1 Dezember

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@ grumpes
schrieb am 04.12.2012, 14:12 Uhr
Und dann gibt es noch Leute die mit uns zusammen gelebt, geschuftet, geschimpft und gefeiert haben, Leute die bei uns ein und aus gingen und denen man nicht erklären musste warum man geht.
gehage
schrieb am 04.12.2012, 14:14 Uhr
tja grumpes, es ist halt nicht nur der leokes der weit rumgekommen ist. nur denkt er`s... und mit "sorcova", des hab ich nicht nötig!

nichts für ungut...
@ grumpes
schrieb am 04.12.2012, 14:20 Uhr
gehage
schrieb am 04.12.2012, 14:23 Uhr
is scho kloar...

nichts für ungut...
Slash
schrieb am 04.12.2012, 14:24 Uhr
Thanks, Friedrich K!
Es gibt in Rumänien nicht nur ciumpalaci, genau so wie es im Pfälzer Wald nicht nur Leber-Säcke gibt - es gibt Leute die das Weggehen verstehen und nachvollziehen können. Und dann gibt es noch Leute die mit uns zusammen gelebt, geschuftet, geschimpft und gefeiert haben, Leute die bei uns ein und aus gingen und denen man nicht erklären musste warum man geht.
Und dann gibt es noch Lucky...
seberg
schrieb am 04.12.2012, 14:51 Uhr (am 04.12.2012, 15:01 Uhr geändert).
Ob Lucky wenigstens jetzt durch Friedrichs Link den politischen Reinfall der Sb.Sachsen zur Kenntnis nimmt, von dem er vor drei Tagen von mir hier nichts hören wollte, sondern gemäß seinem inneren Auftrag als "Schönheitschirurg" empört zurückwies?

Insa in scurt timp, increderea lor in rezolutia Adunarii nationale romanesti de la Alba Iulia s-a dovedit a fi o iluzie politica.
Friedrich K
schrieb am 04.12.2012, 15:05 Uhr
Wie schwer das Weggehen unseren Leute gefallen ist kenne ich aus der eigenen Familie.

Ich bin als junger Hüpfer mit einem Freund ausgebüchst – es hat Spaß gemacht die Holzköpfe über den Tisch zu ziehen. Mein Bruder ging kurz nach der „Revolution“. Meine Eltern waren eine der letzen auseinender gerissenen Familien die unser Dorf verließen; ich kann es gut verstehen – Haus gebaut, wirtschaftlich, für rumänische Verhältnisse, sehr gut dastehend war es keine leichte Entscheidung. Meinen Großvater, den Michael Mihaly Mihai konnten wir nicht überzeugen Haus und Hof zu verlassen – der alte Baum …

92 jährig, ein wenig blind, ein wenig taub lebte er allein auf seinem Hof. Er hätte das Land vermutlich nie verlassen wenn man ihn nicht einige Male beim Brot kaufen gefragt hätte „babalicule, cind te duci si tu in Floandara sa te tina copii si nepotii – cit mai ai de gind sa ne maninci pita“. Ich versuche mir vorzustellen was in einem solchen Mann vorgeht der ein ganzes Leben lang in „seinem Land“ malocht und geschuftet hat, verschleppt war, enteignet und gedemütigt wurde, ...

Er hätte viel zu erzählen gehabt, auch einem „pälzer“ Zipfelklatscher oder dobrudschanischen Knilch der sich in Sachen „Einzelfälle“ so gut auskennt – er hat es vorgezogen zu schweigen und mit fast 97 Jahren zu sterben; leider nicht in seinem Land und nicht auf seinem Hof.

Ich finde es widerlich was hier einige Gestalten über die Gründe des Weggehens von sich geben; sie kotzen mich an diese Vollgummis. Den Dortgebliebenen gebührt der gleiche Respekt wie den Weggegangenen.
gerri
schrieb am 04.12.2012, 16:51 Uhr
@ Danke Friedrich K. für die kurz und kräftige Erinnerung zur Auswanderung einer siebb. sächsischen Familie,so wie sie war.
@ grumpes
schrieb am 04.12.2012, 17:19 Uhr (am 04.12.2012, 17:32 Uhr geändert).
„babalicule, cind te duci si tu in Floandara sa te tina copii si nepotii – cit mai ai de gind sa ne maninci pita“.

Den Satz müßte man fett drucken und einrahmen.
Stellvertretend für die jahrelangen Demütigungen un Beschimpfungen die wir erleiden "durften".
Es waren auch die "Kleinigkeiten" wie hitleristule, neamţule, u.s.w.
Ich werde es nie vergessen:
Als in der Schule im Geschichtsuntericht über Hitler und Konsorten gesprochen wurde, drehten sich alle Blicke der meist rumänischen Kollegen in meine Richtung.
Ich saß dort,angeklagt, fühlte mich unschuldig, und verstand die Welt nicht mehr.
Johann
schrieb am 04.12.2012, 17:26 Uhr (am 04.12.2012, 17:44 Uhr geändert).
Friedrich_K schrieb

"Und dann gibt es noch Leute die mit uns zusammen gelebt, geschuftet, geschimpft und gefeiert haben, Leute die bei uns ein und aus gingen und denen man nicht erklären musste warum man geht."

Jeder von uns kennt Rumänen und Ungarn mit denen man sich hervorragend verstanden hat, genauso wie jeder Deutsche und Sachsen kennt, mit denen man weder schuften, leben, schimpfen geschweige den feiern will.

Es geht doch hier nicht um die individuelle Ebene, sondern um politische Strukturen.

Es geht um die Minderheitenpolitik von Ungarn und Rumänien.
1867 haben uns die Ungarn die politische Autonomie weggenommen. Wie wichtig diese ist, haben nach Trianon die Auslandungarn am eigenen Leib erfahren, die Mehrheit der Parlamentarier in Budapest weiß das heute noch nicht.
Danach gab es bis zum Zusammenbruch der k+k Monarchie ständige Versuche auch die kulturelle Autonomie zu zerstören. Bei den meisten Deutschen in Ungarn (Transleithanien) war dies auch gelungen, alleine die Siebenbürger Sachsen konnten aufgrund des Nationsvermögens und den deutschen Schulen dagegen halten.
Dass man damals von Österreich-Ungarn als Völkergefängnis sprach, haben vor allem die nationalionalistischen Ungarn zu verantworten, in Österreich (Cisleithanien) war die NAtionalitätenpolitik wesentlich liberaler.

Ich teile die Auffassung von Lucky, dass die Vertreter der Sachsen gut getan haben, sich für den Anschluß an Rumänien auszusprechen.
Es stimmt auch, dass es uns in Ungarn schlechter gegangen wäre, als dies dann in Rumänien der Fall war.

Von der übrigen peinlichen Propaganda , die Lucky hier verzapft, bezüglich Rumänien distanziere ich mich aber.
Die Rumänen haben nach Trianon schnellst möglich die sächssiche Gemeinschaft die wirtschaftliche Autonomie beraubt, im Rahmen einer sogenannten "Bodenreform".
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat man dann sogar die Pfanne vom Ofen inklusive Inhalt weggenommen.
Nach 1989 gab es eine direktdemokratische Abstimmung über die Segnungen der rumänischen Minderheitenpolitik.
Auf selbsternannte Sachsenführer, die die Weggehenden als Verräter diffamiert haben, hat man nicht gehört.
Der Ausgang ist eindeutig: Über 90 % sind abgehauen, viele Rentner haben auf Haus und Hof verzichtet, obwohl sie wußten, dass sie hier la blok wohnen mussten.


Slash
schrieb am 04.12.2012, 17:28 Uhr (am 04.12.2012, 17:30 Uhr geändert).
Den Dortgebliebenen gebührt der gleiche Respekt wie den Weggegangenen.
Richtig, nur mischt sich in Luckys Beiträgen öfters ein bitterer Beigeschmack, der die Blance des Respektes in eine gewisse Schieflage bringt und zwar zu Gunsten der Dortgebliebenen - zumindest empfinde ich das so.
Lucky:Es war eine Entscheidung jedes Einzelnen, zu Bleiben oder zu Gehen. Auch bis 1989. Und erst recht danach. Und Jeder, der ging (was als persönliche Entscheidung selbstverständlich zu respektieren ist), dürfte sich dessen bewusst gewesen sein, dass er dadurch die Gemeinschaft derer, die bleiben, schwächt. (Nicht zuletzt auch die Erhaltung des gemeinsamen Kulturerbes gefährdet -
Meine Eltern haben es sehr bedauert, daß sie nicht schon viel früher, also jünger, ausreisen durften, so wäre ihnen der Neustart um einiges leichter gefallen... etc.
Sie haben garantiert keinen einzigen Gedanken verschwendet, weder an eine zurückgebliebene, geschwächte Gemeinschaft zu denken, noch an ein Kulturerbe. Die treibende Kraft für den nervenzehrenden Ausreisekampf war einzig und allein die Hoffnung auf eine bessere Zukunft für ihre Kinder - und das war/ist gut so! Niemand hier, schon gar nicht die ältere Generation sollte sich etwas anderes einreden lassen, denn so wie wir unseren Eltern dafür dankbar sind, werden alle anderen Kinder es ebenfalls sein!

Gestern war ich auf einem Canadischen Forum unterwegs und habe mir verschiedene Schicksale und Ausreisegeschichten durchgelesen. Erstaunlich, daß es dort keinen Rumänen á la Lucky gibt, der den Emigranten auf subtile Weise versucht ein schlechtes Gewissen einzuflößen, wen, was oder wieviel Kostbares sie in RO zurückgelassen haben...
Aber vielleicht bessert sich ja "unser" Lucky noch - die Hoffnung stirbt zuletzt, heißt es doch so weise....
seberg
schrieb am 04.12.2012, 17:39 Uhr (am 04.12.2012, 17:51 Uhr geändert).
Der Ausgang ist eindeutig: Über 90 % sind abgehauen, viele Rentner haben auf Haus und Hof verzichtet, obwohl sie wußten, dass sie hier la blok wohnen mussten.
Nur über die eigentliche innere Motivation für diesen radikalen dramatischen Entschluss - sogar der vielen Alten - alles hinter sich zu lassen, kann man nur weiter spekulieren, oder?

PS. Pardon, slashs "Hoffnung auf eine bessere Zukunft für ihre Kinder" habe ich erst jetzt gelesen.
Da ist wohl was dran. Und wenn ich mir meine Kinder und Enkel ansehe, dann kann ich nur dankbar dafür sein, dass es so gekommen ist (und Lucky ist sicher auch nicht nur traurig darüber, seine Töchter im Westen zu wissen).
@ grumpes
schrieb am 04.12.2012, 17:50 Uhr (am 04.12.2012, 17:50 Uhr geändert).
Aber vielleicht bessert sich ja "unser" Lucky noch
Spätestens dann, wenn er wieder seine Töchter um sich hat.
bankban
schrieb am 04.12.2012, 18:34 Uhr (am 04.12.2012, 18:38 Uhr geändert).
Stimme Johann weitgehend zu.
Ausnahme - diese beiden Sätze:
Ich teile die Auffassung von Lucky, dass die Vertreter der Sachsen gut getan haben, sich für den Anschluß an Rumänien auszusprechen.
Es stimmt auch, dass es uns in Ungarn schlechter gegangen wäre, als dies dann in Rumänien der Fall war.


Zum ersten Satz: In meinen Augen war dies freiwilliger und vorauseilender Gehorsam. Vollkommen unnötig, eine goodwill-action. Zwar Willkommen auf der rumänischen Seite, letztlich jedoch fruchtlos und erfolglos. Es wäre zu ergründen, ob nicht die politische Radikalisierung in den 1930er Jahren psychologisch gesehen aus dem zwar erkannten, aber nicht eingestandenen Scheitern (=Nutzlosigkeit) dieses Gehorsams zu erklären ist. Man hat gesehen, aufs schlechte Pferd gesetzt zu haben (da Benachteiligung der Deutschen), wusste aber nicht ein und aus und wollte auch nicht (um jeden Preis) zu Ungarn zurück. Da blieb dann nur das III. Reich als Ausweg aus der doofen Lage, in die man sich selbst mit hineinmanövriert hat (selbst wenn man auch ohne eigenes Zutun in dem selben Hafen gelandet wäre!).

Zum zweiten Satz: "Es stimmt auch, dass es uns in Ungarn schlechter gegangen wäre..." Johann, sonst besteht du ja immer darauf, dass die Leute logisch und nüchtern argumentieren. Wie kann etwas, das nicht stattgefunden hat (nämlich der Verbleib der Sachsen bei Ungarn), stimmen? Wir können hier allenfalls von Wahrscheinlichkeiten reden, aber nicht Annahmen so behandeln als ob sie Tatsachen wären. Daher kann ich dem Satz auch wenig bis gar nichts abgewinnen, denn wir können ja nichts wissen, was nur passiert wäre, aber nicht passiert ist.

Umso mehr stimme ich jedoch dem Rest deines Beitrages zu.
lucky_271065
schrieb am 04.12.2012, 18:46 Uhr (am 04.12.2012, 19:00 Uhr geändert).
@Friedrich K

Den Dortgebliebenen gebührt der gleiche Respekt wie den Weggegangenen.

P.S. Vor allem für solche vereinsamten alten Sachsen wie Ihren Grossvater hat die Evangelische Kirche in Rumänien - auch mit kräftiger Unterstützung aus Deutschland, inklusive BMI - eine Reihe von Altenheimen gebaut und betrieben. An der Spitze das "Dr. Carl Wolff"- Alten- und Pflegeheim in Hermannstadt.

Habe dort 8 Jahre lang als Arzt mitgearbeitet und könnte auch so manche Geschichte erzählen über das Schicksal von sächsischen Familien.

Übrigens kostet ein Platz im Altenheim hier nur einen Bruchteil von dem in Deutschland. Vielleicht überlegt es sich ja der eine oder andere unserer ausgewanderten Landsleute nochmal, wenn es soweit ist ... Z.B. als Alternative zu Pflegekraft aus Rumänien zu Hause in Deutschland zu beschäftigen. ;-)

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