16. Oktober 2019

Nach Angriff auf Synagoge in Halle: Antisemitismus-Beauftragter Klein ruft zu Solidarität auf

Bei einem Anschlag in Halle an der Saale in Sachsen-Anhalt sind am 9. Oktober zwei Menschen getötet worden. Der mutmaßliche Täter, ein 27-jährige Deutscher aus Sachsen-Anhalt, hatte versucht, eine Synagoge im Paulusviertel mit teils selbstgebauten Waffen zu stürmen, wurde gefasst und hat inzwischen ein Geständnis abgelegt. Dabei bestätigte er ein rechtsextremistisches und antisemitisches Tatmotiv. Der Angriff auf die Synagoge fiel auf den höchsten jüdischen Feiertag, Jom Kippur, den Versöhnungstag.
Der Anschlag in Halle mit zwei Toten und zwei Verletzten hat in Deutschland und weltweit schockierte Reaktionen ausgelöst. Bundesinnenminister Horst Seehofer verurteilte auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff in Halle „dieses brutale Verbrechen“ als „eine Schande für unser ganzes Land“. „Bei unserer Geschichte darf so etwas in Deutschland eigentlich nicht passieren.“, befand Seehofer.

Ebenso entsetzt äußerte sich auch der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Dr. Felix Klein. Dem RedaktionsNetzwerk Deutschland sagte Klein: „Meine Gedanken sind bei den Familien der Opfer und den jüdischen Gemeinden überall in Deutschland, die ihren höchsten Feiertag nun in Angst erleben müssen. Der Vorfall vor der Synagoge in Halle zeigt auch, wie wichtig die Sicherheitsmaßnahmen für jüdische Einrichtungen in Deutschland sind.“ Staat und Gesellschaft müssten „den jüdischen Gemeinden jetzt durch entschlossenes Handeln Solidarität demonstrieren. Es muss klar sein: Das ist ein Anschlag auf uns alle. Und das jüdische Leben gehört zu Deutschland.“
Dr. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung ...
Dr. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus. Bildquelle: BMI
Gegenüber dem Mannheimer Morgen appellierte der Antisemitismus-Beauftragte, dass Juden nach diesem rechtsterroristischen Gewaltverbrechen in Deutschland bleiben und nicht den Täter gewinnen lassen sollten. Felix Klein, der einer siebenbürgischen Familie entstammt (siehe Porträt Karrierediplomat mit siebenbürgischen Wurzeln), nannte es „alarmierend“, dass es in Deutschland Juden gebe, die ernsthaft überlegten, das Land zu verlassen. Der Regierungsbeauftragte rief alle Bürger auf, Synagogen, jüdische Kulturtage oder jüdische Restaurants zu besuchen, denn: „Jüdisches Leben ist Teil unserer gesellschaftlichen Vielfalt. Das können wir alle noch viel stärker leben."

CS




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Schlagwörter: Felix Klein, Beauftragter, Bundesregierung, Deutschland, Berlin, Antisemitismus, Halle, Synagoge, Attentat, Bundesinnenminister, Horst Seehofer, Zentralrat, Juden, Josef Schuster

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