Lyrik - wenn Emotionen sich zum Wort melden

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Kurt Binder
schrieb am 03.02.2024, 06:38 Uhr
Nachtruhe

Still sinken fahle Schwaden
über das schwindende Licht -
umhüllen es, lösen es auf.

Im nahenden Dämmern
bäumt sich blutrotes Leuchten
gegen das dräuende Dunkel.

Doch die Nacht deckt schweigend,
was noch das Ruhen stört.
“Schlaft gut – in blühenden Träumen“
Kurt Binder
schrieb am 08.02.2024, 08:17 Uhr
Traumwelten

Schwerelos, ziellos
schwebte ich durch Zeit und Raum -
von Neugier getragen
mein Flug ins Nichts, das alles barg,
was ich nicht vermisste,
wo alles geschah,
was mich nicht wunderte ...

Angstfrei, mein Sturz in die Tiefe,
wo Schattenwesen mich umringten,
Dämonen nach mir griffen,
und Schmerzen quälten,
die ich nicht spürte ...

Das Lächeln der Schönheit
ließ mich erschauern –
ihr Kuss, ein entschwindender Hauch,
der Sehnsucht weckte -
ich hörte sie nicht,
vernahm jedoch ihren Ruf
durch die ehrfürchtige Stille
einer surrealen Welt ...
Kurt Binder
schrieb am 11.02.2024, 07:09 Uhr
Wachträume

Über bunte Wiesen
schweift mein verträumter Blick -
die ersten Sonnenstrahlen
blenden die Augen -
ich schließe sie in Demut.

Himmelhoch jauchzend
fliegt die Lerche empor -
ihr Gesang erfüllt die Stille,
ihre Lebensfreude
bricht den Bann der Nacht.
Falter taumeln liebestrunken
über die duftende Farbpalette
der blühenden Natur,
an diesem wunderbaren Morgen.

Nasskalter Hauch
streift meine Wangen;
aufgeschreckt öffne ich die Augen -
in graue Schwaden gehüllt
schlummert das Dorf.
Träge hebt ein Rabe ab -
sein Krächzen verhallt in der Nebelsuppe.

Ich trete ins Zimmer,
wo mich die Uhrzeiger nötigen:
Zeit für das Schwarze Ritual -
und ewig duftet der Kaffee ...

Kurt Binder
schrieb am 16.02.2024, 18:15 Uhr
Sinnestaumel

Beharrlich, das Dunkel
dieses zögernden Wintermorgens,
durch das mein ruheloser Blick
den Sinn des nahenden Tages
zu erahnen sich bemüht.

Und im kühlen Hauch des Windes,
der wie ein flüchtiger Kuss
meine heiße Stirn berührt,
schmecke ich in zartem, grünen Duft
die Ungeduld des Frühlings.

Doch gläsern zersplittert die Stille –
melodisch flutend, bahnt sich
der harmonische Dreiklang der Glocken
durch die Dämmerung,
das aufblühende Morgenrot kündend.

Und aus dem wirbelnden Reigen der Sinne
gestaltet sich vor meinem geistigen Auge
ein wunderbares Gemälde,
das mir den Sinn dieses Tages offenbart -
er wird voller gefühlten Lebens sein!
Kurt Binder
schrieb am 04.03.2024, 07:29 Uhr
Inspiration (1998)

Ein armer, ausgelaugter Dichterling
wie’n nasser Lappen in dem Sessel hing,
und stiert’ seit Stunden auf die graue, matte,
nach außen leicht gewölbte Bildschirmplatte.

Sein müder Kopf war leer, die Seele hohl,
sein Genius verkümmerte, wiewohl
er krampfhaft sich in guter Hoffnung suhlte,
und gierig um den Kuss der Muse buhlte.

Doch hatte diese, satt vom ew’gen Küssen,
den feuchten Schlabber-Job längst hingeschmissen,
nebst dreißig Pfunde, die gar sehr im Wege,
und wankt erdürrt jetzt über Model-Stege.

Die Zeit verrann, es fiel ihm gar nichts ein;
die starren, arbeitslosen Fingerlein,
die trommelten, statt Verse in die Tasten,
den Walzer vom verliebten Gymnasiasten.

Rundum garniert mit Stoppeln wie ein Igel,
warf er rein zufällig den Blick zum Spiegel,
und als er sein virtuelles Abbild sah,
war plötzlich das ersehnteThema da.

Zwar war sein Ausdruck nicht sehr fotogen,
doch ließ er ihn in Verse übergehn,
nebst allder Kümmernis aus dem Gesicht,
und schrieb zutiefst erleichtert - dies Gedicht.
Kurt Binder
schrieb am 11.03.2024, 09:03 Uhr
Status quo

Noch grünen die Wälder,
die rauschenden Kronen,
noch blühen die Wiesen,
wetteifernd im leuchtenden Farbenspiel,
noch steigt die Lerche jubelnd,
das Leben preisend der Sonne entgegen,
noch flehmt der Hirsch,
geborgen im Schatten der Büsche,
noch tummelt sich wendig der Otter
durch saubere Bäche und Flüsse,
noch wälzt sich der gigantische Wal,
behäbig in satter Lebensfreude
durch die Wellen der Meere ...

Noch labt sich frivol
der ignorante Mensch -
Täter und Opfer zugleich -
genüsslich an den schwindenden Gaben
unsrer siechenden Erde ...

Unsre Chance liegt im Erwachen,
bevor die Zukunft ein Traum,
der Morgen schon
dreckige Vergangenheit ist!
Kurt Binder
schrieb am 28.03.2024, 06:56 Uhr
Sehnsucht

Schwebe,
getragen vom Wimd
durch wallende Nebel
in die endlosen Weiten des Seins,
in die Tiefe rosiger Träume,
die einstens real -
in das kalte Herz,
das nicht mehr schlägt.

Erhelle
den dunklen Pfad,
dass er mich geleite
hin zu der Illusion,
den Sinn meines Daseins
noch erkennen zu können,
die Kraft zu haben,
es zu leben - zu lieben ...
bankban
schrieb am 28.03.2024, 07:50 Uhr
:-)

Danke fürs Amusement.
Kurt Binder
schrieb am 02.04.2024, 08:39 Uhr
Vor dem Erwachen

Im Traum der Schein,
der dich entführt
ins bunte Reich
trügerischer Flimmerwelten ...

Im Traum die Schrecken
Angst bergender Schatten,
wo dein lautloser Schrei
ungehört verhallt ...

Im Traum die Lust,
welche du sehnend verspürst,
die nach deinem gelebten Leben -
ein süßer Traum bleibt.

Kurt Binder
schrieb am 07.04.2024, 08:44 Uhr
Was uns die Musen so flüstern ...

Im Herzen die Weite

Der Berge Ruf verhallt -
was einstens faszinierte,
uns erfreute, ja erfüllte,
ist nostalgische Erinnerung -
ein Traum aus frühen Jahren.

Oftmals peitschte Regen
auf blinzelnde Lider,
fauchend fegte die eitle Windsbraut
die Kappen von den Köpfen,
ließ uns straucheln, tauneln,
Nebelkinder tollten unbekümmert,
verschleierten Fels, Pfad und Steg,
vereiste Klettersteige warnten -
doch jede Unbill ward vergessen,
und wir legten erleichtert,
dankbar für diesen weiteren ‚Höhepunkt’
unsre Hände an das Gipfelkreuz,
und das Gipfelbuch verewigte
unser Hier und Jetzt.

Heute, auf dem Foto,
wie auf unzähligen andern –
zwei Menschen wie du und ich
lächeln in die Kamera -
über ihnen der Himmel,
unter ihren Sohlen der Berg,
der sich, oft nach Stunden erst
ihrem Willen dennoch beugen musste.

Und ich empfinde wie damals
das beglückende Erlebnis,
das uns auch heute eint, als sei es real -
ich atme die Morgenfrische,
fühle den kühlen Wind -
und mein Blick auf das Bild
schweift mit deinem wie einst
jenseits des Horizonts -
in die endlose Weite ...

Kurt Binder
schrieb am 16.04.2024, 09:03 Uhr
Im Wechsel

„Zum Himmel hoch jauchzend “
preisen die Geigen
in jubelnden Klängen das Licht,
Fanfaren schmettern
im Hymnus den Sieg -
„Zu Tode betrübt“
versenken die Bässe und Pauken
die Seele ins Dunkel der Trauer.

Erschauernd lasse ich mich tragen -
vom Licht befeuert,
vom Dunkel gemahnt -
ein Spielball der Launen des Zufalls,
meines faszinierenden Lebens ...
Kurt Binder
schrieb am 21.04.2024, 12:59 Uhr
Frühlingstaumel

Durch meine Träume schwebe ich
bar der Last alles Irdischen
über den bunten Teppich
farbenschillernder Wiesen,
durch die rauschenden Kronen
uralter Buchenwälder -
befangen in stiller Ehrfurcht
vor der Schönheit des Vergänglichen ...

Doch der Traum verblasst,
und laut wird die Stille,
wenn Emotionen wallen,
wenn die Freude tanzend
die Stimmung krönt –
und wenn im Werben um Liebe
mit Flöten, Zirpen und Singen
der Gesang des Erwachens ertönt.

Und freudig atmet mein dürstendes Herz
den Odem keimenden, neuen Lebens ...
Kurt Binder
schrieb am 27.04.2024, 09:31 Uhr
Glück

Es lacht dich an,
du lachst zurück -
und ihr seid eins.

Vom Glück durchflutet,
jedoch befangen
von der lähmenden Starre
deines kausalbedingten Seins
fragst du erstaunt:
„Aus welchem Grund gerade ich?“

Oh Freund, das wahre Glück
folgt oft dem Zufall;
weiß denn ein Vagabund,
wann und wo an welche Tür er klopft?

So vergeude keine Sekunde;
jedes Lachen hat sein Echo,
drum lach auch du in deine Welt hinein -
und sie lacht dir tausendfach zurück ...

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