Johann Lauer promoviert als Politikwissenschaftler

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bankban
schrieb am 21.01.2018, 08:13 Uhr (am 21.01.2018, 08:14 Uhr geändert).
Artikel



Herzlichen Glückwunsch, Johann!
(Und viele positive Rezensionen!)
kokel
schrieb am 21.01.2018, 09:41 Uhr
Auch meinerseits herzlichen Glückwunsch und Respekt vor einer großartigen Leistung!
seberg
schrieb am 21.01.2018, 10:55 Uhr (am 21.01.2018, 11:16 Uhr geändert).
Dem Glückwunsch schließe ich mich gerne an!

Ich bin positiv überrascht davon, womit sich Johann in seiner Arbeit erkenntnistheoretisch beschäftigt, nämlich mit der

"Begrenztheit angewandter Methodologien, sowohl der szientistischen (normativen Rationalwahltheorie) als auch der phronetischen (angewandten Klugheit)"
und dass er sich gegen eine "Entweder-oder-Entscheidung" zwischen den beiden Ansätzen, "der empirisch-deskriptiven und der empirisch-explanative Forschungsmethodologie" wendet.

Das "Sowohl-als-auch" in Theorie und Anwendung liegt mir auf dem Gebiet der Psychologie und Psychotherapie ebenfalls sehr am Herzen: im Gesundheitswesen gibt es ja bis heute die Spaltung / den Gegensatz zwischen der eher szientisch-behavioristischen Verhaltens-Therapie und der eher intuitiv-erlebnisorientierten, psychoanaytisch-tiefepsychologischen Psychotherapie (meine frühe Option und Praxis).

Nur beides zusammen führt wohl bei der "Suche nach Wahrheit" weiter: einerseits mithilfe aristotelisch-zweiwertiger Logik (Digitalität der Naturwissenschaften) und andererseits mithilfe dialektisch-paradoxer, mehrwertig-logischer, intuitiv-phronetischer Methoden (in den Human-, Gesellschafts-, Geisteswissenschaften, in Philosophie und natürlich vor allem in der Kunst)

Im Grunde geht es dabei vermutlich um die Versöhnung und Zusammenführung der beiden großen unterschiedlich-gegensätzlichen philosophischen Kategorien: der logischen Kategorie des Bewusstseins und der ontologischen Kategorie des Seins.
Friedrich K
schrieb am 21.01.2018, 12:51 Uhr
Herzlichen Glückwunsch Johann.
Brombeer
schrieb am 21.01.2018, 13:32 Uhr
Respekt und Glückwunsch !
Johann
schrieb am 21.01.2018, 13:51 Uhr (am 21.01.2018, 14:08 Uhr geändert).
Herzlichen Dank ALLEN für die Glückwünsche!!

@ seberg
Ich antworte hier, weil das Forum sich dafür technisch besser eignet.

Zwischen uns gibt es sicher Gemeinsamkeiten und Übereinstimmungen aber auch Differenzen.

Beides kannst du bei erkenntnistheoretischen Fragen am schnellsten erkennen, wenn du das
10. Schaubild: Wissen versus Können ansiehst.

Aus deinen Anmerkungen vermute ich, dass du ein Anhänger von Habermas Korrespondenztheorie der Wahrheit bist. In den 90ern Jahren hat sich Habermas aber selber zur Kohärenztheorie der Wahrheit bekannt.

Habermas hat weiterhin auch ein pragmatisches Modell der Politikberatung entworfen, das heute in Politik und Wissenschaft quasi konkurrenzlos ist. Hier wird das Verhältnis Theorie und Praxis in etwa so gestaltet, wie du es oben für dein Fach skizziert hast. Dagegen grenze ich mich ab und habe ein komplementäres Modell der Politikberatung entworfen:
12. Schaubild: Verhältnis Wissenschaft Politik. Komplementäres Modell der Politikberatung

Details zu diesen Punkten in den Kapiteln:
3.2 Wissensebene: allgemeine Bedingungen oder allgemeine Kriterien des Wissens
3.3 Ebene der Ideale und Eigenschaften wissenschaftlicher Forschung
Scheibi
schrieb am 23.01.2018, 16:54 Uhr
Chapeau, lieber Johann. „Wer ko, der ko“ sagt der Bayer. Weiterhin viel Schaffenskraft und Gesundheit. Persönlichkeiten wie dich, braucht unsere Gemeinschaft. Gott erhoalt dech.
Henny
schrieb am 23.01.2018, 22:54 Uhr
Herzlichen Glückwunsch lieber Johann!
Bei meinem nächsten Rundgang in der City, werd ich mal nach deinem Werk Ausschau halten!
Liebe Grüße!
_Gustavo
schrieb am 23.01.2018, 23:25 Uhr
@Johann,
auch von mir einen Herzlichen Glückwunsch.Ich habe versucht zu verstehen was Du da eigentlich machst und bei Wiki reingeschaut.Das Fach wird wohl in verschiedene Teilbereiche untergliedert.Vielleicht kannst du das so schildern(erklären) dass auch nicht involvierte verstehen.
Johann
schrieb am 24.01.2018, 00:20 Uhr
Auch Euch herzlichen Dank!!

@ Henny
Mein Buch wird nur auf Bestellung geliefert, die Nachfrage dürfte nicht so groß sein, dass eine Buchhandlung dies auf Vorrat hat.
Du kannst aber alles kostenlos im Internet lesen. Du findest dort sogar PDF-Dateien, kannst das gesamte Buch ausdrucken, ohne Geld im Copyshop zu zahlen.

@ Gustavo
Kannst Du mir mal in wenigen Sätzen kurz Maschinenbau erklären ;-)

Zur Erläuterung des Faches können dir vielleicht meine Schaubilder weiter helfen, wenn dir der Wiki-Beitrag zu umfangreich ist. Hier erläutere ich die Unterschiede zwischen, Wissen und Können, Wissenschaftlern und Praktikern (Politiker, Bürger), Verhältnis Wissenschaft und Politik:

10. Schaubild: Wissen versus Können

11. Schaubild: Wissen (Theorie) versus Praxis (Handeln)

12. Schaubild: Verhältnis Wissenschaft Politik. Komplementäres Modell der Politikberatung

In diesem Buch geht es vor allem um die Methodologie, d.h. die Werkzeuge mit denen Politikwissenschaftler arbeiten.
Die Bedeutung der Werkzeuge fasse ich in der Leitung wie folgt zusammen:

"Die zentrale Relevanz wissenschaftlicher Methodologie ist erstens deshalb gegeben, weil allein die Methodologie den Unterschied zwischen Wissenschaft und anderen Formen der Erkenntnisermittlung begründet und legitimiert. Die Wissenschaft ist der Ort, an dem wissenschaftliches Wissen generiert wird. An diesem Ort wird mittels der Methodologie wissenschaftliches Wissen garantiert und konstituiert, damit verleiht die Wissenschaft diesem Wissen wissenschaftliche Autorität." hier geht´s weiter

seberg
schrieb am 24.01.2018, 01:07 Uhr (am 24.01.2018, 01:29 Uhr geändert).
@Johann, das von dir entwickelte komplementäre Modell der Politikberatung habe ich mithilfe der Schaubilder nicht ganz verstehen können. Aber mir ist aus der psychologischen Beratung / Psychotherapie ebenfalls ein komplementäres Modell geläufig, das es schon seit längerer Zeit gibt. Einen spannenden Artikel darüber gibt es von meinem Kollegen Harald Walach (netter Name ), in dem er die scheinbar kompliziertesten philosophische Probleme auf verständliche, weil auch auf unterhaltsame Art erklärt und an Beispielen erläutert:
harald-walach.de/2014/11/04/sowohl-als-auch-statt-entweder-oder-wie-man-kategorienfehler-vermeidet/
Übrigens wird inzwischen auch die sog. Komplementärmedizin an Universitäten gelehrt, sie wird aber von szientistischer Seite immer wieder auch heftig angegriffen. Es geht dabei eben um ganz grundsätzliche philosophische und psychologische Fragen.
Johann
schrieb am 24.01.2018, 17:39 Uhr
@ seberg

Danke für den Link.
Nach Lektüre des Beitrages vermute ich, dass du mein Schaubild "Komplementäre Modell der Politikberatung" deshalb nicht verstanden hast, weil du von anderen wissenschaftstheoretischen Annahmen ausgehst.

Eine sinnvolle Auseinandersetzung ist nur möglich, wenn ich das Buch von Wallach "Psychologie. Wissenschaftstheorie, philosophische Grundlagen und Geschichte ; ein Lehrbuch" lese und du mein Buch liest.
Danach können wir uns ja hier austauschen.
Was meinst du?
seberg
schrieb am 25.01.2018, 22:48 Uhr (am 25.01.2018, 22:52 Uhr geändert).
@Johann,

Danke für deinen Vorschlag, ich fände es reizvoll, mich in das Lesen deiner Arbeit richtig vertiefen zu können und im Austausch Neues zu entdecken, leider fehlt mir die dafür notwendige Zeit, und so nebenbei und oberflächlich geht das nicht. Ich sitze z.Z. über einer Arbeit zur polykontexturale Logik nach Gotthard Günther, einem leider viel zu unbekannten Philosophen, er schrieb (passend auch zum Thema Komplementarität):
"Es ist kindisch zu behaupten, man habe die klassische Metaphysik abgeschafft, solange man die Logik, die aus dieser Metaphysik entsprungen ist, immer noch als Organon der eigenen Rationalität benutzt."

Ist es nicht frappierend, wie sehr das auch an Einsteins Diktum erinnert:

„Der intuitive Geist ist ein Geschenk und der rationale Geist ein treuer Diener. Wir haben eine Gesellschaft erschaffen, die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat“.

Und das von ein „Natur“-Wissenschaftler par excellence!

Johann
schrieb am 27.01.2018, 17:02 Uhr (am 27.01.2018, 17:31 Uhr geändert).
Eine sachgerechte und zivilisierte Auseinandersetzung mit einem Thema erfordert viel Arbeit und Zeit, da gebe ich dir recht seberg. Auch wenn man nur Spezielfragen behandelt, reicht ein 10 Stunden Arbeitstag selten.

Es ist aber lustig zu beobachten, dass sogar Akademiker, die diese Zusammenhänge nicht nur kennen, sondern auch noch ständig hervorheben und sich darüber beschweren, meinen, dass man nebenbei weitaus komplexere politische Probleme zwischen Tür und Angel erledigen kann. Nach dem Motto: Mistgabel und Moralkeule kann jeder schwingen und beides ist auch sehr wirkungsvoll. Das Ergebnis ist dann auch entsprechend, wie man nicht nur an den Glaubenskriegen in diesem Forum beobachten kann.

Glaubenskriege gibt es, sogar eine ganze Menge, auch innerhalb der Wissenschaft, seit Kuhns Buch „Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen“ von 1962 ist dies Allgemeinwissen.

In meiner Studie behandle ich den seit dem 19. Jahrhundert unter dem Namen „Methodenstreit“ bekannte methodologische Glaubenskrieg. Zwar verwenden die Kontrahenten in der Regel keine Mistgabeln, sondern bevorzugen das Florett. Fairness muss man aber mit der Lupe suchen, obwohl ständig angemahnt und sehr offensiv als gegeben zur Schau gestellt. Eine große Kluft (Hiatus) zwischen tolerantem Habitus und unfairen Praktiken ist die Regel und nicht die Ausnahme.

So bevorzugt das szientistische Establishment, die Kontrahenten einfach zu ignorieren. Weitverbreitet ist auch die Unart, nebenbei (in Fußnoten oder Einleitungen) dem Gegner eins mitzugeben. Geistes- und Kulturwissenschaftlern wird z.B. einfach die Wissenschaftlichkeit abgesprochen, es handle sich zwar um sehr lustige Zeitgenossen, um undisziplinierte Theoretiker nicht um Wissenschaftler: „Political theory is an interdisciplinary endeavour whose centre of gravity lies at the humanities end of the happily still undisciplined discipline of political science“ (Dryzek/Honig/Phillips 2009: 62)

Die Interpretivisten entwerfen ein einfältiges Narrativ (Storyline) bzw. einen positivistischen oder szientistischen Pappkameraden, den sie dann beschwingt erledigen. Dies sogar unter Missachtung ihrer wichtigsten methodologischen Regel bzw. dem Schlachtruf „zu den Quellen“ (ad fontes). Diese Regel geht immerhin auf Erasmus und Luther zurück und wird seit dem 19. Jahrhundert nicht nur von den Geschichtswissenschaften wie ein Mantra vorgetragen.

Bevor ich die Grenzen und Möglichkeiten beider Methodologien erörtere, erstelle ich erstmals eine Ad-fontes-Rekonstruktion anhand von wichtigen Methodenbücher und Klassikern.

Danach begründen ich eine Komplementarität zwischen einerseits einer logisch-mathematischen Methodologie, mit deren Hilfe sowohl Naturwissenschaftler als auch deren Bewunderer in den Sozialwissenschaften kausale Erklärungen oder Prognosen begründen. Andererseits einer sprachlich-interpretativen Methodologie, die dazu dient, Deutungs- und Sinnzusammenhängen (meaning making, sense making) zu beschreiben.
Weiterhin erläutere ich eine Komplementarität zwischen einer genuin praktischen (normativen, pragmatischen und technischen) und einer empirischen (deskriptiven, explanativen und prognostischen) Methodologie.

Die Arbeiten von Gotthard Günther sind mir unbekannt. Nach Lektüre des Wikipedia-Beitrags gehe ich davon aus, dass meine Überlegungen kaum in diese Richtung weisen. Ich verwende das Wort „Komplementarität“ in einem einfachen Sinn in der Bedeutung, dass sich zwei Methodologien ergänzen. In der Debatte wird auch noch das Wort „Triangulation“ verwendet, dies trägt aber mehr zu Missverständnissen bei, als es etwas erhellt (vgl. 3.9 Methodenebene).
_Gustavo
schrieb am 30.01.2018, 00:14 Uhr
@Johann,
könntest Du, als Politikwissenschaftler erklären, was gerade passiert in der Deutschen Politik ?
Koallieren oder kollabieren wir bald ?
Vermutlich sollte man als Wissenschaftler auch eine gewisse Neutralität mitbringen.
Ich bin gespannt.

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