Zukunft und Perspektiven der Deutschen Minderheit in Rumänien

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joker
schrieb am 19.11.2009, 15:15 Uhr
@ Zacken:

weil Sie die Mundart ansprechen, die aus unserer Sicht einer der Hauptbausteine der siebenbürgischen Identität ist, und wie jede Mundart oder jede Sprache eben gesprochen und gehört werden muss um lebendig zu sein und zu bleiben.

Aus dieser Erkenntnis heraus haben wir das Saksesch Radio RTI (Radio Transsylvania International) ins Leben gerufen, ein Internetradio welches mit Sendungen in siebenbürgischer Mundart eben dieser Anforderung gerecht werden möchte.

Abseits der Diskussionen über die Wertigkeiten der einzelnen Gruppierungen der SBS, ob in RO in D oder sonstwo auf der Welt lebend, möchten wir als verbindendes Medium verstanden werden, und allen Gruppierungen die Möglichkeit geben mit einem eigenen Programm, ihren Dialekt und ihren Anliegen eine Platform zu geben. Jeder der möchte kann bei uns einen Sendeplatz erhalten und damit zu einem möglichst bunten und möglichst vollständigem und vollwertigem Radioprogramm für Siebenbürger Sachsen und an Siebenbürgen Interessierte beitragen.

Wir sind offen für Kooperationen und arbeiten gerne mit allen Interessierten zusammen und geben Hilfestellung bei allen technischen Fragen.

Weitere Informationen auf http://rti-radio.de, demnächst mit komplett überarbeiter Website und neuer Programmstruktur. Wir würden uns freuen wenn auch aus Siebenbürgen Leute mitmachen würden um so zum Dialog und zum gegenseitigen besseren Verständnis beigetragen werden könnte.

J.Schiel
Vorsitzender des RTI e.V. und Initiator des Projekts RTI
BennyJozsa
schrieb am 19.11.2009, 15:34 Uhr
@ Joker

Vielen Dank für das Angebot. Wir werden gerne mit Ideen und Vorschlägen an Sie herantreten.
Mit freundlichen Grüßen
bankban
schrieb am 19.11.2009, 16:22 Uhr
Die Idee mit den Dialekten finde ich auch sehr wichtig!
der Ijel
schrieb am 19.11.2009, 16:36 Uhr
---höre Wald was deine Bäume sagen----
Regine ( Jini )
schrieb am 19.11.2009, 16:36 Uhr
@ Schreiber

"măi, ich geh repede la magasin, mich wartet die vecina, că are o treabă cu mine." - aufgeschnappt im Hof der Brukenthalschule im Frühjahr 2009.

Als ich das eben las, schwankte ich nur ganz kurz zwischen Betroffenheit und Amüsiertheit. Ich entschied mich fürs Lachen.

Ähnliche Sätze kann man hier in Deutschland auf jedem Schulhof von z. B. türkisch abstämmigen Jugendlichen hören. Deren Eltern sind ob dieses Kauderwelsches auch "not amused".
Na und? Damit werden sowohl türkische als auch sächsische Eltern leben müssen (ich weiß, der Vergleich ist nicht fair: Die Türken kamen "freiwillig" nach Deutschland...).
Ich persönlich finde eine Multi-Kulti-Gesellschaft sehr erfrischend (obgleich Rumänien kein Multi-Kulti-Staat ist).

Mir fällt eine kleine -wahre- Geschichte ein, die sich meine ehemaligen Dorfbewohner immer noch erzählen:
Zu einer älteren Frau kam ein cioban und fragte sie, ob sie
zu Ostern mal wieder ein Lämmchen haben wollte, Käse usw.
Die Frau wollte etwas Bedenkzeit haben und sagte dem Rumänen:
"vine mîine peste mine..."

pavel_chinezul
schrieb am 19.11.2009, 17:07 Uhr
In welche Richtung auch immer sich das Deutschtum in Rumänien entwickeln wird, es wird nicht aufzuhalten sein, egal ob es einem einzelnen passt oder nicht. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob z.B. ein Siebenbürger-Sachse aus dem 17.Jh, über die heutige Entwicklung wirklich glücklich wäre, wenn er es miterleben könnte, aber sie hat nun mal so stattgefunden.

Die Diskussion im Thesenpapier dreht sich ganz eindeutig um die deutsche Minderheit in Rumänien. Für mich ist ganz klar definiert: Deutsche vor Ort, egal ob es rumänische Staatsbürger sind oder nicht. Die Deutschen außerhalb Rumäniens, egal ob sie mal da gewohnt haben oder nicht, haben in dieser Organisation als Mitglieder nichts zu suchen. BY, BW, NRW usw. liegen nicht in Rumänien. Die Organisationen oder einzelne Menschen von außerhalb sollten partnerschaftliche Verhältnisse mit ihnen aufbauen, wenn sie wollen, um sie zu Unterstützen, aber nicht mehr.

pedimed
schrieb am 19.11.2009, 17:26 Uhr
In den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts war ich mal mit einem Freund von Mediasch die 64 km nach Hermannstadt gefahren und auch wieder zurück. Auf dem großen Ring Richtung Ausfahrt Richtung Bahnhof war eine Konditorei in der wir Pause machten. Dort war eine alte Frau mit ihren Enkelkindern und fragte die: wealt ăr noch ăn Prăjitură uch ăn Îngheţată? Dieses gemerkel war uns Mediaschern fremd aber wie festgestellt, vermutlich in HST üblich????????
Regine ( Jini )
schrieb am 19.11.2009, 17:40 Uhr
@ pedimed

... herrlich, lach´ ohne Ende!!!

Und das bereits in den Fünfzigern... Worüber jammern und beschweren wir uns eigentlich?
BennyJozsa
schrieb am 19.11.2009, 19:57 Uhr
@ pavel_chinezul
Ausgangspunkt der Diskussion war sicher sicher die deutsche Minderheit in Rumänien, im Falle Siebenbürgens die Sachsen.
Vielleicht habe ich mich getäuscht, aber ich dachte es ist den Sachsen in BY, BW und NRW wichtig, dass es noch Sachsen in Siebenbürgen gibt, wenn möglich noch in 50 Jahren?
Regine ( Jini )
schrieb am 19.11.2009, 20:44 Uhr
An Martin der Ijel

Diese Worte von Dir habe ich eben in meinem Posteingang vorgefunden:

keine Witze hier bitte
es passt nich was du hier herein laberst
hier wird ernst, über ernstes thema geschprochen
und nicht gewitzelt
entschuldigung
Gruss martin der Ijel

Also, Ijel, an der Unangemessenheit Deiner Wortwahl kann ich erkennen, daß ich einen Stachel bei Dir angesetzt habe und ich ahne auch welchen: Es waren meine Äußerungen über eine erfrischende Multi-Kulti-Gesellschaft, das "schmeckt" Dir anscheinend nicht.
By the way: Eine derartige -gelinde gesagt- laxe Wortwahl solltest Du Dir verkneifen; wir kennen uns nicht, sie könnte "unschön" von mir erwidert werden. Tut sie aber nicht, ich besitze genügend intelektuelle Festigkeit und obendrein ein eher heiteres Gemüt.
- Außerdem hast Du Dich entschuldigt -

Übrigens: Das war kein Witz! Du hast mir mal geschrieben daß Du viele Seiburger kennst. Frage die mal, sie wissen wer die Frau war.
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Ja, es ist gewiß ein ernstes Thema, wenngleich aber eine Problematik, die die Menschheit seit Anbeginn beschäftigt: Auswanderung/Einwanderung, Integration, Assimilierung, Verlorengehen der Kultur...
Was ist falsch daran, wenn drüben wie hüben dank´ uns allen/in uns allen etwas Neues entsteht? Niemand von uns kann die Entwicklung dieses "Neuen" aufhalten. Also ist es ratsam und klug, sich im liberalen und toleranten Denken zu üben ( unser Denken steuert unser Handeln! ), um sich an dem Neuen zu erfreuen und das Beste daraus zu machen.

Ich halte ein Siebenbürger Ghetto-Wohnen (Beispiel: Drabenderhöhe) langfristig für fatal, ist es doch ein Hemmnis für alle assimilierungswilligen Menschen der nächsten Generationen.
Jeder Mensch sollte unbedingt selber über sein Leben entscheiden und auch, in welchem Maße und wie lange er alte Traditionen und Kulturen pflegen und weitergeben möchte.

Von Menschen aus dem Ruhrgebiet habe ich den Satz "Da hilft alle nix" übernommen. Herrlich zutreffend für -fast- alle Lebenssituationen.
Intelektueller -wenngleich inhaltlich ähnlich- ist der Satz Marc Aurels: "Es gibt Dinge, die sich nicht ändern lassen".
Mit der Internalisierung solch´ kluger Worte läßt es sich leichter leben.

pavel_chinezul
schrieb am 19.11.2009, 21:57 Uhr
An User@BennyJozsa

Ich glaube sie missverstehen mich ein bisschen. Mir ging es bei der erwähnten Aussage, einzig und allein um die Mitgliedschaft in ihrer Organisation, denn sie ist die Vertretung der Deutschen in Rumänien. Ich hatte es auch in einem Kommentar weiter oben begründet, warum ich das meine, kann ihnen aber die Passage gerne angeben (Auf Seite 5,Erstellt von pavel_chinezul am 19.11.2009, 13:29 Uhr und am 19.11.2009, 13:35 Uhr geändert-Ich finde, eine siebenbürgisch-sächsische Identität gibt es schon lange nicht mehr. Die gab es zu der Zeit, als man bereit war sich nicht vertreiben zu lassen und die Kirchenburgen zur Abwehr erbaute, sich von Hungersnot, Pest und Tod nicht entmutigen ließ, gute Schulen zwar in der Ferne besuchte, aber mit dem neuerworbenen Wissen in die Gemeinschaft wieder zurückkehrte, um sie mit den anderen zu teilen usw. Der Niedergang fing an, als man nicht mehr bereit war gegen alle Widrigkeiten zu kämpfen und sein Heil anderswo suchte). Beziehen sie bitte diese Aussage nicht auf die, die noch vor Ort sind, sondern auf die, die weg sind. Natürlich ist es wünschenswert, dass es auch weiterhin eine deutsche Kultur in Rumänien geben soll, deshalb meine Aussage, der Kooperationen untereinander.
Eine Mitgliedschaft der außerhalb Rumäniens Lebenden finde ich deswegen problematisch, weil die Lebensumstände zu unterschiedlich sind und somit auch die Interessen. Alles unter einen Nenner zu bringen, würde einer Sisiphusarbeit gleichen. Außerdem befürchte ich ein Nachlassen des Interesses der nachfolgenden Generationen in Deutschland.
rhe-al
schrieb am 20.11.2009, 01:08 Uhr
Zitat pedimed:
(...) Dort war eine alte Frau mit ihren Enkelkindern und fragte die: wealt ăr noch ăn Prăjitură uch ăn Îngheţată? Dieses gemerkel war uns Mediaschern fremd aber wie festgestellt, vermutlich in HST üblich????????

@pedimed, Respekt, wenn dir nach so langer Zeit dieser Satz im Gedächtnis hängen geblieben ist.

Mitnichten üblich, für das in Hermannstadt üblich gesprochene Sächsich, würde ich sagen.
Schreiber
schrieb am 20.11.2009, 08:40 Uhr
Hallo Pedimed. Die Frau war sicher nur aus Mediasch zu Besuch, das erkennt man schon am ersten Wort: Wealt hätte eine Hermannstädterin nie gesagt, eher ein gestelztes "Wällt" und für Eis ein "Gefriiränet" und den Kuchen ein "Gebääck". Eine Kronstädterin war es auch nicht, die hätte noch was ganz anderes gesagt. )

Zu dem Zitat aus dem Hof der Schule: stimmt alles, was gesagt wurde. Dass es solche Sätze auch in Schulen in Deutschland gibt, macht die Sache aber nicht besser. Wenn solche Entwicklungen hingenommen werden, landen wir irgendwann beim Esperanto und einem vereinheitlichten Menschen.

Es geht bei der "Authentizität" im hier thematisierten Thesenpapier (nur darum ging es) ja gerade um die Aufrechterhaltung unserer Kultur, mit allen Aspekten, einschließlich unserer Mundart.

Servus
Winfried Ziegler
schrieb am 20.11.2009, 09:49 Uhr
Zu Schule und Sprache möchte ich mich nochmals äußern. Die deutschen Schulen in Siebenbürgen können angesichts der nationalen Zusammensetzung von Schüler- und Lehrerschaft nicht mehr als Ort der Weitergabe siebenbürgisch-sächsischer Identität dienen. Es sind rumänische Staatsschulen an welchen in deutscher Sprache unterrichtet wird. Es sind Schulen, an welchen die Deutsche Sprache und Kultur vermittelt wird, und an denen die Schüler einiges über die Geschichte und Traditionen der Siebenbürger Sachsen erfahren. Soviel und nicht mehr. Da können wir kaum etwas daran ändern. Diese Schulen können uns nicht mehr als Messlatte dafür dienen, wie es um die siebenbürgisch-sächsische Identität bestellt ist, sie zeigen aber deutlich, wie groß dass Interesse der rumänischen Mehrheitsbevölkerung an der deutschen Sprache und Kultur ist. Sie bieten zugleich den wenigen sächsischen Kindern die Möglichkeit einen qualitativ guten deutschen Schulunterricht zu besuchen, der aufgrund unserer geringen Zahl sonst nicht mehr in dieser Form aufrecht erhalten werden könnte, und ermöglichen also die zukünftige Existenz einer siebenbürgisch-sächsischen Identität.

@Schreiber
Ihrer Aussage „Schon diese Internetseite ist vielleicht mehr ´Siebenbürgen´ als der Hof der Brukenthalschule im Jahre 2009. „ verwundert mich sehr. Auch wenn Sie Siebenbürgen in Anführungszeichen setzen. Im virtuellen Internet arbeiten wir mit virtuellen Identitäten. Jeder kann sich unter seinem Namen oder unter einem Pseudonym einloggen. Kann sein Foto, oder das eines anderen, oder gar keines einstellen, kann sich äußern so lange er Lust dazu hat und wann immer unter anderem Namen wieder auftauchen. Eine solche virtuelle Welt kann nie die reale Welt ersetzen, und dass ist auch gut so. Das Leben in Siebenbürgen welches immer im Karpatenbogen verankert bleibt, impliziert ganz andere Verbindlichkeiten, konkreter, greifbarer Natur. Und dabei geht es mir nicht um den Gegensatz „körperlich – geistig“, sondern „verbindlich – unverbindlich“.
pedimed
schrieb am 20.11.2009, 13:21 Uhr
@ Schreiber: Die Frau war eher eine Neppendorferin, die mit ihren Enkeln mal eine Konditorei besuchte. Wenn ich als Mediascher nach 50 Jahren meine Mundart zum schreiben verwende, heisst das noch nicht, daß Madam auch mit dem Fahrrad sich nach HST bewegt hat, um mal einen Kuchen und ein Eis mit ihren Enkeln zu geniessen! Host mi ????????

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