Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur

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gerri
schrieb am 25.02.2010, 15:08 Uhr (am 25.02.2010, 16:09 Uhr geändert).
Hallo Frau Decker,wir hoffen ja das beßte das uns das bestrebte Mutterland nie um die Ohren fliegt,auf jeden Fall glaub ich würden wir die Zugerasten, mit unserer Erfahrung das Übel besser überstehen.
Jetzt zum Thema "Russland-Verschleppung" das ich klären muß,
zu der Zeit war ich nur 6 Monate alt so war meine Mutter gerettet,und Vater war in englischer Kriegsgefangenschaft
von wo er aber Ende 45 Nachhause kam,da er als verwundeter rumänischer Soldat entlassen wurde.Es ist eigentlich Privatsache, aber es soll kein Missverständniss geben.

Gruß, Geri.
Karin Decker
schrieb am 25.02.2010, 17:10 Uhr
@ gerri:

Danke für die Präzisierungen im Zusammenhang mit Vermögen und Russlandverschleppung!

So weit ich weiß, haben die „Herren“ Nationalkommunisten in Rumänien keinerlei Rücksicht auf ärmere deutsche Familien genommen; haben sie doch erst einmal dafür gesorgt, dass alle gleich arm werden.

Deutscher Abstammung zu sein, wiegte ungleich schwerer, als die soziale Herkunft. Und diese Direktive hatten die Rumänen von Väterchen Stalin persönlich erhalten. So ist wenigstens der aktuelle Wissensstand & tiefer lassen sie uns vorsichtiger Weise nicht in ihre Archive blicken.
getkiss
schrieb am 25.02.2010, 18:14 Uhr
@Karin Decker:"Deutscher Abstammung zu sein, wiegte ungleich schwerer, als die soziale Herkunft. Und diese Direktive hatten die Rumänen von Väterchen Stalin persönlich erhalten. So ist wenigstens der aktuelle Wissensstand & tiefer lassen sie uns vorsichtiger Weise nicht in ihre Archive blicken."

Das ist wohl eine etwas naive Sichtweise. Wer´s glaubt wird selig. Stalin hätte von solchen Direktiven - die Verschleppung in die SU mal ausgenommen - wenig davon gehabt. Dagegen spricht auch dass letzt endlich die Enteignung landesweit durchgeführt wurde, nicht nur bei den Deutschen. Und dagegen spricht auch das gegen die Kommunisten erstens rumänische Partisanengruppen kämpften.

Die Entnationalisierungspolitik war eine konstante der vergangenen rumänischen Regierungen, sie begann lange vor den Kommunisten. Das hängt vor allem mit dem Besitz von Banat und Siebenbürgen zusammen, bis heute. Betrachten wir mal die vorgeschriebene Repräsentanz bei dem zuletzt abgehaltenem Kongress der rumänischen "Sozialisten". Da waren für Bukarest so viele Delegierte vorgesehen wie für andere 6 Kreise, in die Gremien wurde niemand aus dem Banat oder Siebenbürgen gewählt....
Ähnlich verhaltet sich mit den Geldmitteln die den Kreisen zugewiesen wurden und werden. Zum Steuernzahlen willkommen, ansonsten Pause...Das sich trotzdem banater und siebenbürger Kreise trotz dem stürmisch entwickelten ist vor allem den ausländischen Investoren zu verdanken...
seberg
schrieb am 25.02.2010, 18:21 Uhr
Also, meiner Meinung nach wiegte weder die deutsche Abstammung noch die soziale Herkunft schwer...
gerri
schrieb am 25.02.2010, 18:31 Uhr (am 25.02.2010, 18:40 Uhr geändert).
Hallo Frau Decker, deutscher Abstammung waren wir schon,aber sein Komandant
hat sich für Vater eingesetzt,weil er von Anfang bis Ende sein Übersetzer (rum.-deutsch) und Fahrer war als auch als Invalide vom
rumänischen Heer entlassen wurde.So gab es keine Enteignung(vom Haus)und keine Verschleppung nach Russland.
Nun glaube ich, haben wir alles geklärt das Private.
Und das alle einmal gleich arm werden,schadet eigentlich gar nicht nach zwei drei Generationen, es ist wie nach dem mähen ein jeder muß von neuem selber schaffen nicht mit Arroganz sagen wir haben oder wir hatten das und jenes, womöglich geerbt.

Gruß, Geri
seberg
schrieb am 25.02.2010, 19:08 Uhr
Geri, Sie werden mir immer sympathischer!
Trotz oder gerade wegen des Goethe-Spruch...äh...wie war das noch...Was du ererbt hast...
Lavinia
schrieb am 25.02.2010, 19:31 Uhr
@seberg. Anfangs erwägte ich, mir solche Äußerungen zu verbieten, nämlich dass die deutsche Abstammung schwer wiegte, aber schließlich erwog ich dann doch Milde walten zu lassen und mir solcherart Äußerungen nicht zu verbitten, gerade auch, weil klar ist, dass die deutsche Abstammung tatsächlich nicht schwer wog...
Karin Decker
schrieb am 25.02.2010, 20:49 Uhr (am 25.02.2010, 20:55 Uhr geändert).
@ gerri:

Das ist aber eine wunderschöne Idee (stammt die von Ihnen?), dass wir alle, gleichsam auf der grünen Wiese, ganz von null anfangen sollen, ohne irgend ein Erbe oder eine Mitgift. Wozu denn auch?

Wir sollten auch alles durch eifrige Beobachtung selbst erlernen und so zu Erkenntnissen gelangen, die ganz taufrisch und jungfräulich schön sind!

Die einzige Ausnahme bei dieser Reorganisation der menschlichen Gesellschaft sollte die rumänische Mafia sein, in deren verantwortungsvolle Hände wir das ohnehin veraltete Erbe unserer Vorfahren legen. Wenn die rumänischen Korrupties es nötig haben, sich mit unseren Häusern und Grundstücken abzugeben, wenn sie unsere Wälder verhökern und unsere Felder immer weiter verschachern, sollten wir einfach drüberstehen, weise lächeln und uns an dem aus eigener Kraft Erwirtschafteten freuen.

„… und wenn sie nicht ausgestorben sind, dann bauen sie sich immer noch ohne die Hilfe ihrer Altvordern von Generation zu Generation eine immer wieder neuvergoldete Zukunft auf …“
Karin Decker
schrieb am 25.02.2010, 21:12 Uhr (am 25.02.2010, 21:13 Uhr geändert).
@ Lavinia:

Nun, die deutsche Abstammung wog wohl nicht schwer genug, weil ihr die dynamische Kraft zur Deportation nach Russland und später zur Exilierung nach Deutschland übertragen werden konnte.
Lavinia
schrieb am 25.02.2010, 21:13 Uhr (am 25.02.2010, 21:29 Uhr geändert).
@Karin Decker. Interessant, ja abenteuerlich geradezu diese Abstammung mit der dynamischen Übertragungskraft...;-)


Der gute Mensch von Oppenheim...

www.allgemeine-zeitung.de/region/oppenheim-nierstein-guntersblum/oppenheim/8491657.htm
Karin Decker
schrieb am 25.02.2010, 21:30 Uhr (am 25.02.2010, 21:33 Uhr geändert).
Stimmt das denn?

Hat Peter Grosz, wie seine Ehefrau Andrea behauptet, „seine Spitzeltätigkeit durchaus auch in länger zurückliegenden Jahren immer wieder öffentlich thematisiert“? – Das hieße ja, es habe ihm keiner recht glauben wollen oder Richard Wagner habe nur wiederholt, was Peter Grosz längst zum Besten gab …

Höchst merkwürdig.

@ Lavinia:

Sie sehen, wie kreativ man „Wahrheiten“ an seine hauseigene Ideologie anpassen kann.
getkiss
schrieb am 25.02.2010, 22:58 Uhr (am 25.02.2010, 22:58 Uhr geändert).
Ein lebenslänglich verurteilter kommt fast immer nach 15 Jahren raus.
Grosz ist seit ca. 30 Jahren hier tätig, wie geschildert von so einigen aus der Bevölkerung geschätzt.
Ich möchte ihn nicht seiner Schuld entheben. Aber bei mir gilt nach der Beichte: "Absolvo te...".
Wenn die Behauptung seiner Frau den stimmt, billige ich das auch ihm zu.
Ist den überhaupt wegen ihm jemand unter Folter gekommen, wie ein Namenloser Kommentator unter dem Artikel behauptet?

Ohne Schuld?
Karin Decker
schrieb am 25.02.2010, 23:15 Uhr
@ getkiss:

Ja, wir benötigen weder Sündenböcke noch neue Opfer, sondern Menschen, die uns helfen, besser zu verstehen, was die rumänischen Nationalkommunisten mit uns angestellt haben und wie sie dabei vorgingen.

Jeder, der vor seiner „Enttarnung“ das ihm auferlegte Schweigen bricht, zeigt menschliche Größe, die anerkannt zu werden verdient.

Es wäre nur gut, wenn sich das auch überprüfen ließe. Gab es denn Zeugen solcher öffentlicher Thematisierungen seiner Spitzeltätigkeit für die Securitate durch Herrn Grosz? Und: worin bestanden diese „Thematisierungen“?
Lavinia
schrieb am 25.02.2010, 23:21 Uhr
getkiss. "Ist den überhaupt wegen ihm jemand unter Folter gekommen, wie ein Namenloser Kommentator unter dem Artikel behauptet?"

Das sind die Art Fragen, deretwillen man solche 'Enthüllungen' m.E. in der Öffentlichkeit diskutieren muss. Auch wenn sie emotionsgeladen sein mögen, sind sie notwendig. Dass eine fachspezifische, sachliche Auseinandersetzung ebenso dringend notwendig ist, bleibt, dessen ungeachtet, unbestritten.

Karin Decker
schrieb am 26.02.2010, 08:14 Uhr
gerri sagte:
„Und das alle einmal gleich arm werden, schadet eigentlich gar nicht nach zwei drei Generationen, es ist wie nach dem Mähen ein jeder muss von neuem selber schaffen nicht mit Arroganz sagen, wir haben oder wir hatten das und jenes, womöglich geerbt.“

Worauf seberg unter vorgegaukeltem Schulterschluss mit dem Geheimrat aus Weimar uns seine humanistisch-humane Gesinnung wissen ließ:
„Sie werden mir immer sympathischer!“

Wenn ich auch die Kühnheit des Gedankens, oder wie seberg, die Goethe-Nähe von gerris Vorschlag nicht vollends bewundern kann, so muss ich dennoch zugeben, dass ich von solcher Rede durchaus ergriffen bin. Sie bedeutet Trost und Wohlklang in den Ohren aller Armen und arm Gehaltenen dieser Welt (immerhin der bei weitem größte Teil der Menschheit).

Beeindruckend ist auch das Visionäre an den hier postulierten „zwei, drei Generationen“, wonach bitteschön wieder einmal Zeit sei für tabula rasa. Freilich ist gerris Nachkommen nicht zu wünschen, dass sie im vierten Gliede ganz von neuem beginnen sollen. (Im übrigen wäre es vermutlich noch gerechter, wenn gerri erst mal alles verjuxt, damit bereits seine Kinder die Chance des Neubeginns ergreifen können.) Wie alles Unreflektierte, wirken solche im Brustton der Überzeugung vorgetragene Ansichten herzerfrischend und ungemein sympathisch.

Aber ganz so unreflektiert scheint der markige Ausspruch nicht gewesen zu sein, gilt diese Maxime doch, wie wir aus dem vorangegangenen Dialog erfahren, hauptsächlich dann, wenn man einer Familie entstammt, die ohnehin nichts besitzt. Dann solle man bitteschön auch auf Restitutionsforderungen anstandshalber verzichten!

Das ist freilich schade … Denn bei der postkommunistischen Restitutionspraxis des Staates Rumänien hätte gerade ein gerri, dessen Familie nichts hat konfisziert werden können, die allergrößten Chancen auf Rückgabe dieses Nichts.

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