprochen wurde. Die widerrum aufgrund der mangelnden Schulbildung kaum Lesen und Schreiben konnte. In Budapest und anderen großen Städten wurde Deutsch gesprochen. Die entscheidenden Verwaltungspositionen waren von habsburgischen Hofschranzen besetzt. Die Verwaltungssprache war Latein und Deutsch! In den von den Türken verwüsteten und von Menschen entleerten südlichen Landesteilen war von den Habsburgern slawisch und deutsch sprechende Bevölkerung angesiedelt worden. Dies oft mit dem strategischem Kalkül, wieder entwickelnden zusammenhängenden homogenen ungarisch sprechenden Gebieten, einen störenden Keil dazwischen zu treiben. Frei nach dem schon römischen Motto "Teile und Regiere"!! Dem entsprach auch das spätere aufeinanderhetzen der verschiedenen Völker der Länder der Heiligen Ungarischen Stephanskrone, durch die Habsburger und durch panslawistische Kräfte. Die Habsburger wurden sich später ihrer Dummheit, gerade die Ungarn als stärkstes bindendes Glied immer zu schwächen, bewusst, indem sie ihr Reich ganz verloren. Der letzte Habsburger auf dem Thron hatte da schon einen anderen Blickwinkel, wenn auch zu spät. Seit geraumer Zeit weilt immer irgendein Repräsentant der Habsburger in Ungarn, nimmt inoffiziell an Veranstalltungen wie z.b. die Pfingstwallfahrt in Csíksomlyó/Schomlenberg, dem großen Treffen der Ungarn in Erdely, zu denen viele Csankok und Szekler kommen, teil.

Unter anderem fand mit diesem Hintergrund der ungarische Freiheitskampf von 1848 statt, dem sich auch viele Angehörigere nicht ungarischer Völker anschlossen, auch Polen (wurde erwähnt, General Bem), ungarische Schwaben (General Klapka) usw.. Große Teile der kämpfenden Einheiten des ungarischen Heeres beherrschten gar nicht die ungarische Sprache. Díe Befehlsspache war oft Deutsch! Mit all diesen Hintergründen fing auch nach dem Ausgleich von 1869 eben die von manchem Sachsen gehasste Magyarisierungswelle an.

Doch was bitte schön mag daran denn auszusetzen sein, wenn unter beschriebenen damaligen Umständen ein Land seine eigene Nationalsprache wieder einführt und diese zur allgemeinen Schulpflicht, zur gültigen Verwaltungssprache erklärt, die jeder Einwohner des Landes zu Sprechen hat?! Entsprechende Verordnungen gibt es doch in jedem zivilisiertem Land der Erde. Warum wird dies gerade den Ungarn in ihrem eigenen Land so dermaßen schlecht angekreidet?! Man möge bitte vor allem Bedenken, dass trotzdem weitgehend alle anderssprachige Minderheiten (vor allem Schwaben und Sachsen) ihre berechtigte Identität aufrechterhalten konnten, wenn sie es wollten, und dies in bis zu über 1000 Jahren!! In den willkürlichen Trianon-Nachfolgestaaten Tschechoslowakei, Yugoslawien, Sowjetunion, Rumänien, in deren sozialistischer Völkerfreiheit ging diese Identität durch drakonische Zwangsmaßnahmen sehr schnell verloren. Im Vergleich mit diesen wahren Repressalien habe ich nur wenig Verständnis für das große Klagen wegen den Magyarisierungen.

Die ungarische Sprache war in Gefahr verloren zu gehen. Selbst große ungarische Persönlichkeiten, wie Kossuth Lajos, konnten nur schwer ungarisch sprechen und mußten im jungen Erwachsenenalter lernen ihre eigene Muttersprache flüssig zu sprechen, zu lesen. Entgegen dem oft vorgeworfenen allgemeinen Rassismus der Ungarn, begründete sich das Ungarntum hauptsächlich in der ungarischen Sprache und es spielte kaum eine Rolle, ob die Vorfahren überwiegend slawischer, romanischer, deutscher, jüdischer oder sonst einer Abstammung waren - oder einer "ungarischen Seele" auch wenn man sich des Ungarischen gar nicht so mächtig war. Wieso Rassimus, wenn z.B. Kodály Zoltán und Bartók Béla, zwei herausragende ungarische Musiklegenden, auch viel slawische und rumänische Musik, Tänze, Volksweisen sammelten und so dem Kulturbewusstsein auch dieser Völker beitrugen?

Deswegen ringt mir auch das Geschrei eines Kollegen hier, Petöfi Sándor, einer der großen "ungarischen" Helden, wäre gar kein echter Ungar gewesen, nur ein müdes wissendes Lächeln ab. Ähnliche Beiträge fand ich mehrere. Gerade diese Unkenntnis, dieses Nichtspürens des großen Vereinendens, des vereinenden Geistes der Völker der "Länder der Heiligen Ungarischen Stephanskrone", bewog die siebenbürger Sachsen dazu, sich 1848 auf die Seite der Habsburger, gegen den Freiheitskampf zu stellen und 1920 für die traurig-tragische Abtrennung Siebenbürgens vom ungarischen Heimatland zu stimmen. Was von mir und auch vielen anderen als totales Eigentor und dem Anfang des traurigen Identitäts- und Heimatverlustes der siebenbürger Sachsen gewertet wird, Verrat an denen die die Sachsen ursprünglich in IHREM Land Ungarn willkommen hießen und auch als trauriger Verrat an den Geist der Einheit jahrhunderter alter Völkerbündnisse gegen Feinde, die schon immer über die Karpaten drängten und gegen die Bollwerke des Abendlandes anstürmten. Das mag heroisch und pathosreich klingen, ist aber so. Vielen ist dies verständlicherweise nie bewusst geworden - was zu bedauern ist.

Wenn nun Sachsen dieser Unwissenheit hier zutiefst herabwürdigend über die Csangok, ihre Herkunft, ihren Dialekt, über ihre Armut, ihre verständlichen Probleme ihre Identität zu waren, Probleme die alle durch die rumänische Doktrin entstanden, schreiben, dann schäme ich mich der Menschlichkeit als solches und empfinde große Trauer. Wieso und was bewegt diese Menschen so über diese ungarische Volksgruppe so zu urteilen?! Was haben diese Menschen Euch getan? Ich für meinen Teil als Deutsch-Ungar bin sogar sehr stolz auf die Csangok! Zu den Csangok und der Pfingstwallfahrt in Csiksomlyó habe ich eine sehr Interessante Diplomarbeit eines österrechischen Studenten gefunden, unter Link: http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/104370.html

Wenn ich dann in den bundesdeutschen Trabantenstädten, in den tristen Hochhaussiedlungen, auf verloren wirkende ältere sächsische Mütterchen und Väterchen treffe, die ich an den Kunststofftüten und entsprechender Kleidung und den für mich merkbaren Sprachakzent, alsbald erkenne, dann spreche ich sie manchmal freundlich an. Wenn ich sie mit ein paar Worten auf ungarisch anspreche und Gemeinsamkeiten in Kultur, des Kulinarischen, der Vergangenheit usw. erwähne, dann merke ich immer ein erkennendes wehmütiges Aufleuchten in Ihren Augen und ein Lächeln auf Ihren Lippen. Ich empfinde dann Mitleid und Erkenntnis über das Vergangene, über Ihren Verlust.

Schöne Grüße Tibor
seberg
schrieb am 03.05.2010, 09:55 Uhr
@Tibor Szabolcs: „Entgegen dem oft vorgeworfenen allgemeinen Rassismus der Ungarn, begründete sich das Ungarntum hauptsächlich in der ungarischen Sprache und es spielte kaum eine Rolle, ob die Vorfahren überwiegend slawischer, romanischer, deutscher, jüdischer oder sonst einer Abstammung waren - oder einer "ungarischen Seele" auch wenn man sich des Ungarischen gar nicht so mächtig war.“

Das ist hoffentlich ein Missverständnis?! ... Was ist eine „ungarische Seele“?

Dass die ungarische Sprache so wie jede andere nichts mit Rassismus zu tun hat, das stimmt wohl, aber mit dem Begriff „ungarischen Seele“ beginnt er.

Joi! – kann ich da nur sagen...diese gefährliche Verwechslung und Vermischung von Nationalsprache und „Nationalseele“ (Ungerntum –› ungarische Sprache –› ungarische „Seele“) kann man ja vielleicht aus den geschichtlichen Ereignissen irgendwie verstehen, entschuldigen aber – wenigstens einem Gebildeten – kann man sie nicht!
gerri
schrieb am 03.05.2010, 11:15 Uhr
Hallo Tibor,wir haben ja soviele Jahre mit und nebeneinander gelebt, wir diese veschiedenen Nationen in
Siebenbürgen.Dieses oder das kleine Europabeispiel können wenige der Nationen nachweisen,die Erfahrung des Zusammen lebens auf engsten Raum.
Das die Szekler irgendwie nicht freundlich behandelt wurden
in den vorigen Artikeln finde ich nicht.Man sollte auch eine andere Meinung akzeptieren, vieleicht kann man daraus was lernen.Die Geschichte können wir sowieso nicht mehr ändern.
Zum Beispiel hat es mich immerschon gewundert, das in der ungarischen Zeit die Namen meiner Großeltern, rein deutsche Nahmen ungarisch geschrieben wurden: Georg=György,Rosina=Rozina, Martin=Marton (mit Apostr.)
Thomas=Tamas, Krauss= Krausz;
Die Rumänen haben es danach auch versucht:Georg = Gheorghe.....
In Ungarn ist mir auf den Friedhöfen,die ich bei dem Besuch einer Stadt oder Ortes besuche, das gleiche aufgefallen,
deutsche Nachnamen mit ausschließlich ungarischen Vornamen.
Sogar auf den den Gedenktafeln der Gefallenen in den Kriegen, sind nur ungarische Vornamen.Nicht ein jeder macht sich da Gedanken,ich schon.Wenn man die Geschichte aufrollen würde, wäre schon manches nicht so wie wir es heute sehen und urteilen ist leicht.
Zum Beispiel nach dem 1. Weltkrieg ist ein jeder der überlebt hat wieder an die Arbeit gegangen,hat vieleicht zu einem andere Land gehöhrt,musste sehen wie er seine Familie ernährt.Viele Witwen haben z.B. in Rumänien Witwenrente erhalten obwohl der Gefallene gegen Rumänien gekämpft hat
(das nur weil die Herren es so wollten)und keiner hat sich aufgeregt.Meine Oma war so ein Fall von Tausenden wie vieleicht auch in anderen Ländern.
Nach dem 2. Weltkrieg war das nicht mehr so.......

Gruß, Geri

Um Beiträge zu verfassen, müssen Sie sich kostenlos registrieren bzw. einloggen.