Dynamik der Meute - Interview auf SPON

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joker
schrieb am 26.01.2010, 23:16 Uhr
SPIEGEL: Herr Lanier, Sie behaupten, im Internet verwandelten sich normale, vernünftige Menschen in einen Mob. Meinen Sie das wirklich ernst?

Lanier: O ja, erst heute habe ich ein anonymes Forum gelesen, in dem die Leute das Ansinnen der "New York Times" kommentierten, künftig Geld für Online-Artikel zu verlangen. Die ersten Kommentare waren noch in Ordnung. Doch bald wuchs sich das Ganze zu einem teuflischen Gemetzel aus. Das ist keine Ausnahme, sondern ein typisches Muster im Netz.

SPIEGEL: Wie kommt es dazu?

Lanier: Die Anonymität spielt eine große Rolle. Wer anonym ist, muss keine Konsequenzen fürchten und erhält dennoch unmittelbare Genugtuung. Da wird ein biologischer Schalter umgelegt, und es entsteht eine richtige Meute. Das lässt sich auch in anderen Lebensbereichen beobachten. Wann immer sich Menschen mit einem starken gemeinsamen Glaubenssystem zusammenschließen, tritt meistens das Schlechteste zutage. (...)

Computerpionier Jaron Lanier über die entwürdigenden Folgen von Internetwerbung, Mobbing im Netz und die Geburt einer unmenschlichen Digital-Religion
seberg
schrieb am 27.01.2010, 02:12 Uhr (am 27.01.2010, 11:38 Uhr geändert).
Dazu passt, was bankban im „Migrantinnen“-Thread aus Adornos MiMo zitiert hat. Ich habe es so verstanden, dass das Individuum durch die fortschreitende Vergesellschaftung im modernen Kapitalismus (in dem es nur noch „mitten unter den standardisierten und verwalteten Menscheneinheiten…fort…west“ - Th.W.A.), zunehmend zum Clown seiner eigenen Individualitaet mutiert, eben zum „dummen August“ seiner selbst.
Internet-Kommunikation, Google- und Wikipedia-Bildung koennen sich offenbar als eine Steigerung dieser moderner Vernichtungsmaschinerie verantwortlicher Individualitaet in Adornos Sinne erweisen und all den Scheußlichkeiten wie Meutebildung, Mobbing, „teuflische Gemetzel“ usw., von denen J.Lanier spricht, Tuer und Tor oeffnen. Clowns allerdings haben Anonymitaet bekanntlich gar nicht noetig, oft eher im Gegenteil... Anonymitaet kann viele Gruende haben, von niedertraechtigsten bis durchaus honorigen.
Johann
schrieb am 27.01.2010, 07:42 Uhr (am 27.01.2010, 07:43 Uhr geändert).
Jede Regel hat Ausnahmen. Nicht nur wir, sondern auch unser Forum hier ist etwas besonders.
Jeder, der die Beiträge der Anonymen liest, kann sich sofort die dazugehörigen honorigen Gründe denken.
Lavinia
schrieb am 27.01.2010, 09:02 Uhr (am 27.01.2010, 09:03 Uhr geändert).
Die Diskussion über Anonymität im Forum, die immer mal wieder aufflammt, ist m.E. so unnötig und unproduktiv wie ein Kropf. Dabei hetzt 'die Meute' vorzugsweise gegen die 'Anonymen'. Was gerne und immer wieder bei dieser völlig unnötigen Diskussion verschwiegen wird ist die Tatsache, dass es in der Mehrheit die Nicht-Anonymen sind, die des Forums verwiesen werden mussten, weil sie die Benimmregeln nicht respektierten.
seberg
schrieb am 27.01.2010, 09:04 Uhr (am 27.01.2010, 13:23 Uhr geändert).
Johann: ...oder eben die niederträchtigen Gründe für Anonymität dazu denken, weil wir eben keine Ausnahme sind...
...auch nicht, was ironisch-clowneske (Th.W.A.) nichtanonyme Beiträge angeht...
hanzy75
schrieb am 27.01.2010, 10:38 Uhr
Lavinia: Was gerne und immer wieder bei dieser völlig unnötigen Diskussion verschwiegen wird ist die Tatsache, dass es in der Mehrheit die Nicht-Anonymen sind, die des Forums verwiesen werden mussten, weil sie die Benimmregeln nicht respektierten.

Das schreiben Sie sich ganz groß auf die Fahne. Und wen wollen Sie als nächstes abschiessen?
Johann
schrieb am 27.01.2010, 10:57 Uhr (am 27.01.2010, 10:59 Uhr geändert).
@hanzy75

Anscheinend hast du den Wink von seberg nicht verstanden:
Theodor Ludwig Wiesengrund Adorno muss sich warm anziehen.

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