Herta Müller . Ehrung

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getkiss
schrieb am 11.09.2009, 06:52 Uhr
@Szandmann:
"Diverse Ungereimtheiten in Texten sollen oft als Aufhänger herangezogen werden um die Schriftsteller zu artigem Schreiben zu erziehen. Die braven Schreiber verstehen das sowieso unverzüglich. Weniger brave, aber dafür gelegentlich möglicherweise bessere, Schreiber bekommen spätestens dann, wenn sie die Gewünschten zu verkündenden guten Eigenschaften justament nicht in ihren Text einzuarbeiten gedenken, schnell einen Wink mit dem Zaunpfahl verpasst."
(Fettschrift, von mir verändert, nicht im Original)

Also, schon mal eine Antwort, Schiwwer.
Ich habe die Fragen gestellt, weil ich die Antwort(en) nicht kenne.

Aber aus Szandmanns Antwort ist die politische Orientierung der Verlage klar zu erkennen. Damit ein Buch erfolreich wird, muss es zweifelsohne gut geschrieben sein. Dass reicht (wahrscheinlich, s.O.) nicht aus. Die Verlagspolitik unterliegt selbst Zwängen, die Teilweise pekuniär und(nicht immer) vom Meinungspolitischem Mainstream bestimmt sind.

Der/Die Schriftsteller/In versucht möglichst schnell ein Werk zu schreiben. (Ist auch nicht einfach, Frau Muse schleicht sich manchmal weg.) Er/Sie MUSS ja auch von etwas leben.

Das so erstellte Manuskript wandert zum Verlag. Da sitzt der Lektor (hat auch nicht ZEIT für alle), der Korrigiert.
Nicht nur grammatikalisch oder vom Verständniß her.
Die VERLAGSPOLITIK muss HINEIN, in das Buch (wehr Zahlt, schafft an!, auch beim Lektor)

So kommt es dann dazu, das die Schrifsteller, die am meisten dem Main-Stream folgen (Ausnahmen bestätigen die Regel, wenn überhaupt existent) werden publiziert, wohlwollend kritisiert und dem Leser empfohlen.

Der wiederum unterliegt auch dem "Grenouille-Efekt" und kauft. (Oder, kann mir jemand sagen warum, trotz der Erkenntniss, die meisten dann Aktien kaufen, wenn der Run darauf maximal und die am teuersten sind - es gilt allgemein, dann sollte man schon verkaufen!) Wir sind halt alle irgendwie beeinflußbar!
Ich habe es schon geschrieben, bei der Erwähnung der Methode des "Weichklopfens der Gehirne...

Ergo, der Kreis schließt sich, Bücher werden gekauft, Verlag und Autor feiern den Erfolg und machen weiter (s.O.)

Da soll sich nun einer wundern, wenn ein/e Autor/In eine Hymne auf das Ostinato schreibt?(Hunger bis zum Kotzen, Arbeit bis zum Umfallen, Schikane bis zum Tode, etc. - aber Gott behüte uns vor irgend einer Anti-Mainstream Aussage!)
getkiss
schrieb am 11.09.2009, 07:08 Uhr
@Seberg:
"Danach könnte ja nun jede/r von uns finanziell gefördert werden, wenn er/sie etwas schönes Grenzgängerisches über Rumänien/Siebenbürgen schreibt. Vielleicht macht sich jetzt Lori an die "Verfassung" eines Werkes?"

Siehste Seberg, jetzt müsste nach der "Regel" "Noch mal druf!" die Frage kommen:
"Seberg und Lavinia kennen die Regeln der Kollaboration von Müller und Pastior - besser als Lori oder getkiss. Warum eigentlich veröffentlichen Sie Ihre hier "gesammelten Kritiken" nicht in einer der meistgelesenen Zeitschriften, z. Bsp. DIE ZEIT?"

...aber diese Frage stellt sich ja nicht, Warum?...Weil wir schonender miteinander umgehen sollten!
Lavinia
schrieb am 11.09.2009, 08:48 Uhr (am 11.09.2009, 08:58 Uhr geändert).
@getkiss. Wenn du dich über Verlagspolitik und den Büchermarkt generell unterhalten möchtest, eröffne bitte einen anderen thread. Dies ist nicht der adäquate Ort.

getkiss. "Seberg und Lavinia kennen die Regeln der Kollaboration von Müller und Pastior - besser als Lori oder getkiss. Warum eigentlich veröffentlichen Sie Ihre hier "gesammelten Kritiken" nicht in einer der meistgelesenen Zeitschriften, z. Bsp. DIE ZEIT?"

Kollaboration der Herta Müller, schreibst du? DAS wirst du uns beweisen müssen, diese Beleidigung!

Adine
schrieb am 11.09.2009, 09:14 Uhr
Getkiss hat Kollaboration als Kooperation gemeint.
Was ist daran eine Beleidigung?
Herta Müller und Oskar Pastior hatten doch ein gemeinsames Projekt. Ist das nicht auch Kooperation?
getkiss
schrieb am 11.09.2009, 09:48 Uhr (am 11.09.2009, 09:56 Uhr geändert).
Genau. Danke Adine.
Das mir ständig irgendeine "Beleidigung" angedichtet werden soll, ist ja bezeichnend für den......Dichter
Möglicherweise könnte aber eine Fragefolge aus einem anderen Thread zur Anwendung kommen:
"Wen darf ich um Erlaubnis bitten?
Möchtest vielleicht DU darüber bestimmen, was mir zusteht oder auch nicht?
Oder darf ich das noch halbwegs selbst entscheiden?"

Vielleicht sollte man auch über die Bedeutung des Begriffs "Kollaboration" nachdenken. Der meint nämlich "Mitarbeit"! Das der Begriff auch politisch-negativ verwendet wird, geht ja nicht auf meine Kappe!
Szandman
schrieb am 11.09.2009, 09:49 Uhr (am 11.09.2009, 09:49 Uhr geändert).
Ja, da hat Lavinia mit den letzten Beiträgen wieder einmal ein gar treffliches Beispiel für die Modernität des mittelalterlichen scholastischen Prinzips geliefert.

Wenn den Pfaffen da etwas zu widerlegen gar zu schwer gefallen ist, da musste die Sache halt so lange detailliert werden, bis, ohne die elementarsten Gesetze der Logik zu verletzten, jegliche Argumentation möglich geworden ist.

Trefflich, trefflich! Nur leider ist das dann im Inhalte zumeist völlig sinnlos geworden. So lässt sich gewiss auch "beweisen", dass der Rhein von Straßburg nach Basel fließt.
getkiss
schrieb am 11.09.2009, 09:59 Uhr
Eine Leitung von Straßburg nach Basel zu legen und Rheinwasser raufpumpen wäre doch ein Klaks.
Für Energetiker ist der Begriff Speicherstausee/Speicherpumpe gängig.
Der Beweis ist längst gemacht, lach
Adine
schrieb am 11.09.2009, 10:01 Uhr
Două clase şi o păturică, sagte Schiwwer.Scheinbar für jede Gruppe andere Gesetze.
Schiwwer
schrieb am 11.09.2009, 10:43 Uhr (am 11.09.2009, 11:18 Uhr geändert).
Guten Morgen, allerseits.

-Ich lese gern.
-Ich lese gern, was mir gefällt.
-Ich bin froh, dass ich in einem Land lebe, wo ich mir ohne Problem etwas, was mir gefällt, aussuchen kann.
-Ich habe Spaß dran, mich mit anderen austauschen zu können, pro und kontra.

- Ich habe gern gelesen, auch als ich in einem Land lebte, wo man bestimmte Bücher von weit her hervorholen musste.
- In diesem Land war es besser, wenn der Nachbar nicht erfuhr, was ich eben gelesen hatte.
- Ich habe mich auch ausgetauscht über gute Bücher von Autoren, die nicht zugängig oder verboten waren; dabei war ich mir nie sicher, ob mir das nicht einen Eintrag Ihr-wisst-schon-wo einbrachte.

- Ich bin froh, dass diese Zeiten vorbei sind.

Also: Wo ist das Problem, sich in diesem thread auszutauschen?
getkiss
schrieb am 11.09.2009, 11:13 Uhr
@Schiwwer.
Ebenfalls Guten Morgen.
Vielen Dank, dass Du auch "meine Antwort" hier veröffentlichst. Auf Copyright wird dafür verzichtet, lach.
Und Schönen Tag weiterhin!
Lavinia
schrieb am 11.09.2009, 18:24 Uhr
Ich empfinde die Texte Herta Müllers als Entdeckungsreisen. Beispielsweise:

"Meine Mutter sagte bei Tisch: Stich die Kartoffel nicht mit der Gabel an, sie fällt auseinander, nimm den Löffel, die Gabel nimmt man fürs Fleisch."
Dieses Bild greift Herta Müller im Kapitel 'Kartoffelmensch' auf. Leo hat Kartoffeln geklaut, hat sich mit den Kartoffeln ausgestopft, wie er sagt, die Kartoffeln sind schwerer als er und sie ziehen ihn in die Erde der Steppe hinein, er , dessen Beziehung mit der Welt das Essen ist, wird reduziert auf das Nahrungsmittel,. das seine Rettung und gleichermaßen sein Peiniger ist, denn die geklauten Kartoffeln bestimmen nicht nur sein mühevolles Weiterkommen, sie stellen auch die Verbindung zwischen Leben wollen und dem Tod-geweiht-sein her. Im Ausdruck „Kartoffelmensch“ vollzieht sich sozusagen die Symbiose zwischen Nahrung und Mensch. Herta Müller setzt dabei die Verlorenheit Leos, aus der auch Gott ausgeschlossen ist, in Beziehung zum ganzen Himmelszelt: „Um nach Westen zu gelangen, hatte er gesagt, muss man die Milchstraße überqueren und rechts abbiegen, dann immer geradeaus, also sich vom großen Wagen immer links halten.“ Die Sterne geben ihm keinen Halt, sind keine Orientierungshilfe, sondern sie „stechen“. Wie die Gabel zu Hause in die Kartoffel stach , die auseinanderfiel, hat Leo Mühe, ‚sich nicht zu vergeuden‘, nicht aufzugeben, wenn der denkt:„… vielleicht brauche ich die Kartoffeln gar nicht mehr, vielleicht bin ich todkrank vergiftet vom Keller und weiß es noch nicht.“.
Dadurch, dass die Verbindung zwischen der Anzahl der Kartoffeln und dem absoluten Nullpunkt gemacht wird, , wird auch die Brücke geschlagen zum anderen großen Leid der Menschen: der Kälte, dem Frieren, dem Totfrieren.
lori
schrieb am 12.09.2009, 10:55 Uhr
Hallo Allerseits,

vielen Dank für eure Einträge, betreffend Zitat Müller. Also was "Abfassen" heisst hatte ich vermutet. Inwieweit sich Lektoren, also Verlage ins Werk einmischen, hängt wahrscheinlich von den Machtpositionen ab. Ein Grass lässt sich in seiner jetztigen Position(früher war es vielleicht anders) wahrscheinlich nichts mehr einreden! Was mich jedoch enttäuscht ist die Masslosigkeit, natürlich nur unter der Voraussetzung, dass tatsächlich Gelder geflossen sind(Unterstützung). Wenn ein Dieter Bohlen mit einem Buch wieder mal ne Million macht, hat das mit Literatur wenig zu tun und ist enttäuschend, als Geschäft jedoch hohe Klasse- wer würde das nicht machen wollen? Enttäuschend ist jedoch auch, dass zumindest in Fachkreisen als etablierte Schriftstellerin bekannte Herta Müller auf geldwerte Unterstützung angewiesen ist.(Im Dialog den ich mit jemanden führte, wollte der Gesprächspartner partout das Zitat nicht so interpretiert haben- finanzielle Unterstützung- wie es einige im thread tun, und meinte nur es handele sich um logistische Unterstützung ZB.Erleichterung des Zugangs, bei den ukrainischen Behörden) Ich möchte nicht den populistischen Satz von den Steuergeldern bemühen, die wieder mal in die falsche Richtung fliessen, aber bei allem Respekt: ich dachte Fonds, Stiftung seien eine Art Hilfe für Anfänger, Studenten!

Gruss
Lori
lori
schrieb am 12.09.2009, 11:16 Uhr
Hallo Allerseits,

Der Thread hat 23 Seiten, leider habe ich keine Zeit in detailliert zu lesen, deswegen entschuldigt bitte, falls ich etwas wiederhole!

Eine Frage an die etwas älteren Haudegen hier in den Foren zB. Getkiss, schully und Johann! Die anderen Antworten sind mir jedoch auch willkommen!

Ich zitiere aus dem Nachwort des Romans "Die Atemschaukel" von Herta Müller:"Im Januar 1945 forderte der sowjetische General Vinogradov im Namen Stalins von der rumänischen Regierung alle in Rumänien lebenden Deutschen für den "Wiederaufbau" der im Krieg zerstörten Sowjetunion."(Zitatende) Ist das der neuste Stand der geschichtlichen Forschung? Weiss H. Müller mehr als wir alle zusammen "anno dazumal" als die Debatte(zum Thema Deportation) wochen- gar monatelang hier in den Foren kursierte? Einen so eindeutigen Satz zum Thema Deportation, liesst man eigentlich nur in rumänischen Geschichtsbüchern!Schönes Wochenende!

Gruss
Lori
Lavinia
schrieb am 12.09.2009, 14:41 Uhr (am 12.09.2009, 15:09 Uhr geändert).
Als ich mich heute mit ein paar Freunden zum Brunch traf, ahnte ich es noch nicht.
Das Gespräch war locker, entspannt, anregend. Auch als die erste Wespe sich an meinem Orangensaft labte, tat ich so, als würde ich sie nicht bemerken. Als dann eine zweite folgte, war das ziemlich lästig, aber beunruhigte mich noch nicht, denn sie ließen sich ja für den kurzen Augenblick verscheuchen, den ich brauchte, um an meinem Saft zu nippen. Als es dann mehr wurden, begann ich sie abzuwehren, zu fuchteln, was man ja eigentlich nicht sollte, denn man sagt, einfaches Ignorieren sei das angemessenere Verhalten...und schüttete den Saft weg. Als dann aber in eigentlich relativ kurzer Zeit, weiß Gott woher, denn sie waren anfangs nicht da gewesen, die Zahl der zudringlichen Wespen eine kritische Menge überschritt - denn inzwischen hatten sie sich auch (nicht nur) über meinen Teller hergemacht - entschuldigte ich mich, stand auf und ging.

Immer noch etwas verärgert, überlegte ich auf dem Heimweg (ich fahre ein politisch-korrektes Fahrrad), wieso mir die Situation irgendwie...bekannt vorkam. Und da fiel mir, ich weiß selber nicht wieso, der Herta Müller-thread ein...
Und mir fiel ein, was getkiss möglicherweise mit seiner Gruppentheorie gemeint haben könnte: diese frei herumfliegenden Wespen fielen ja, jede für sich, ganz als Einzelwespe über mein Essen her. Vielleicht lag es an mir, sie als Gruppe, die sich schnell zur Plage auswuchs, wahrzunehmen. Vielleicht wäre mein Verhalten diesen Plagegeistern gegenüber weitaus toleranter gewesen, hätte ich jede einzelne Wespe in ihrer Individualität wahrgenommen… wer weiß?
Und dann fiel mir plötzlich auch die grenouille-Geschichte (Finanzkrise-thread) wieder ein. Ich hatte etwa die Hälfte meines Essens stehen lassen und war gegangen…
Und da beschloss ich, am nächsten Sonntag eine große Dose Insektenspray mitzunehmen.
Schönen Sonntag, allerseits.
lori
schrieb am 12.09.2009, 15:29 Uhr
Zitat Lavinia:Und da beschloss ich, am nächsten Sonntag eine große Dose Insektenspray mitzunehmen.

Ja, und diese solltest Du zu alleresrt an Dir selbst ausprobieren!

servus

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