Neulich am südlichen Berliner Ring

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Mynona
schrieb am 16.09.2011, 20:29 Uhr (am 16.09.2011, 20:29 Uhr geändert).
Logischerweise Nichts,weil das Eine mit dem Andern gar nichts zu tun hat...
lucky_271065
schrieb am 16.09.2011, 20:44 Uhr (am 16.09.2011, 20:48 Uhr geändert).
@ Mynona
Ok, dann will ich etwas weiter ausholen. Personen, die extreme Belastungen erlebt haben - z.B. im Krieg, bei Naturkatastrophen, schweren Verkehrsunfällen usw - entickeln danach häufig eine klinisches Bild, das heute als "post traumatic stress disorder" bzw Posttraumatische Belastungsstörung bekannt ist. Und das kann sowohl Personen betreffen, die in der Waffen-SS waren (wie Herta Müllers Vater), als auch amerikanische Soldaten, die im Golfkrieg im Einsatz waren (Golf-Syndrom). Oft entwickeln die Betroffenen auch eine Suchtproblematik ("Selbstmedikation?"). Ich hoffe, die Verbindung, auf die ich hinweisen wollte, ist nun nachvollziehbar.

www.medizinfo.de/kopfundseele/trauma/ptbs.shtml
Mynona
schrieb am 16.09.2011, 21:11 Uhr (am 16.09.2011, 21:11 Uhr geändert).
Eben nicht Lucky,das sogenannte "Golf-Krieg Syndrom" hat nichts mit Stress zu tun.

"Da der ursächliche Zusammenhang der Symptome mit den militärischen Operationen nur schwer belegbar war, wurde das Golfkriegssyndrom von der US-Regierung und der britischen Regierung bestritten. Seit dem Sommer 2005 ist es von der britischen Regierung offiziell zur Beschreibung von Krankheiten bei Soldaten anerkannt. Hiervon können bis zu 6.000 der 54.000 britischen Soldaten, die im Golfkrieg beteiligt waren, durch höhere Entschädigungen profitieren. "Ein vom US-Kongress beauftragtes Gremium hat in einem 2008 veröffentlichten Papier festgestellt, dass das Golfkriegs-Syndrom real sei und durch den Kontakt mit Neurotoxinen während des Golfkriegs entstanden ist, mehrere Studien weisen demnach darauf hin, dass das Syndrom nicht auf Kampfhandlungen oder Stress zurückzuführen sei. Unter Verdacht steht eine Kombinationswirkung des Medikaments Pyridostigminbromid, welches prophylaktisch gegen Nervengifte verordnet wurde, mit Insektiziden und Insekten-Repellents. "Hinzu kommt noch die uranhaltige Munition.
TAFKA"P_C"
schrieb am 16.09.2011, 21:32 Uhr
Bei euch Gott sei dank passt alles wie gegossen!

Na Hófehér , dann erklär mal was ein Magyar ist!
sibihans
schrieb am 16.09.2011, 21:49 Uhr
lucky_271065
schrieb am 16.09.2011, 22:52 Uhr (am 16.09.2011, 22:58 Uhr geändert).
@ Mynona
Eben nicht Lucky,das sogenannte "Golf-Krieg Syndrom" hat nichts mit Stress zu tun.

"Die Symptome, die bei den Rückkehrern aus der Golfregion auftauchten, lassen sich nicht ausschließlich auf eine Posttraumatische Belastungsstörung zurückführen."

Also nicht ausschliesslich, aber zu einem guten Teil schon. Und die Meinungen, ob es nun um das gleiche Krankheitsbild geht oder um zwei verschiedene (mit Überlappungen der Symptome) gehen bis heute auseinander. Verschiedene Studien widersprechen einander. Deinem Zitat weiter oben könnte man z.B. dieses entgegenstellen:

Studien des amerikanischen Verteidigungsministeriums zur Klärung der Erkrankungen der Golfkriegsveteranen kamen zu dem Schluss, dass bei den untersuchten Veteranen lediglich psychische Erkrankungen wie z.B. Depressionen, kriegsbedingte Stresserkrankungen (Posttraumatic Stress Disorder, PTSD) und Anpassungsstörungen häufiger aufgetreten seien als in vergleichbaren Bevölkerungsgruppen. Weiterhin seien chemische Faktoren für die Erkrankungen bedeutungslos.

Eindeutige Beweise, dass beim "Golfkriegssyndrom" auch chemische Faktoren eine wesentliche Rolle gespielt hätten, gibt es nicht. Und die Anerkennung oder auch Nichtanerkennung des Golfkriegssyndroms als eigenständiges Krankheitsbild hat sehr viel mit Forderungen nach (zusätzlichen) Entschädigungen bzw Rentenansprüchen zu tun. Deshalb ist für mich das "Golfkriegssyndrom" bis auf Weiteres nur eine Variante der "Posttraumatischen Belastungsstörung".

Und stell' Dir mal vor, was für ein Stress es ist, auch nur erwarten zu müssen, jederzeit mit C-Waffen (Chemie..) angegriffen zu werden. Und was für psychische Folgen das (bei manchen auch langfristig) haben kann. Neben all den anderen Stressfaktoren in so einem Krieg.

Ich nehme an, Du hast aus der gleichen Quelle zitiert:

de.wikipedia.org/wiki/Golfkriegssyndrom

Iceman
schrieb am 17.09.2011, 00:16 Uhr
@ Na Hófehér , dann erklär mal was ein Magyar ist!

Wenn ich das wüsste..

Manche sagen dass wir die Lösung sind im Enträtseln der wahren Geschichte der Menschheit..Link
seberg
schrieb am 17.09.2011, 00:18 Uhr (am 17.09.2011, 00:48 Uhr geändert).
Jetzt verstehe ich! Die Familie Herta Müllers im Banater Dorf hat an einem Golfs-Kriegs-Syndrom gelitten, die Autorin beschreibt es ja in dem Buch "NIEDERUNGEN": die Familie sitzt in der Küche, der betrunkene Vater singt vor dem flimmernden Fernseher Landserlieder, die Mutter schimpft und weint, das Gesicht des Kindes fällt in die Filzschuhe der Großmutter, aus dem Rübentopf am Herd steigt muffiger Qualm zu Decke, und: "Wir schauen weg von unserer Einsamkeit, von uns selbst und ertragen die anderen und uns selber nicht, und die anderen neben uns ertragen uns auch nicht[/b]."
(Niederungen, Rotbuch Verlag, 1988, Seite 85-86)

Danke für diese Diagnose!
lucky_271065
schrieb am 17.09.2011, 00:32 Uhr
@ Seberg
Du bist ein ganz Schlauer!

Hier nochmals, was ich geschrieben hatte:

Dieser Vater wurde wohl auch als junger Bursche in die Waffen-SS gesteckt, oder? Vor diesem Hintergrund muss die "Endzeitstimmung" aus obigem Zitat ja nicht überraschen. Heutzutage nennt man das z.B. "Golf-Syndrom".

Und jetzt nochmals, in ganz einfachen Worten:

"Dieser Vater wurde wohl auch als junger Bursche in die Waffen-SS gesteckt, oder? Und kam als gebrochener Mensch zurück, der seine Zuflucht im Alkohol suchte. Vor diesem Hintergrund muss die "Endzeitstimmung" aus obigem Zitat nicht überraschen. Im Grunde nichts Anderes geschieht auch heute mit Soldaten im Irak oder in Afghanistan oder sonstwo. Nur nennt man es heute z.B. "Golf-Syndrom".

Punkt!
Koi
schrieb am 17.09.2011, 00:41 Uhr (am 17.09.2011, 00:42 Uhr geändert).
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Nur nennt man es heute z.B. "Golf-Syndrom".

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seberg
schrieb am 17.09.2011, 00:45 Uhr (am 17.09.2011, 00:57 Uhr geändert).
Das Zitat und die Endzeitstimmung bezieht sich auf Familie und Dorf. Das Zitat hat mit dem Golf-Syndrom nichts zu tun, Mynona hat recht!

Koi: Du wirst lachen, ich habe zunächst auch gedacht, die haben in Nitzkydorf im Banat Golf gespielt und sich die Köpfe eingeschlagen!
Mynona
schrieb am 17.09.2011, 12:24 Uhr (am 17.09.2011, 12:27 Uhr geändert).
danke @ seberg

@Lucky,ich denke du hast dich mit dem "Golf-Krieg Syndrom" zu wenig auseinnandergesetzt.

Im Grunde nichts Anderes geschieht auch heute mit Soldaten im Irak oder in Afghanistan oder sonstwo. Nur nennt man es heute z.B. "Golf-Syndrom".

Punkt!


und auch wieder:eben nicht!Depressionen, kriegsbedingte Stresserkrankungen (Posttraumatic Stress Disorder)ua.haben eben nichts mehr mit dem realen GWS zu tun.Das gab und gibt es in jedem Krieg.

Lies doch mal kurz was HIER
auch wenn Libyen das Thema ist ,wird doch Bezug auf eben das GWS vorrangig aus dem Irak genommen....

Ich habe erst vor Kurzen jemanden genau wegen diesem Scheiß verloren (ersten Golf Krieg).

lucky_271065
schrieb am 17.09.2011, 23:33 Uhr (am 17.09.2011, 23:34 Uhr geändert).
@ Seberg
Das Zitat und die Endzeitstimmung bezieht sich auf Familie und Dorf.

Selbstverständlich!

Das Zitat hat mit dem Golf-Syndrom nichts zu tun, Mynona hat recht!

Natürlich hat das Zitat nichts mit dem "Golf-Syndrom" zu tun.

Es geht mir auch nicht um den Golfkrieg oder das Golf-Syndrom (das allerdings interessanterweise manchmal auch Balkan-Syndrom genannt wird - warum wohl?)

Das Golfkriegssyndrom (auch Balkan-Syndrom genannt) ist ein medizinischer Begriff (engl. gulf war syndrome), der eine Summe von Krankheiten zusammenfasst, die erstmals bei den heimgekehrten Soldaten des Zweiten Golfkrieges (Kuwait und Irak, 1991-1992) beobachtet wurde.

de.wikipedia.org/wiki/Golfkriegssyndrom

Ich habe die Formulierung "heute nennt man das z.B. Golfsyndrom" nur benutzt, weil dieser Begriff griffiger und vielleicht auch in der breiten Öffentlichkeit bekannter ist als "Posttraumatische Belastungsstörung".

Also nochmals: Ja, das Zitat und die Endzeitstimmung bezieht sich auf die Familie und das kleine Dorf im Banat. Aber wenn wir uns fragen, warum gerade in dieser Familie so eine Stimmung herrschte und warum dieser Vater so oft besoffen vor dem "leer" flimmernden Bildschirm des Fernsehers Landserlieder sang, können wir zumindest vermuten, dass es etwas damit zu tun haben könnte, dass er auch in der Waffen-SS war und wohl an der Front auch seine Kriegs-Traumata abgekriegt hat. Deshalb "Golf-Syndrom", in Anführungszeichen. Wenn wir uns dann auch noch daran erinnern, dass Herta Müllers Mutter auch fünf Jahre lang (?) in Russland deportiert war, muss die Atmosphäre im Haus und die Endzeitstimmung und auch die Schlussfolgerung, dass andere sie nicht mögen, wirklich nicht überraschen.

Ich würde auch so weit gehen, zu behaupten, dass Herta Müller ohne diese Traumata ihrer Eltern, deren Folgen sich auf ihre eigene Entwicklung ausgewirkt haben, nie zu der Schriftstellerin hätte werden können, die sie nun einmal geworden ist. Und folgerichtig auch nie die Chance auf einen Nobelpreis gehabt hätte.

Sagte sie doch selber: "Literatur geht immer dahin, wo die Beschädigungen einer Person sind.“

www.faz.net/artikel/C30335/sensation-in-stockholm-herta-mueller-erhaelt-den-literaturnobelpreis-30075513.html

Vergesst also das Golf-Syndrom, wenn es Euch so schwer fällt, zu akzeptieren, dass das nur ein Vergleich mit den Kriegstraumen der Waffen-SS-Generation war.
Mynona
schrieb am 18.09.2011, 12:11 Uhr
@Lucky,hast du gar nicht gelesen was ich geschrieben habe?

du hast das Zitat von H.M. zutreffend auf das GWS gestellt.

Heutzutage nennt man das z.B. "Golf-Syndrom".

"Aceeasi Mărie cu altă pălărie."


und genau deswegen nicht zutreffend weil eben das GWS NICHT als "Posttraumatische Belastungsstörung" gesehen werden kann.

Die Stimmung die H.M beschreibt ,kann natürlich mit der Tatsache ,dass der Vater auch in der Waffen-SS war und wohl an der Front auch seine Kriegs-Traumata abgekriegt hat,zusammehängen.
Wobei auch nicht jeder diese Traumata hat der im Krieg war.


Mircea32
schrieb am 18.09.2011, 12:33 Uhr
Oh Rapunzel, ich habe dich vollkommen unterschätzt.
Du scheinst eine polyvalente Figur der Medizin, Nuklearphysik, Sozialwissenschaft, Politik, Philosophie, Religion, usw. zu sein. Mütze ab!


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