Menschliche Gesten ...

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Herzchen
schrieb am 18.12.2012, 14:06 Uhr (am 18.12.2012, 14:22 Uhr geändert).
Danke, liebe Lilith, für deine Menschlichkeit.
Ich schreibe dir eine pN...


Danke, Haiduc, für dein Empfinden von Menschlichkeit, indem du Storms berührendes Gedicht herausgesucht und gepostet hast.


Ich möchte diesen Thread eröffnen und unter diesem Namen, in der Hoffnung und Freude darauf, dass wir alle nicht (mehr) nur unsere Fehler und Schwächen einander aufzählen und vorwerfen, sondern einmal versuchen, im anderen und in uns selbst kleine Gesten der Menschlichkeit zu finden und hier zu posten. Wie kleine Sonnenstrahlen oder Perlen oder Lächeln oder, oder ...
Es wäre schön, entstünde hier so mit der Zeit ein buntes lebensfrohes und lebensnachdenkliches Mosaik - kleiner und großer menschlicher Gesten.
Danke, Cornelia
lucky_271065
schrieb am 18.12.2012, 14:29 Uhr
Kinder

Sind so kleine Hände
winz´ge Finger dran.
Darf man nie drauf schlagen
die zerbrechen dann.

Sind so kleine Füße
mit so kleinen Zehn.
Darf man nie drauf treten
könn´ sie sonst nicht gehn.

Sind so kleine Ohren
scharf, und ihr erlaubt.
Darf man nie zerbrüllen
werden davon taub.

Sind so kleine Münder
sprechen alles aus.
Darf man nie verbieten
kommt sonst nichts mehr raus.

Sind so klare Augen
die noch alles sehn.
Darf man nie verbinden
könn´ sie nichts mehr sehn.

Sind so kleine Seelen
offen ganz und frei.
Darf man niemals quälen
gehn kaputt dabei.

Ist so´n kleines Rückgrat
sieht man fast noch nicht.
Darf man niemals beugen
weil es sonst zerbricht.

Grade, klare Menschen
wär´n ein schönes Ziel.
Leute ohne Rückgrat
hab´n wir schon zuviel.

Liedtext von Bettina Wegner

(Vielleicht postet jemand auch den Link zum Lied - da ich aus Siebenbürgen schreibe, weiss ich nicht, was in Deutschland GEMA-freie Musik ist und was nicht.)
Herzchen
schrieb am 18.12.2012, 16:02 Uhr
Danke, lucky,
für dieses wunderbare und so WAHRE Lied von Bettina Wegner.
BETTINA WEGNER

Hier auch der Link zu einer seltenen, frühen Aufnahme.
Bettina Wegner - Kinder (Sind so kleine Hände) (1978)


Grade, klare Menschen
wär´n ein schönes Ziel.
Leute ohne Rückgrat
hab´n wir schon zuviel.



...
Herzchen
schrieb am 24.12.2012, 08:31 Uhr (am 24.12.2012, 08:58 Uhr geändert).
"Gute Weihnacht!?
Manchmal denke ich, daß all die Glückwünsche, guten Worte, guten Gedanken, guten Taten und Aktionen an Weihnachten über das Schlechte des vergangenen Jahres hinwegtäuschen sollen. Darum lieber ein wenig weniger im Dezember und dafür etwas mehr zwischen Januar und November."
(Stefan Wittlin)

Ich wünsche allen Usern ein schönes und harmonisches Weihnachten - ohne Querelen, ohne "Hackordnung", ohne Differenzen zwischen Rumänen, Ungarn und Deutschen, Juden und Christen und Atheisten.
Gute Gedanken - nicht nur an Weihnachten, sondern darüber hinaus und ein friedliches und gutes Jahr 2013!
Mynona
schrieb am 24.12.2012, 11:42 Uhr
Ich wünsch euch was ...

ein frohes Fest mit leuchtenden Augen ...
und ganz viel Liebe in der Luft ...
Zeit ...zum entspannen, besinnen, glücklichsein ...
... zum genießen ...

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kranich
schrieb am 24.12.2012, 12:24 Uhr (am 24.12.2012, 12:26 Uhr geändert).
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Wir wünschen allen - einschließlich den Administratoren - gesegnete Feiertage und die beste Gesundheit im neuen Jahr!
seberg
schrieb am 24.12.2012, 14:16 Uhr
Blestemul meu să vă călăuzeacă paşii şi paşii urmaşilor voştri pe vecie !!
Na, wenn das kein weihnachtlicher Wunsch ist!
Und dann auch noch auf Rumänisch! Nur gut, dass er den meisten hier wohl am A... vorbeigeht, typisch sächsisch nämlich ist, nicht in Selbstmitleid zu versinken...
seberg
schrieb am 24.12.2012, 14:20 Uhr
Pardon, mein obiger Beitrag bezog sich auf einen anderen unmittelbar davor, der inzwischen gelöscht wurde...
Elsam
schrieb am 24.12.2012, 14:24 Uhr

Wer war der Einfältige?
alma again
schrieb am 24.12.2012, 14:52 Uhr
Weihnachtssegen für alle Frauen, Männer und Transvestiten dieses Forums.
Elsam
schrieb am 24.12.2012, 15:32 Uhr

Weihnachtssegen für alle Frauen, Männer und Transvestiten dieses Forums.


Für Tunten habe ich nichts übrig aber von mir aus, frohe Weihnachten an alle.
lucky_271065
schrieb am 24.12.2012, 15:47 Uhr
Hier noch eine echte Siebenbürgische Weihnachtsgeschichte (wurde mir gestern vom Autoren als freundschaftliche Geste zugeschickt)

Walther Gottfried Seidner
SIEBEN HEILKRÄUTER
Der Geist aus der Flasche


Moritzdorf liegt zwischen Lechnitz und Rotkirch. Das unscheinbare Dorf breitet sich über die Berglehnen zweier Täler aus, die in einem großen "T" aufeinander stoßen. Im Winter kauert sich die kleine Ortschaft zwischen seinen beschneiten Hügeln ein: wie ein geschecktes Lamm, das an den Eutern der weißen Schafmutter eingeschlafen ist.
Zu meiner Zeit, in den sechziger Jahren, gab es hier ein seltsames Innenleben und eine herausragende Frömmigkeit. Nichts war wie sonst üblich. Meine Moritzdorfer entwickelten sogar ein Schuldgefühl; denn sie mussten dauernd beteuern: "So haben wir's bekommen von den Alten!" Und damit meinten sie ihre Verhaltensweise, die sich von der Lebenshaltung der übrigen Sachsen abhob.
Dabei gab es keinen Geistlichen am Ort.
Der römisch-katholische Amtsbruder kam aus Rotkirch, der orthodoxe aus Matthiasdorf, der reformierte aus Aisch, und ich kam aus Sankt Georgen, durch zwei Täler, über zwei bewaldete Hügel, einen schmalen Feldweg entlang; ich ging ihn gerne, Jahr für Jahr, weil die Moritzdorfer viel Sorgfalt im Umgang zeigten, und außerdem mit Herz und Hand zu ihrem Brauchtum standen. Auf ein geordnetes kirchliches Leben legten sie ebenfalls großen Wert. Nicht nur an Hochfesten.
Sie waren hervorragende Sänger und aufmerksame Zuhörer. Wenn die Predigt kürzer geriet als eine dreiviertel (!) Stunde, herrschte Unmut in ihren Reihen; dann meinte Kurator Johann Schuster in entrüsteter Übellaunigkeit: “Heute hatten Sie keinen Appetit zum Predigen". Man redete mich mit "würdiger Herr" an, wiewohl ich noch keine dreißig Jahre alt war, nach alttestamentlichem Verständnis noch nicht einmal das Recht hatte, das Hohelied Salomos zu lesen.
Die alte steinerne Kirche musste Ende des neunzehnten Jahrhunderts bis auf den Turm abgetragen werden. An ihrer Stelle sollte eine Gustav-Adolf-Kirche errichtet werden, ein Bauwerk, das mit fremden und eigenen Spenden abgegolten werden sollte; aber der erste Weltkrieg stellte sich diesem Vorhaben in die Quere.
Seit jener Zeit hielt man die Gottesdienste in einem weiträumigen Klassenzimmer der alten Schule ab. Sonntag für Sonntag wurde der Raum zu einer Kirche aufgewertet, - eigentlich ein Notbehelf, der den Ansprüchen schließlich genügte. Die eigentliche Schule lag im unteren Teil der Gemeinde. Ein Neubau aus den vierziger Jahren, in der die Klassen eins bis vier untergebracht waren. In einem Jahr wurde rumänisch, im nächsten Jahr ungarisch eingeschult. Deutsche Klassen hat es nach dem Krieg keine gegeben. Das hatte zur Folge, dass die Jungen beim Militär ihre Briefe zwar sächsisch verfassten, die einen aber die rumänische, die andern die ungarische Schreibweise benützten.
Und so konnte die Schule auf dem Berg, die aus einer aufgelassenen Pfarr-lehrerwohnung und einem Klassenzimmer bestand, vollends zur Kirche umgewandelt werden.
Nur am Heiligen Abend war sie viel zu klein: weil die vier Konfessionen der drei Völkerschaften sich unter den einen Lichterbaum drängten.
Nur die Evangelischen pflegten in ihrer Kirche einen Christbaum aufzustellen. Wie durch eine verwunderliche Gesetzmäßigkeit wurden die Menschen nun auf engem Raum zusammengepfercht. Man fühlte sich durchaus an die Urchristenheit erinnert.
Für meine Überfahrt war ein Schlitten vorgesehen; denn bei dem Schnee der letzten Tage kam das Motorrad wohl nicht mehr in Frage.
Nun hatte ich mir aber eine hartnäckige Erkältung eingehandelt, und so war ich denn in Sorge, wie ich die Schlittenfahrt überstehen werde. Ich rief in Moritzdorf beim Sitz der Kollektivwirtschaft an und ließ Kurator Johann Schuster bestellen, man möge mir diesmal einen heißen Tee mitbringen, nicht einen Glühwein wie im Vorjahr. Und ich nannte den Grund dafür.
Am frühen Nachmittag steht der Schlitten im Hof. Die Pferde gehörten zur Kollektivwirtschaft und Kirchenvater Martin Schatz, ihr Heger und Pfleger, war der Kutscher. Er wickelte mich zuerst in die spröden haarigen Pferdedecken ein. Dann schälte er aus einem Wickel, so groß wie eine Kinderfasche, eine Flasche heraus. Sie fühlte sich heiß an, und der Inhalt war, wie ich zu Anfang feststellte, über Gebühr gesüßt. Beim zweiten Ansatz verzog ich allerdings den Mund und beim dritten setzte ich die Flasche jäh ab. Ich konnte kaum sprechen, musste husten und zugleich nach Luft schnappen. Was war das?
Sieben Kräuter (!) habe die Frau Schuster, seine Schwiegermutter, dem Absud beigegeben, ermuntert mich Herr Schatz, unter anderem: Hauhechel, Kirschblätter, Birkenrinde und Petersilie. Die Namen der restlichen drei Kräuter habe seine Schwiegermutter, die Kathinéna, nicht verraten wollen, sonst wirkten sie nicht! Es handle sich um Schatzkräuter, wie sie in Moritzdorf hie-ßen, das habe aber mit seinem Familiennamen nichts zu tun.
Ein wenig Aberglaube musste der Heilkunst beigemengt werden.
Herr Schatz redete mir zu wie einem kranken Pferd, dem Inhalt der Flasche doch munter zuzusprechen. Schließlich sei die Kathinéna mit ihrer Kräuterapotheke berühmt geworden von Rotkirch bis nach Lechnitz.
In ähnlicher Weise hatte auch meine Mutter mir noch in Kindertagen zugeredet, wenn es galt, Bittersalz einzunehmen. So kam es, dass ich den Absud mit dem Geschmack von gekochtem Leder langsam und mit gebührender Überwindung in mich auf-nahm. Ein halbes Achtel, wie das Halblitermaß in Moritzdorf hieß.
Und los ging es.
Zwei bewaldete Hügel und zwei Täler galt es zu durchqueren. Bei der Aischer Höhe, vor dem abwärts führenden Hohlweg wird mir so sonderbar zumute. Es wird mir heiß, und ich streife die Decken ab. Die Stimme des Kutschers klingt, als käme sie aus mir selbst, und die Glöckchen am Hals der Tiere klöppeln mir von innen an die Schläfen. Die beschneiten Bäume weichen aus der Senkrechten in eine Schräge, aus der ich sie wieder in die Senkrechte zurückhole, wenn ich mich ihnen zuwende.
Wir gleiten in das Dorf wie in eine Fruchtschale. Der Himmel wölbt sich nach oben, senkt sich mit Wucht herab, als schüttelten die Kuratorin und die Kirchenmutter den Altarteppich. Die geduckten Häuser treten zur Seite, ehrfurchtsvoll und ergeben, als käme der Weihnachtsmann mit Silberpferden und hoch beladenem Schlitten daher. Ein mutwilliger Lattenzaun weht uns seinen Rauch entgegen. Es riecht nach verbranntem Stroh, versengten Borsten, Blut und aufgewärmter Kindheit.
Wir biegen links ein und es geht den Berg hinan, an der Kirche vorbei, zum Haus des Kurators Johann Schuster. Die Kirche, eigentlich der Klassenraum im hölzernen Pfarrhaus, ist durch Kerzenlicht hell erleuchtet. Im Innern wird gesungen. Nach draußen dringen laute Männer- und Frauenstimmen, begleitet von dem alten Harmonium. Wer in der Kirche Platz haben wollte, musste sich zwei Stunden früher aufmachen; - so wurde das Innere durch den Hauch der Sänger angewärmt.
Wir sind endlich beim Kurator angekommen. Es ist noch Zeit genug, werde ich beschwichtigt durch den Kurator und den zweiten Kirchenvater. Beide heißen Johann Schuster. Soeben traten sie aus dem Haus, um die Pferde beim Halfter zu fassen.
Für mich stellt sich die erste Schwierigkeit ein. Ich vermag mich wohl zu erheben, aber bewegen kann ich mich nicht. Meine Hände, meine Füße stecken in Ameisenhaufen. Vor allem sind meine Füße steif, als wären sie mir abgefroren. Ich stehe auf Knüppeln. Meine Zunge schwimmt durch Kleister und siedenden Wachs. Die Kirchenältesten springen wie hilfsbereite Sanitäter herbei, heben mich vom Schlitten und geleiten mich ins Haus. Frau Schuster, die Kathinéna, die Urheberin des „Elixiers“, ist schon in der Kirche; man kann sie vorerst nicht fragen, was für Kräuter sie für den Heiltrank verwendet habe. Und weil ich darüber klage, dass mich die Füße nicht trügen, ordnet der Kurator an: “Mariechen, geh in den Keller und hol ein Achtel Lagerpali herauf.”
“Nein,” entgegne ich, “der Heilige Geist verträgt sich nicht mit dem Weingeist.” So hatte ich es irgendwo gelesen.
“Nicht zum Trinken, zum Einreiben der Füße!” beruhigt mich der Kurator.
Kaum hatte man mir die Schaftstiefel, die Wollstrümpfe ausgezogen und die Stiefelhosen aufgestreift, als die Kuratorin auch schon meine Füße mit “Vorsprung”, einzureiben begann. "Vorsprung" - das ist der erste Schnaps, der vom Schnabel der Kühlschlange abtropft. Hochprozentiger Branntwein. Die Prozedur konnte andau-ern. Die Zeit drängte nicht.
"Würdiger Herr", lächelte die Kuratorin, die sich an meinen Füßen zu schaffen machte, "später können Sie Ihnerer Frau erzählen, dass die Moritzdorfer Kuratorin Ihnen die Füße gewaschen hat. Mit dem schärfsten Lagerschnaps". Solchen Bemerkungen war ich als Lediger dauernd ausgesetzt. Nicht immer kamen mir diese Späße gelegen. Diesmal merkte ich jedoch, dass mir die Heiterkeit der Kirchenältesten wohl tat. Zuletzt mussten wir alle, sogar die Kuratorin mit einem Stamperlchen auf die Frohen Weihnachten anstoßen. Man ist ja seinen Wohltätern "auf Gedeih und Verderb" ausgeliefert.
So etwas wie Pflichtgefühl stellte mich dann dennoch auf die Beine, wiewohl ich aus der eigentlichen Benommenheit noch nicht herausgefunden hatte.
Endlich stand ich wieder draußen in der scharfen Winterluft, angetan mit Talar und Beffchen. Auf der gegenüberliegenden Seite blühten und glühten die Kerzen in allen Farben. Ich sah den Lichterbaum, aber auch die Lichterkette, die sich durch alle Kirchen-fenster zog.
Ob sämtliche Moritzdorfer ihre Kerzen in den Fenstern abgestellt haben, wollte ich wissen, aber ich erhielt zur Antwort, dass sich in jedem Fenster eine einzige Kerze befände. Ich musste mir jede weitere Frage verbeißen, sonst hätte man meinen können, ich sei betrunken und sähe doppelt und dreifach. Die große Trunkenheit, der Taumel vom Anfang, hatte sich zwar ein wenig gelegt; aber immer noch spürte ich die leibliche Nähe der beiden Turmglocken, die mir mit ihren Klöppeln in den Nacken hämmerten.
Das Gotteshaus ist so sehr übervölkert, dass mir meine Kirchenältesten über die stehenden, sitzenden Menschen hinüberhelfen müssen. Mein Eintreten ist gar nicht er-wünscht. Als drängte ich mich wie Joseph in eine Herberge, in der es keinen Raum gab. Die Kinder umgeben mich wie Trauben in einer Kelter. Ihre Gesichter sind gläsern und ihre Augen stechen her-vor wie Fangarme. Ihre Blicke irrlichtern durch den Raum wie schwarze Hummeln und vermehren das Augenzwinkern der Kerzen.
Die Gemeinde der Erwachsenen erhebt sich umständlich und erwidert meinen Gruß. Das Harmonium gibt all sein Innenleben her. Es heult auf wie eine Sirene während des Krieges. Die Gemeinde singt laut und getragen: Vom Himmel hoch, da komm ich her. Alle achtzehn Strophen.
Noch stehe ich auf einem Bein. - Bald werden zwei Kinderschuhe von einander abrücken, und ich werde endlich auf eigenen Füßen stehen können. Im Pfarrgestühl drängen sich acht oder zehn Knirpse aneinander. Sollen sie doch ruhig sitzen bleiben. Mit jeder Strophe, die ich mitsinge, werde ich heimischer. Schließlich werde ich den frohgestimmten Eingangsspruch kantilieren können: “Euch ist heute der Heiland geboren, Halleluja!” und die Gemeinde wird antworten: ”Welcher ist Christus der Herr, Halleluja!” Auf der einen Stufe zum Stehpult, aber auch auf dem Stehpult selbst, drängen sich die Jugendlichen, die bekannten, die unbekannten, viele auf engem Raum. Ich muss die Predigt von dem Plätzchen aus halten, auf dem ich, von Knien und Kinderschuhen umgeben, aufrecht stehe.
Was die Predigt anbetrifft erlebe ich beides: den Lapsus und die Geistesgegenwart. Das Modell Sankt Georgen, Wermesch oder Lechnitz hätte sowieso nicht gegriffen. Mir hatten es aber die Kerzen in den Fenstern angetan, und so erzählte ich von einer Frau, deren Sohn zur See gegangen war, den die Mutter Abend für Abend zurück erwartete und darum eine brennende Kerze ins Fenster gestellt hatte. Zwar wurde sie über den Untergang der "Titanik" benachrichtigt, doch meinte sie, man wisse nicht, ob es nicht auch Überlebende gegeben habe. Und mit unbeugsamer Beharrlichkeit stellte sie Abend für Abend jene Kerze ins Fenster.
Ich wendete den kopfhängerischen Gedanken vom Untergang in ein Bild der unbeirrbaren Hoffnung und des Aufbruchs: Wie gut, dass gerade bei uns die Lichter dem Sohn entgegen leuchteten, denn im Jerusalem jener Ta-ge, selbst in Bethlehem wurden keine Kerzen angebrannt.
Der Gottesdienst ging zu Ende und die Gemeinde brachte mir ein Ständchen. Gesungen wurde das Puer natus, ein lateinisch-deutsches Volkslied aus dem 16-ten Jahrhundert. Die getragene Weise war in einer Kirchentonart gehalten; man hörte es den Sängern an, dass sie den Gesang aus der Tiefe der Jahrhunderte heraufholten.
Dann ging es wieder nach Sankt Georgen zurück.
Über die drei verheimlichten Heilkräuter hab ich nicht viel herausbekommen können. Die Kathinéna beharrte auf ihrer Behauptung: Wenn sie die Kräuter verrät, wirkten sie nicht mehr. Erst nach einem guten Jahr rückte sie mit des Rätsels Lösung heraus. Sie habe eines der Kräuter in seiner Dosierung überzogen. Mit guter Absicht, versteht sich. Es handelte sich um ein Kraut, das in einem Sprichwort nicht sehr gut davon kommt. Darum will ich es hier verschweigen.
Ich kann im Nachhinein versichern: Die Kräuter haben gewirkt! Alle sieben Kräuter! Bis an den nächsten Weihnachtsabend wurde ich von keinerlei Erkältung heimgesucht, so dass ich nach Jahr und Tag wieder auf Glühwein gesetzt werden konnte. Aber bloß auf ein halbes Achtel.
Der Heiltrank bewirkte überdies auch noch etwas: Der Klassenraum wurde im Verlauf des folgenden Jahres vergrößert, indem eine Wand der alten Schule verschoben und zwei Holzwände abgetragen wurden. Der liturgische Raum wurde dadurch auf mehr als das Doppelte vergrößert. Im selben Maß vergrößerte sich auch der Andrang im Jahr darauf. Wir konnten sogar einen Altar, ein Taufbecken und ein Gestühl aus der aufgelassenen Kirche von Schönbirk herüber holen.
Aber das ist eine andere Weihnachtsgeschichte.

sibihans
schrieb am 24.12.2012, 18:35 Uhr


Frohe Weihnachten

Weihnachten – Wie wunderbar
Ich feier's gerne Jahr für Jahr
Ich hoffe euch gehts ebenso
Und ihr seid Weihnachten auch so froh

Ich send euch meine Weihnachtsgrüße
Und wünsche euch ein angenehmes Fest
Joachim
schrieb am 24.12.2012, 19:23 Uhr
gerri
schrieb am 25.12.2012, 11:07 Uhr (am 25.12.2012, 11:09 Uhr geändert).
@ WAnn fängt Weihnachten an?
Wenn der Schwache dem Starken die Schwäche vergibt,
wenn der Starke die Kräfte des Schwachen liebt,
wenn der Habewas mit dem Habenichts teilt,
wenn der Laute mal bei dem Stummen verweilt,
und begreift,was der Stumme ihm sagen will,
wenn der Leise laut wird und der Laute still,
wenn das Bedeutungsvolle bedeutungslos,
das scheinbar Unwichtige wichtig und groß,
wenn mitten im Dunkel ein winziges Licht
Geborgenheit, helles Leben verspricht,
und du zögerst nicht,sondern du gehst,
so wie du bist,darauf zu,
dann,ja dann fängt Weihnachten an.

(von Rudolf Krenzer)

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