Zukunft und Perspektiven der Deutschen Minderheit in Rumänien

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bankban
schrieb am 19.11.2009, 09:03 Uhr (am 19.11.2009, 09:09 Uhr geändert).
Ich finde die Berührungspunkte der Beiträge von Schreiber und BennyJózsa mit dem Heimatthread ("Denn wo ist...") interessant. Auch dort wurde nämlich mehrfach die Frage angeschnitten, ob Heimat nun eher etwas Geographisch-Konkretes oder etwas Mental-Theoretisches sei. Ich verstehe die zwei erwähnten Beiträge so, dass Schreiber mehr zum Mentalen, BennyJózsa hingegen mehr zum Geographischen neigt. Ich glaube, dies ist insofern nachvollziehbar, als ja letztlich damit beide auch (implizit) ihre jeweilige Entscheidung untermauern, die nämlich, wo sie leben. Ich stelle daher die Frage, die manche vielleicht ketzerisch empfinden werden: Ist die Debatte nicht auf einer bestimmten Ebene auch eine Art Rechtfertigungsdebatte?

Des weiteren: Bietet nicht jede Einstellung implizit auch eine Antwort auf den Titel "Zukunft und Perspektiven"? Nämlich einmal die Antwort, wonach diese Zukunft und Perspektive (aus Schreibers Sicht) nicht in Siebenbürgen liegt (denn dort sind bereits die Schulen majorisiert/rumänisiert, die Sprache der Kinder verkümmert, also ist die sächsische Kultur dem Untergang geweiht - dort?). Die Antwort der Dortgebliebenen (BennyJózsa) hingegen lautet (oder scheint zu lauten); nein, selbst wenn es Schwierigkeiten gibt, sind wir Siebb. Sachsen nur in Siebenbürgen vorstellbar, denn in Deutschland werden wir im Laufe der Zeit (und wenn nicht wir, dann unsere Enkel) zu Rheinländern etc.

Letztlich führt also jede der beiden Einstellungen, meiner Meinung nach, zu der Konsequenz, dass der jeweilige Vertreter meint, "echtes" und "authentisches" Soxentum sei nicht überall möglich, ja, anderswo als wo man selbst ist,
ohne Zukunft und ohne Perspektive.

[Hier könnte man natürlich einhaken und fragen, was die jeweiligen Partner unter "Sachsentum" oder auch "Dt. Kultur" verstehen. Aber das würde bestimmt zu weit führen.]

Meine persönliche Meinung: die Einstellung Schreibers, nämlich Pflege und Aufrechterhaltung sächsischer Identität der (bewußten) Entscheidungsfreiheit des Individuums zu überlassen ("im Kopf"), ist mir sympathischer, weil sie etwas so Delikates und Schwieriges sowie Persönliches locker und liberal handhaben will (so scheint es mir, aber vll. habe ich Schreiber missverstanden). Jeder entscheidet selbst, ob er Teil der sächsischen Gemeinschaft ist - unabhängig davon, ob er in Schässburg oder in Dinkelsbühl lebt. (Hier scheint sich ein Widerspruch aufzutun, denn Schreiber schrieb ja auch von der verkümmerten Sprache der Schulen in Siebb., also seiner "Furcht" von deren Aussterben. Wenn allerdings Identität im Kopf sich entscheidet (ebenfalls Schreibers Satz), dann können wir nicht ausschließen, dass jemand, dessen Hermannstädter Deutsch meilenweit von dem Hochdeutsch in Hannover entfernt ist, dennoch später bewusst und rational anfängt, dieses zu verbessern, zu pflegen).
Das Festhalten an der "Scholle", BennyJózsas Einstellung, erscheint mir dagegen (und hier bitte ich um Entschuldigung) durchaus etwas rückwärtsgewandt, den Zeiten, als man Boden und Ethnie in Korrelation setzte. Ich weiß, dass er das so nicht meinte, deshalb die Entschuldigung im Voraus. Jedoch habe ich nun einmal diese Assoziationen..., die natürlich falsch sein können, aber dann bitte bitte ich um Nachsicht und Korrektur.
seberg
schrieb am 19.11.2009, 09:41 Uhr
@bankbans Differenziertheit und Ausgewogenheit seiner Überlegungen kann ich nur wieder einmal befürworten und bewundern. Meine eigenen empfinde ich im Vergleich dazu als radikaler:

Habe ich richtig verstanden: die künftige Identität und Authentizität der Siebenbuerger Sachsen hängt vom Wohl und Weh einer Sozialisation ab, die zwischen Scilla-Rumänien und Charybdis-Irgendwo-Auf-Der-Welt schippert?

Den (An-)Spruch von Schreiber, der ‚richtige Ort’ für Authentizität sei der Kopf und nicht der ‚Hattert’ „ , d.h. also seine Meinung, Identität, Authentizität und Heimat sei im Kopf zu konservieren und müsse/solle nicht den Fährnissen von Geographie und Gesellschaft überlassen werden, kann ich schon verstehen. Ob es aber gelingt? Mein Optimismus hält sich eher daran, dass notgedrungen etwas Neues entsteht.
Schreiber
schrieb am 19.11.2009, 11:51 Uhr (am 19.11.2009, 11:55 Uhr geändert).
@seberg:

das sehe ich auch so. es entsteht sicher etwas "neues", hier und dort. In diesem Zusammenhang halte ich die Überlegungen zu einer "Authentizität" für wichtig. Ich werte sie nicht, weil es aus meiner Sicht gleichwertig ist, ob jemand sich in Hermannstadt in Richtung Rumäne oder in Köln in Richtung Rheinländer entwickelt. Beides sind menschlich selbstbestimmte Existenzen, die aus der Natur der Sache heraus gleichwertig sind.

Aus subjektiven Gründen würde ich es jedoch bevorzugen, wenn das Neue näher am Sächsischen bleiben würde, weil es einfach schade um die Inhalte wäre, die man in beiden Fällen (sowohl dem Rumänen als auch dem Rheinländer) verlieren würde.

Und schon aus dieser Debatte erkennen wir, dass es um die Inhalte und nicht den "Hattert" geht, sonst wäre ja Herr Cioaba auf dem richtigen Hattert ein Sachs´und wir hätten einen König...

@ Jozsa: sehr interessant und zutreffend halte ich Ihre Feststellung, dass auch wir uns ja nicht auf dem Hattert treffen, sondern hier im Internet, im Chat. Hatte nicht Fabritius in Birthälm dazu aufgerufen, wir sollten "die ganze Welt zu unserem Siebenbürgen machen" ?.

Schon diese Internetseite ist vielleicht mehr ´Siebenbürgen´ als der Hof der Brukenthalschule im Jahre 2009.

Vielleicht müssen wir den "Hattert" "entmythologisieren".

Grüße
BennyJozsa
schrieb am 19.11.2009, 11:55 Uhr
@ bankban
Ihre Argumente leuchten mir durchaus ein, doch möchte ich einiges noch präzisieren:
Ich habe ein Problem mit dem Wort "authentisches Sachsentum." Authentisch impliziert ein "Echtheitszertifikat". Wer soll das vergeben? Die Dorfgemeinschaften, die das früher vergaben ("er ist ein echter Michelsberger, seine Großmutter wohnt auf Nr. 103") gibt es so nicht mehr. Außerdem ist authetisch ein statischer Begriff. Wir aber befinden uns in einer stetigen Entwicklung.
Uns ging es aber um etwas anderes: Wir haben einen Ist-Zustand festgestellt und uns Gedanken gemacht, wie die Zukunft aussehen könnte.
Dabei kann von einem Festhalten an der Scholle keine Rede sein: Ich bin in Siebenbürgen geblieben so wie andere ausgewandert sind. Das ist der Ist-Zustand, Punkt.
Die Kernfrage aber lautet: Wie wird aber das Sachsentum der dritten Generation (meiner Enkel) aussehen? Für Siebenbürgen haben wir versucht Antworten zu finden. Für Deutschland müssen Sie sie suchen. Aber eines möchte ich unterstreichen, falls es nicht so durchgeschienen ist: Wir arbeiten im selben Weinberg, hüben wie drüben. Und als solches muss sich keiner vor dem anderen rechtfertigen.
Ich kann auch dem Gedanken durchaus folgen, dass sich ein individuelles und persönliches Sachsentum entwickelt hat, dass Ihnen lieb und teuer ist. Aber wie sehen Sie ein persönliches Sachsentum in fünfzig Jahren, wenn Ihre Enkel mit Siebenbürgen nichts anderes verbinden als die Bilder aus RTL zum Thema Rumänenbanden?
Da aber liegt der Hase im Pfeffer begraben: Kann ein Sachsentum noch möglich sein, wenn die dritte Generation keinen Bezug mehr zu Siebenbürgen hat?
Die oberen Frage ist keine rhetorische Frage, ich versuche nur über diese Frage Klarheit zu erlangen.
Was der jeweilige Partner unterm Thema Sachsentum versteht, finde ich einen spannenden Ansatz. Vielleicht öffnen wir mal einen separaten Thread zu dem Thema.
BennyJozsa
schrieb am 19.11.2009, 12:01 Uhr
@ Schreiber
Bloß nicht den Hattert entmythologisieren, sie treffen damit das siebenbürgische Wesen ins Mark! Als ich vor einigen Jahren bei einem Kronstädter im Auto sagte, Hermannstadt sei die schönste Stadt Siebenbürgens, hätte er mich fast rausgeworfen. Dieses Beispiel sagt mehr als ein Dutzend wissenschaftliche Traktate.
Also Finger weg vom Hattert.
Schreiber
schrieb am 19.11.2009, 12:05 Uhr
"Wir arbeiten im selben Weinberg, hüben wie drüben. Und als solches muss sich keiner vor dem anderen rechtfertigen!"


Wie Recht Sie haben! Sagen Sie diesen Satz so oft es geht auch den Kollegen in Siebenbürgen.

Recht haben Sie auch mit der Feststellung, dass der Bezug zu Siebenbürgen und den dort lebenden Sachsen (!) als Teil eines ganzen "Wir" unerlässlich ist. Dieses ist in Deutschland sicher angekommen. Ist die Notwendigkeit eines ganzen "Wir" auch in Siebenbürgen ausreichend verinnerlicht?

Für Ihre Klärung zur Verwendung des Begriffes "Wertigkeit" danke ich. Wenn sie diesen Begriff für die Notwendigkeit einer Athentizität werwenden und eine solche verstärkt für unsere Brüder und Schwestern in Siebenbürgen reklamieren, dann ist das legitim, selbst wenn ich eine solche in Deutschland für genau so notwendig erachte.

Grüße
Joachim
schrieb am 19.11.2009, 12:22 Uhr
Der Kronstaedter hatte Recht !
Johann
schrieb am 19.11.2009, 12:23 Uhr (am 19.11.2009, 12:27 Uhr geändert).
Auch in den letzten über 850 Jahren waren die gemeinsamen Interessen wesentlich wichtiger wie die Geographie (Ort, Hattert).
Mit einem rumänischen, ungarischen, etc. Nachbar aus dem gleichen Ort war man wesentlich weniger verbunden, wie einem Siebenbürger Sachsen in einem anderen Ort.

Nebenbei bemerkt Rumänen, Ungarn Zigeuner gibt es in Deutschland in jeder größeren Stadt. In Heidelberg leben wie in den meisten Großstädten ca. 160 (Hundert sechzig Nationalitäten). Auch hier gilt, wenn wir uns aus dem unmittelbaren Familienkreis hinaus bewegen, dann müssen wir uns mit Menschen anderer Nationalität, Religion, politische Vorstellungen etc. auseinandersetzen.

Sogar das "sichtbare Gepäck" (siehe Gundelsheim oder auch den Turmbau von Drabenderhöhe) kann man auch außerhalb Siebenbürgens weiterführen, erst recht das "unsichtbare Gepäck".

Wichtig ist, dass man gemeinsame Interessen pflegt, egal ob man diese dann in Siebenbürgen oder an einem anderen Ort, ja sogar im Internet (geographisch ein Nicht-Ort) umsetzt.

Einige Gedanken zur Zukunft habe ich schon seit Jahren ins Internet gestellt, vielleicht interessiert es den einen oder anderen in diesem Zusammenhang:

Siebenbürger Sachsen - morgen


bankban
schrieb am 19.11.2009, 12:32 Uhr
@ BennyJózsa

Da sie fragen: Es gibt kein "authentisches Sachsentum" genauso wie es auch kein authentisches Ungarntum oder Rumänentum gibt. Meine Meinung.

Ihre Frage: "Aber wie sehen Sie ein persönliches Sachsentum in fünfzig Jahren, wenn Ihre Enkel mit Siebenbürgen nichts anderes verbinden als die Bilder aus RTL zum Thema Rumänenbanden?"
Das ist natürlich DIE Frage überhaupt. Beantworten kann ich sie natürlich nicht, allenfalls ein paar Gedanken und Hoffnungen hierzu mitteilen. Zuerst: ich überlasse dies der Entscheidung meiner Enkel. Selbstverständlich werde ich darauf hinwirken, dass sie etwas bewahren, von dem ich glaube, es sei wichtig und richtig. Doch wird es stets deren Entscheidung sein, ob und was und wieviel sie davon übernehmen (wollen). (Dies ist jedoch auch in Siebb. der Fall, denn auch Sie können dort vor Ort nicht 100%ig sicherstellen, was Ihre Enkel übernehmen, welche Sprache sie sprechen werden etc.) Auf diese "persönliche" und "individuelle" Weise wird das "Sachsentum" bzw. das "Sachse-sein" natürlich, unter Umständen, wie Alkohol an der Luft verflüchtigen. Ob das in 50 oder 250 Jahren geschieht, wissen wir nicht. Wünschenswert erscheint mir ein entspannter Umgang mit der Frage und dem Problem. Damit meine ich eben auch so etwas, was Schreiber eben vom virtuellen Sachsentum in diesem Forum schreibt, welches ja Leute aus Südafrika über Kanada und Dtl. eben bis hin zu Siebenbürgen vereinen kann. Wünschenswert scheint mir eben auch, irgendetwas Einigendes zu finden, das den Sachsen in ähnlicher Weise wie es bei den Juden ist, es ermöglicht, von der Abstammung ausgehend irgendetwas Verbindendes zu spüren und zu fühlen. Auch noch in 150 Jahren, auch zerstreut in alle Winde. Ebenfalls wünschenswert erscheint mir, dass am besten in 50 Jahren kein RTL mehr unsere Köpfe und Sinne beschmutzt. Gut, dies ist eher utopisch; was nicht utopisch ist aber, dass RTL in 50 Jahren nicht mehr über "Rumänenbanden" berichtet, sondern über die schöne siebenbürgische Landschaft und über Temeswar, die schönste Stadt Großsiebenbürgens...
Johann
schrieb am 19.11.2009, 12:47 Uhr (am 19.11.2009, 13:00 Uhr geändert).
Die Geographie hat ja mehr Trennendes, weil jeder seinen Ort für den wichtigsten erachtet, wie man hier an drei Beispielen sehen kann. Als viertes möchte ich unbedingt das schönste Dorf hinzufügen:
Reussen

"Das Dasein einer Nation ist - erlauben Sie mir dieses Bild - ein tägliches Plebiszit, wie das Dasein des einzelnen eine andauernde Behauptung des Lebens ist" (Renan 1882, der Beitrag von Renan ist veröffentlicht in Jeismann/Ritter 1993: 309).

Wer ist ein Siebenbürger Sachse?

Jeder, der sich dazu bekennt! Egal welcher Hautfarbe er hat, welche Sprache er spricht, welcher Religion er sich zugehörig fühlt etc.

Was gehört zum sichenbürgisch-säschsischen Kultur?

Das, was die Siebenbürger Sachsen bestimmen, gehört dazu!
Zur Zeit können wir selber ein Stück weit zu dieser Vielheit beitragen, in Zukunft werden dies unsere Kinder bestimmen. Wenn Niemand mehr das Kulturerbe wichtig erachtet, dann ist aus!
bankban
schrieb am 19.11.2009, 12:52 Uhr
stimmt.
Zacken
schrieb am 19.11.2009, 13:20 Uhr
Vielen Dank an die Autoren, dass Sie das Thesenpapier auch in diesem Forum zur Diskussion stellen. Vorweg möchte ich anmerken, dass Herr Dr. Scherer einige Thesen bei einer Tagung des Ev. Freundeskreises Siebenbürgen in Bad Kissingen (23.10.2009) vorgestellt hat. Das heißt, Organisationen der Ausgewanderten (OA) sind von Anfang an vorbildlich informiert.


Mir ist beim Durchlesen des Thesenpapiers folgender Sachverhalt noch unklar.

1. Welcher Personenkreis kann aufgrund der aktuellen Satzung Vollmitglied im DFDR sein?


@W.Ziegler: Sie haben den Sonderstatus erwähnt. Ich meine, dass es auch einen Sympathisantenstatus gibt. Ich verstehe die ersten These so: Unter welchen Umständen sind engagierte Sympathisanten (Mitglieder mit Sonderstatus?) in Zukunft zur Vollmitgliedschaft berechtigt? Stimmt diese Interpretation?



Als Ergänzungen gedacht:
2. Ich befürworte den Ansatz in Abschnitt 1.2 EU Bürger einzubeziehen’ aufgrund ihrer Brückenfunktion Vollmitglied im DFDR werden können, sofern sie einen festen Wohnsitz in Rumänien haben.’ Hinzufügen wäre, dass sie sich mit der Satzung des DFDR und der Verfassung Rumäniens einverstanden erklären, falls letzteres nicht explizit in der DFDR Satzung erscheint.

3. Die erfolgreiche Anwerbung von EU Geldern für die Renovierung von 18 Kirchenburgen seitens der EKR könnte ein Zeichen für Gemeinschafts(EU)projekte sein, die in Kooperation zwischen DR und OA angegangen werden. Hierbei können Projektstellen entstehen, die in Partnerländern (z.B. Aufenthalt RO und Deutschl.) angesiedelt sind. Ein thematischer Vorschlag wäre:

4. Die Förderung der siebenbürgisch-sächsische bzw. schwäbischen Dialekte. Identität konstituiert sich meines Erachtens auch durch die Dialekte. Die Förderung der Dialekte liegt mir persönlich sehr am Herzen und ich würde mir wünschen, einen Satz diesbezüglich in das Thesenpapier aufzunehmen. Sehr positiv finde ich die Dialektrubriken in den Printmedien (ADZ, HZ, Siebenbürgische Zeitung, Banater Zeitung) und Internetauftritten. Allerdings scheint mir das zu wenig und ich würde (mindestens) ‚Sprachkurse’ bzw. ‚Online-Lernprogramme’ anregen. Wie soll ich denn meinen Kindern das Sächsische beibringen, wenn ich (außer dem sehr rühmlichen Wörterbuch! und verstreuten Onlinehilfen) kaum Anleitungen habe.
pavel_chinezul
schrieb am 19.11.2009, 13:29 Uhr (am 19.11.2009, 13:35 Uhr geändert).
Ich finde, eine siebenbürgisch-sächsische Identität gibt es schon lange nicht mehr. Die gab es zu der Zeit, als man bereit war sich nicht vertreiben zu lassen und die Kirchenburgen zur Abwehr erbaute, sich von Hungersnot, Pest und Tod nicht entmutigen ließ, gute Schulen zwar in der Ferne besuchte, aber mit dem neuerworbenen Wissen in die Gemeinschaft wieder zurückkehrte, um sie mit den anderen zu teilen usw. Der Niedergang fing an, als man nicht mehr bereit war gegen alle Widrigkeiten zu kämpfen und sein Heil anderswo suchte. Die Erinnerung an diese hat man zwar mitgenommen, das war's aber auch schon. Es ist nur noch eine Erinnerung. In der letzten Zeit gab es nur noch eine deutsche Identität. Ich nenne nur als Beispiel die Schwitzerdütschen, die zwar einen deutschen Dialekt sprechen, aber trotzdem Schweizer blieben. Die Südtiroler, obwohl zu Italien gehörend und massiven Assimilationsversuchen ausgesetzt, sind zum größten Teil da geblieben und nicht nach Österreich gegangen. Wir haben den Weg nach Deutschland gefunden, weil wir uns als Deutsche fühlten und nicht mehr als Siebenbürger-Sachsen.
BennyJozsa
schrieb am 19.11.2009, 13:34 Uhr (am 19.11.2009, 13:49 Uhr geändert).
@ bankban

Die Antwort auf "Die Frage überhaupt" (also Zukunft) treibt uns Verfasser des Thesenpapiers um.
Dabei ins unserer Hauptzweck nicht der prophetische Blick in die Zukunft sondern den Fortbestand der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft in Siebenbürgen zu ermöglichen - also zu wissen in welche Richtung wir wollen.
Die Diskussion mit den Ausgewanderten (ich mag das Wort nicht besonders, finde aber kein anderes) nimmt dabei natürlich einen wichtigen Platz ein, da hier mehr als woanders ein Gedankenaustausch nötig, ja unerlässlich ist.
Das Beispiel der Juden kann man nur sehr schwer als Vergleich heranzieht. Sie eint eine Religion und damit verbundene Abschottung (Speisegesetze, Minjan etc.) und sie kennen die Diasporasituation seit annähernd 2000 Jahren, während wir erst jetzt lernen damit umzugehen. Was passt ist, dass sich die verschiedenen Gruppen auch nicht gerade grün sind, was wir aber für uns überwinden wollen.
Auch sehe ich es eher nicht kommen, dass das Aussiedeln ins Gelobte Land (Siebenbürgen) für die meisten erstrebenswert wird und erst recht nicht der Wunsch "Nächstes Jahr in Hermannstadt/Kronstadt!"
BennyJozsa
schrieb am 19.11.2009, 13:37 Uhr
@ Zacken
Die Bemerkung mit den Dialekten ist ausgezeichnet. Wir werden sie umgehend im Thesenpapier thematisieren.
Herzlichen Dank dafür.

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