Gut und Böse auf der Welt

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Kurt Binder
schrieb am 03.04.2024, 17:19 Uhr
Kitchen impossible?

Beim Lucullus – wer soll sich da noch auskennen?
Diese TV-Kochshows haben mich total aus dem Lot geschmissen, und ich heftete mit empörten Fingern die Frage ‚Wozu brauchen wir in Zeiten des Wohlstands überhaupt Kochsendungen, wo anderorts Menschen verhungern?’ als F.I. – Ungelöst* in mein persönliches Kochbuch ein. Dennoch versuchte ich, mich in puncto Logik, Appetenz und Beutel in dem Dschungel der Gaumen-Verführumgs-Magier - auf dem Bildschirm als Spitzenköche getarnt, zurechtzufinden. Und das kostete mich mehrere schlaflose Tage.
Der Widerspruch beginnt ja bereits im Titel. Wenn hier die Küche von vornherein als ‚impossible’ vorgestellt wird – aber hallo, dann muss doch jeder klardenkende Mensch sofort abschalten, oder? Ich meine, dass eine ‚Küche’, die mit soviel Tamtam – sogar zur Hauptsendezeit, und mit Wiederholungen ausgestrahlt wird, wenn auch nicht gerade perfekt, dann doch wenigstern ‚possible’ sein sollte!
Und dann – der Gipfel der an Geschmacklosigkeit grenzenden Selbsbewertung:
Einige dieser Hensslers, Mälzers, Rosins oder wie die alle heißen, bemühen sich sogar, ihre ‚Unmögliche Küche’ weltweit publik zu machen! Also, da bleibt einem wirklich etwas weg! Da kutschieren sie doch tatsächlich auf sogenannten Roadtrips, erkennbar an ihren Sternen-Kronen auf vier Rädern tausende Meilen durch die Pampa, und versuchen den Eingeborenen zu erklären, dass sie bis dato nur – na ja, wie man sich eben gehoben ausdrückt – gespeist haben!
Da sind natürlich Stimmen des Protetes laut geworden, und bei einem besonders traditionsbewussten Stamm im innersten Urwald hat sich sogar spontan eine Demonstration formiert, die mit auf Haut gemalten Transparenten und mit in hungrigen Mündern zusammengelaufenen Gewässern begreiflicherweise skandierten:
“Grill ... den ... Henss ... ler ... grill ... den ... Henss ... ler!“ Gell – das versteht sogar Murphy mit ganz ohne Empatie? Und dann – der absolut ultimative höchste Höhepunkt:
Einige von diesen komischen Brüdern sind sogar - Starköche! Ja, wie weit wollen die noch gehen mit der gezielten Artenvernichtung - was, wie? Gibts denn nicht genug koch-, brat- und schmorbares Federvieh auf Erden? Müssen die jetzt auch noch diese herzigen, fliegenden Frühlings-Sänger vom Himmel angeln, um geschmacksverirrte Gaumen zu befriedigen? Da wäre es meines Verachtens doch rettbarer für die Menschheit, es mal mit einer – Rosin(en)suppe zu probieren!!

War wohl a pissel heftig, oder? Sorry, aber ich musste mir auch mal den Schmalz von der Niere schreiben – oder wie man das metaphorisch so sagt. ...

*) F.I. – Für immer (Ungelöst)
Kurt Binder
schrieb am 26.04.2024, 10:40 Uhr
Tückische Redensarten
Leicht übertriebene Anekdote aus dem Fundus meines Privatlebens

Obwohl ich gerne, gut und reichlich esse, trifft der Vorwurf, ein Gourmet zu sein, auf mich nicht zu – oh nein, denn bis zum lucullischen Feinschmecker bin ich noch Lichtjahre entfernt.
Auch heute habe ich mir also ein bescheidenes Menü genehmigt, bestehend aus Rindsuppe mit Grießknödeln, gefolgt von Wiener Schnitzeln mit Püree und Roter Grütze aus Preiselbeeren und Himbeeren. Zum Dessert genoss ich – nein, keine kalorienhaltigen Puddings oder Kuchen, sondern ein paar sehr kleine Löffelchen voll Kaviar. Natürlich nicht einen von den echten, sondern den auch für arme Rentner durchaus erschwinglichen Deutschen Kaviar, den geschwärzten Fischrogen vom Seehasen (Cyclopterus Lumpus).
Ich muss noch hinzufügen, dass sich trotz dieser bescheidenen Ernährungstrategie mein Bäuchlein langsam, aber stetig zum veritablen Bauch entwickelt hat. Diese meine räumliche Expansion war so augenscheinlich, dass sie eines von den allgegenwärtig lauernden Lästermäulern zu der ziemlich unziemlichen Frage bewogen hatte, in welchem Monat ich mich denn befände!
Just als ich also das dritte, und letzte Löffelein (für heute) mit geschlossenen Augen genießerisch unter den Gaumen legen wollte, erklang hinter mir eine mir allzu bekannte, meine Absicht tadelnde Stimme:
“Aber Paps, du schlemmst ja schon wieder maßlos! In deinem eigenen Interesse - reiß dich doch bitte endlich mal am Riemen!“
Meine Tochter hatte leider Recht - und so befolgte ich brav ihren Rat, und riss mich am Riemen. Genau gesagt, aß ich wie bisher im vollen Umfang weiter – schnürte aber den Hosenriemen um die Mitte meines Bauchs so eng zusammen, dass ich kaum noch atmen und schlucken konnte. Was solls – das Erschlanken erfordert eben Opfer!
Das deutlich sichtbare Ergebnis meiner Selbstkasteiung stellte sich schon nach wenigen Wochen ein, in denen ich den Riemen um kein einziges Loch gelockert habe – Ehrenwort!
Und das selbe Lästermaul erkundigte sich, als es meinen Doppelbauch sah, diesmal allerdings ziemlich mitfühlend – ob ich denn schon Namen für den Zwilling hätte?

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