Geistige Brandstifter? – Paunescu, Tudor und ihre deutschzüngigen Helfershelfer aus der KP

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seberg
schrieb am 08.12.2010, 09:47 Uhr (am 08.12.2010, 10:12 Uhr geändert).
Kein Mensch will dir, lucky, und der Maya die Erinnerung an ein schönes Jugenderlebnis nehmen oder madig machen, es war und ist sicher für euch beide und auch viele andere ein tief empfundenes Erlebnis eines wichtigen Lebensabschnitts, ein gemeinsam mit vielen anderen zusammen erlebtes Groß-Ereignis, das viele Jugendlichen im Innersten erreicht und angesprochen hat, z.T. wohl auch unabhängig vom politisch-patriotisch-national-propagandistischem Gepräge.
Und natürlich „passt Folk- und Rock-Musik nicht besonders gut für kommunistische Propaganda“. Aber war nicht gerade diese Musik es, mit der versucht wurde, die kommunistische Propaganda in die Seelen der Jugendlichen zu transportieren, sie ihnen „schmackhaft“ zu machen? Wobei es völlig negensächlich ist, ob und wie weit das gelungen ist oder nicht, wahrscheinlich ja eher nicht. Auf jeden Fall aber wurde die Jugend damit in eine Rauschzustand versetzt, wie er ja auch von vergleichbaren westlichen Veranstaltungen bekannt ist (du bist doch Experte für „Rausch“ jeglicher Art, oder?), der eher unkritisch gemacht hat und wohl auch machen sollte. Möglicherweise hat das Paunescu-Großereignis sogar Vielen über das sonst weit verbreitete materielle und geistige Elend für eine kürzere oder längere Zeit hinweggeholfen. Und dann? Und heute?
Kann es sein, dass du als heutiger Arzt und Maya als heutige Unternehmerin die Wandlungen und Umwälzungen von damals zu heute relativ bruchlos überstanden habt, jedenfalls bruchloser als die meisten anderen, die hier nicht zu Wort kommen, denen es sowohl damals als auch heute weniger gut ging und geht, materiell und geistig? Dass diese Vielen (ich denke z.B. an die hundertausenden arbeitslos gewordenen Industriearbeiter) heute eher mit enttäuschter und nicht nur mit wohliger Nostalgie an den Cenaclu zurück denken? Erst eine wirkliche repräsentative Feldstudie könnte darüber Interessantes und Aufschlussreiches aussagen, denke ich.

Übrigens: wie wäre es einem rumänischen Till Eulenspiegel zur Zeit des Paunescu-Cenaclu ergangen?
pavel_chinezul
schrieb am 08.12.2010, 10:22 Uhr (am 08.12.2010, 10:22 Uhr geändert).
Lucky_271065,

welcher Chinese denn? Kein Geschichtsunterricht gehabt?
Und wieder nicht die Wahrheit! Wenn Sie schon eine Rumänin hier zitieren, wir haben auch Rumänen hier zitiert die anderer Meinung über Păunescu und seiner Veranstaltung waren. Richtig wäre also

„Dezbateri f interesante ... incl. intre oameni cu pareri diferite.. legate de persoana lui Paunescu respectiv Cenaclul Flacara
Das ist die Wahrheit!!! Aber die Nachwehen der Erziehung in der „goldenen Ära“ lassen grüßen!

Wie ich schon mal hier schrieb, habe ich wohl Ahnung wovon ich schreibe. Ich habe es miterlebt (aber mir waren z.B. Phoenix lieber)! Es schrieb bisher auch keiner, dass der Ceauşescu besungen wurde! Wo haben Sie so etwas gelesen? Übrigens, die Neonazis ködern heute auch Jugendliche über Musik!
Sie waren scheinbar nicht dabei, wenn Sie sich jetzt einen Film ansehen mussten, um darüber reden zu können! Übrigens den Film habe ich über einen Link schon länger hier im Forum zur Verfügung gestellt, also konnte bankban ihn sehen.
aurel
schrieb am 08.12.2010, 10:45 Uhr

@seberg
Kein Mensch will dir, lucky, und der Maya die Erinnerung an ein schönes Jugenderlebnis nehmen oder madig machen



Aber betreffend Cenaclul Flacara, @seberg schrieb vor einigen Tage:

@seberg
Aber solche subjektiven Empfindungen und schönen Erinnerungen hat jeder, der durch Massenhysterie in einen wundervoll-schönen Rausch versetzt wurde. Das macht besoffen und unkritisch und dumm. Das ist gefährlich und muss nicht nur nicht akzeptiert werden, sondern darf gar nicht akzeptiert werden.


Es war nur Rhetorik ?
Es ist nur Inkonsequenz ?
Es ist Byzantinertum (vorgaukeln falschen Meinungen)?
Oder eine gewisse Einsicht in der kurzen Zeit ?
seberg
schrieb am 08.12.2010, 10:56 Uhr (am 08.12.2010, 11:15 Uhr geändert).
Quod licet Iovi, non licet bovi

Jedem die passende Antwort, je nachdem ob er diskutieren oder provozieren will!

In beiden Antworten spreche ich vom Rauschzustand, dem das Paunescu-Publikum ausgesetzt war und mit dem es betäubt wurde!
Die schöne und gefährliche Illusion!

Hallo! Lucky! Bist du noch da?
Oder hast du einen Anderen, bzw. dein alter ego vorgeschickt mit der Anwort an mich?

aurel
schrieb am 08.12.2010, 11:01 Uhr (am 08.12.2010, 11:05 Uhr geändert).

@seberg
Jedem die passende Antwort,


In dem Kontext oben, heißt es auf Deutsch:

"Jedem die passende Meinung"

Was das wiederum auf Deutsch heißt, ... doppelzüngig, Pharisäer, Demagoge?
lucky_271065
schrieb am 08.12.2010, 20:26 Uhr (am 08.12.2010, 20:45 Uhr geändert).
@seberg Erstens will ich Dir sagen, dass ich Deinen letzten Beitrag sowohl in der Form als auch im Inhalt wirklich schätze. Diese Art von Diskussionen oder auch Auseinandersetzungen hatte ich mir erhofft, als ich diesem Forum beigetreten bin. Als einer der relativ wenigen (zB der einzige aus meiner ehemaligen deutschen Lyzeumsklasse) nicht ausgewanderten Siebenbürger (aus deutschem Elternhaus, falls das eine Rolle spielt) wollte ich einfach mal sehen, was die ausgewanderten "Landsleute" so diskutieren untereinander und mit anderen. So wie ich unsere Sachsen kannte, hätte ich eigentlich eine gepflegte und höfliche, eventuell auch humorvolle, Gesprächskultur erwartet. Da war ich wohl etwas naiv?! Ausserdem scheine ich auf diesem Forum einer der wenigen zu sein, die meinen, nichts verbergen zu müssen (siehe Profil), und die mit ihrer vollen Identität für das einstehen, was sie zu sagen haben. Dass sollte schon mal zu denken geben.
Ja, ich bin Arzt und Psychotherapeut, und ich bin Spezialist für "Rauschzustände" oder bessergesagt für die Befreiung daraus (Suchttherapie).
In diesem Sinne hat Aurel mich wohl richtig charakterisiert: ich bin ein neugieriger Mensch, der versucht, alles was ihm begegnet, erstmals zu verstehen, bevor er darüber urteilt (und nicht verurteilt).
Falls es eine Rolle spielt, kann ich versichern, dass ich keine Begabung für Theaterspielen habe und insofern auch kein "alter ego" gebrauchen kann.
Manche Züge an "Aurel" schätze ich, und habe es auch "analysiert". Andere wiederum nicht (egal ob er nun Rumäne oder Deutscher oder Grieche - siehe seine Vorliebe für Sirtaki oder ... whatever) ist. Damit kommen wir zu einem anderen für mich wichtigen Punkt: es sollte eigentlich keine grosse Rolle spielen, ob der eine oder die andere hier sich als Sachse oder Schwabe oder Rumäne oder Ungar oder Zigeuner oder Türke outet, sondern es sollte alleine zählen, WOFÜR er einsteht und vielleicht noch mehr, WIE er dafür einsteht. (Der Ton macht die Musik.)
Persönlich habe ich eine Art "Allergie" gegen jede Art von "Volksverhetzung". Und gegen jede Art von undifferenzierter, primitiver Be- und Verurteilung von Menschen - egal welcher ethnischen, politischen oder auch sonstigen Zugehörigkeit. Das hat mich auch bewogen, hier meine Meinung zu sagen. Wenn jemand bloss mit billigen antikommunistischen Klischees im Tone einer Volksverhetzung (meiner Meinung nach kaum besser als der Ton des von ihm kritisierten C.V. Tudor mit seiner extremistischen, antisemitischen, xenophoben etc "Romania Mare"-Zeitschrift - die ich persönlich Gott sei Dank schon lange nicht mehr bei den Presseständen habe ausliegen sehen) hier "ungestraft" (siehe Forumsregeln, die ideologische Grabenkämpfe usw, aber nicht zuletzt auch kommerzielle Werbung - und ich nehme mal an, Schleichwerbung für eigene Bücher ist da mit eingeschlossen - verbietet) einen Thread eröffnet, wie meines Erachtens Carl Gibson es getan hat, sollten sich wenigstens Leute finden, die die Dinge wieder etwas ins rechte Licht rücken. Das hat meiner Meinung nach - anfangs korrekt und ohne Provokation - auch Aurel getan. Seine Stellungsnahme war differenziert. Er hat auch klar geschrieben, dass er kein Fan von Paunescu war, ihn sogar "Schmarotzer" und "Hofnarr" oder so ähnlich genannt. Aber andererseits eben auch als Dichter, Kulturmenschen und rumänischen Patrioten gewürdigt. Und damit spricht er Millionen von Rumänen aus der Seele. Ich lebe überwiegend in Rumänien und weiss, wovon ich spreche. Nicht zufällig wurde Paunescu vor ein paar Wochen selbst unter einer eher Mitte-Rechts-Regierung mit Salven der Nationalgarde usw beerdigt. Carl Gibson hat am Anfang dieses Threads behauptet, dass Paunescu DURCH seinen Cenaclu Flacara (lesen Sie mit, Herr General Pavel Chinezul?) den Personenkult auf Höhen erhoben hat, die nicht einmal Stalinisten und Nazis erreicht hätten. Aber das widerspricht gesundem Menschenverstand, wenn man zumindest zur Kenntnis nimmt, dass der Cenaclu ab Sommer 1985 verboten war, dass auch der über den Cenaclu 1982/1983 gedrehte Film sofort verboten wurde, dass Paunescu von der Partei 1985 "vot de blam cu avertisment" erhielt und durch Berufs- und Publikationsverbot nach eigener Aussage zumindest fast in den Selbstmord getrieben wurde (für mich psychologisch duchaus nachvollziehbar, besonders nach einem Absturz aus solcher Höhe...). Wenn man dann auch noch ein wenig nachliest und erfährt, dass Paunescus zB Anfang der 70er Jahre sich eine zeitlang in den USA aufgehalten hat, mit der Hippie-Bewegung bzw den Aktionen der Vietnamkriegsgegner in Berührung gekommen ist, aber auch einer Persönlichkeit wie dem weltbekannten in den USA lebenen rum. Schriftsteller und Religionsphilosophen Mircea Eliade ein Interviu abgenommen hat, und dieses nach seiner Rückkehr in Rumänien sogar publiziert hat (hätte damals kaum jemand für möglich gehalten), wenn man dann auch noch seine systemkritischen Gedichte liest, dann entsteht einfach ein viel komplexeres Bild vom Menschen, Dichter, uns auch von der politischen Persönlichkeit Adrian Paunescu.
Ich persönlich hatte nie eine besondere Sympathie für den Cenaclu-Leiter Adrian Paunescu. Für meinen Geschmack war er immer schon zu theatralisch, zu pathetisch. Wenigstens war er sich dessen bewusst ("Eu însumi am ceva teatral
În fiinta mea..." schreibt er in dem übrigens pazifistischen Gedicht "Iubiti-va pe tunuri"). Und mit den manchmal überlauten rumänisch-nationalen Tönen einiger Cenaclu-Lieder konnte ich als Deutscher natürlich auch nicht viel anfangen. Aber deshalb gleich den ganzen Cenaclu, durch den so viele wertvolle Künstler bekannt wurden, wie Carl Gibson einfach als Bühne für Personenkult an Ceausescu anzuprangern, ist eine für mich nicht nachvollziehbare und auch nicht akzeptable Verfälschung einer historischen Realität, die ich noch selber mit erlebt habe. Und deshalb muss ich widersprechen. Da geht es gar nicht mehr um Paunescu oder Cenaclul Flacara hin oder her. Eher dafür, für den gesunden Menschenverstand und so etwas wie "bunul simt" (gibt es überhaupt einen wirklich passenden Ausdruck dafür auf Deutsch?) im Umgang mit unserer neueren Geschichte eine Lanze zu brechen.
In meinem "Thanks for the show, Aurel!" war schon auch ein Stück Ironie mit dabei (daca inca nu s-au prins toti). Allerdings hätte er die Show nie alleine schmeissen können, wenn er nicht dazu passende Gegen- (oder Mit-?) Spieler gefunden hätte.
Ich halte es auch zumindest für sehr bedenklich, Menschen, die einem Völkchen ("Siebenbürger Sachsen") angehören, dass in den letzten hundert Jahren wiederholt zutiefst traumatisiert wurde (und jeder von uns trägt zumindest aus seiner Familiengeschichte da verschiedene Narben mit sich herum), in der Art von Aurel immer wieder massiv zu provozieren. Aber abgesehen davon, dass ich ihn wirklich für einen hochintelligenten und gebildeten Menschen halte, würde ich gerade auch deswegen gerne mit ihm einen Kaffee oder ein Glas Weit trinken, um eventuell herauszufinden, was seine Motivation hinter diesem sonderbaren Verhalten ist. Vielleicht ist das meinerseits eine "deformatie profesionala", bei meiner psychologischen Schulung. Nobody is perfect!
P.S. Ein höchst interessantes Experiment wäre, einmal wirklich mit "Aurel", Dir (seberg), pavel_chinezul (alias Pal Kinizsi, Comes von Temeschwar), bankban (woher soviel Agressivität?), schully (recht ausgewogen), serban (baiat de nota 10) und vielleicht auch noch ein paar anderen hier - sogar mit dem "bösen alten geistigen Gralshüter" (so hat ihn doch jemand genannt?), der diesen Thread eröffnet hat, am gleichen Tisch bei einem Glas Seidner Mädchentraube zu sitzen und alle Masken fallen zu lassen. Ich könnte es mir vorstellen. Aber da bin ich wohl wieder einmal naiv ... Kampfhähne brauchen einfach immer wieder ihren Adrenalinrausch - sei er auch virtuell erzeugt.
(Übrigens, ich glaube, auch Paunescu war von diesem Adrenalin, Dopamin, Endorphin usw. abhängig. Was kann es schon Berauschenderes geben, als die Erfahrung, die Macht zu haben, zehntausende von Jugendlichen allein durch die Macht seiner Worte und der Musik dazu in Trance und Extase zu versetzen? Ob dahinter auch echte oder vielleicht auch nur vorgetäuschte politische Propagandazwecke stehen, könnte in jenen Momenten für das Erleben des Individuums fast belanglos werden).
bankban
schrieb am 08.12.2010, 20:34 Uhr
"bankban (woher soviel Agressivität?)"

Die gibts meinerseits, so meine ich, nur in diesem Thread. Und wurde einmal auch begründet. Durchaus psychologisch.
lucky_271065
schrieb am 08.12.2010, 20:49 Uhr
Dann bitte ich vielmals um Entschuldigung für meine Fraga, bankban. Ich muss gestehen, dass ich nicht alles aufmerksam gelesen habe. Ist ja auch schon ein ganzes Gebirge an Diskussionen hier aufgetürmt.
aurel
schrieb am 08.12.2010, 21:44 Uhr (am 08.12.2010, 21:44 Uhr geändert).

egal ob er nun Rumäne oder Deutscher oder Grieche - siehe seine Vorliebe für Sirtaki oder ... whatever


Ich bin Rumäne- Rumäne auch wenn schon lange „diplomierter Deutscher“ wie viele aus der ehrenwerten Gesellschaft hier (falls das eine Rolle spielt).

Meine Vorliebe für Sirtaki ist ironisch gemeint, eine Anlehnung an einem „Streitgespräch“ was ein Sirtaki ist und was hat er in Dobrudscha zu suchen. Der Scherz sollte unterstrichen werden durch die weitere Aufzählung (Ballet, usw.).

lucky_271065
schrieb am 08.12.2010, 23:03 Uhr (am 08.12.2010, 23:08 Uhr geändert).
Nein, Aurel, für mich spielt es keine wesentliche Rolle, ob Du Rumäne bist oder nicht. Besonders, da Du Dein Heimatland scheinbar schon recht lange verlassen hast. Meines Wissens gibt es in der Dobrudscha auch Griechen. Nicht nur die alten Ruinen von Histria, Tomis und Callatis. Und Ballett kann man auch als Zuschauer mögen. (So war es bei meinem Grossvater, obwohl viele das einem Metzgermeister nicht unbedingt zutrauen würden).
Aber mein "Grieche .. oder whatever" war auch nur ein Scherz. Wie gesagt, für mich zählt, WOFÜR ein Mensch einsteht und WIE er dafür einsteht. Und vielleicht sagst Du uns einmal selber, was der 1. Dezember für Dich bedeutet, als Rumäne, der sein Heimatland verlassen hat (wenn Du schon den ausgewanderten Siebenbürger Sachsen die Frage stellst, was er für sie bedeutet). Bei Gelegenheit kann ich Dir gerne sagen, was er für mich bedeutet, der ich nicht ausgewandert bin. Aber für heute war wohl genug!
aurel
schrieb am 08.12.2010, 23:12 Uhr (am 08.12.2010, 23:35 Uhr geändert).

Und vielleicht sagst Du uns einmal selber, was der 1. Dezember für Dich bedeutet, als Rumäne, der sein Heimatland verlassen hat (wenn Du schon den ausgewanderten Siebenbürger Sachsen die Frage stellst, was er für sie bedeutet)


Nichts!
Ich habe keine Bindung zu dem Datum und hier sowieso fehlen die „Feierlichkeiten“ die dem Tag einen Rahmen geben würden.

Und ein Basescu/Boc/Udrea-Rumänien, nach eine lange Beobachtung der politische Entwicklung im Lande, wirk für mich nicht einladend zu Feierlichkeiten. Danach vielleicht.

Mich hat aber übersacht die Reaktionen der Anderen. Ein Nichts wäre genug. Es war mehr als das.


P.S.

Nein, Aurel, für mich spielt es keine wesentliche Rolle, ob Du Rumäne bist oder nicht.


Bei der Gelegenheit, „der Statement“ war eher für die Andere die uns „verwechseln“ oder irgendwelche doppelte Persönlichkeit an mich vermuten, oder sonst für Beschuldigungen sich ausdenken.
lucky_271065
schrieb am 08.12.2010, 23:35 Uhr (am 08.12.2010, 23:41 Uhr geändert).
Danke für die ehrliche (hoffe ich zumindest) Antwort! Mich macht Deine Aussage allerdings etwas traurig...
Ich denke, jedes Volk sollte seinen Nationalfeiertag würdig feiern. Und auch die "Volksgenossen", die das Land verlassen haben. Aus welchen Gründen auch immer. Schau, meine ältere Tochter (18), studiert seit diesem Jahr in Deutschland Jura. Sie ist "deutsch erzogen" (deutsche Grundschule in Hermannstadt usw), hat Rumänisch nur in der Schule gelernt (wie auch ich, übrigens). Aber auch nach 7 Jahren in Deutschland spricht sie fliessend Rumänisch und liest unter anderem gerne Eminescu. Und am ersten Dezember hat sie mit zwei anderen aus ihrem Freundeskreis, einer Studentin aus Temeschwar und einem Studenten aus Bukarest (beide aus rumänischen Familien) weitere 8 anderen Freunde (ohne Rumänien-Hintergrund) zu einem rumänischen "Sarmale"-Abend eingeladen. Es war ein Erfolg auf ganzer Linie. Ich finde das eine schöne Art, den 1. Dezember auch in Deutschland zu feiern. Wir könnten von diesen jungen Leuten was lernen. Dass meine Tochter eigentlich von japanischer Kultur begeistert ist und auch schon seit ein paar Jahren die Sprache lernt ... umso besser. In ihrem Alter darf man ja wohl davon träumen, mit diesem weitgefächerten kulturellen Hintergrund (Englisch, Französich und ziemlich viel Latein kamen noch dazu) vielleicht einmal sogar in einer diplomatischen Mission zu arbeiten. Oder wenigstens für einen multinationalen Konzern. Ohne seine Wurzeln zu vergessen. Manche Cenaclu-Lieder mag sie übrigens auch.
aurel
schrieb am 08.12.2010, 23:38 Uhr

Deine Aussage allerdings etwas traurig...


Zumindest ich hasse mein Heimatland nicht.
lucky_271065
schrieb am 08.12.2010, 23:55 Uhr (am 08.12.2010, 23:59 Uhr geändert).
Ich denke, dass nur ganz wenige Deutsche, die Rumänien verlassen haben, ihr Heimatland hassen. Vielleicht sind sie enttäuscht von manchen Entwicklungen - wie Du auch. Aber viele engagieren sich immer noch ein Stück für ihre alte Heimat. Manche Heimatortsgemeinschaften organisieren wieder Treffen in der "alten Heimat" und feiern gemeinsam mit den ehemaligen rumänischen Nachbarn (zumindest in der Gemeinde bei Hermannstadt, wo ich arbeite, ist es geschehen. In Hermannstadt haben diese "Treffen auf dem Huetplatz" schon seit etlichen Jahren Tradition.) Der eine oder andere hat auch noch ein Haus hier, Und manche investieren in Renovierungen oder Neubauten. Es gibt auch etliche "Rücksiedler", manche mit wirtschaftlichem Potential. Andere allerdings können die alten Traumata immer noch nicht verkraften und haben alle Brücken abgebrochen. Manche wagen nach vielen Jahren wieder einen Besuch und sind meist sehr überrascht von den schnellen und oft durchaus auch positiven Entwicklungen im Land (in den letzten Jahren gab es einen richtigen Bauboom - zumindest bis zur Krise). Aber das muss ich Dir sicher nicht sagen. Du kommst doch recht oft nach Rumänien. Und bei Satu Mare gibt es eine Gemeinde, da kann man nur staunen, was für Prachtvillen die Leute da in den letzten Jahren aus dem Boden gestampft haben (es ist wahr, die meisten mit im Westen - besonders Italien - verdientem Geld). Übrigens, hast Du das Elie-Wiesel-Gedenkhaus in Sighet besucht? Sollte jeder, der die Gelegenheit hat, tun. Vor der deutschen Nobelpreisträgerin für Literatur aus dem rumänischen Banat hatten wir schon einen jüdischen Friedensnobelpreisträger (und Auschwitz-Überlebenden) aus der Maramuresch. Sollte man ruhig weitersagen ...
aurel
schrieb am 09.12.2010, 00:01 Uhr (am 09.12.2010, 00:02 Uhr geändert).

einen jüdischen Friedensnobelpreisträger (und Auschwitz-Überlebenden) aus der Maramuresch


Weil das Thema angesprochen wurde, aber in einem ganz anderen Kontext, noch etwas dazu:

http://www.adevarul.ro/locale/cluj-napoca/Parintele_Nicula-Schindler_de_sub_Feleac_0_385762005.html

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