6. Februar 2018

Neuerscheinung: Kranke Familienangehörige liebevoll betreut

Es gibt viele Bücher mit Geschichten von siebenbürgischen Familien und ihrem Neuanfang in Deutschland, aber nur wenige mit so tragischen Verläufen wie in diesem Buch. Bewundernswert ist, wie mutig die Autorin, Regina Ludwig (Mädchenname: Mini Depner) aus Bulkesch, über viele in kurzer Zeit erlebte Schicksalsschläge schreibt. Sie berichtet über tieftraurige Erfahrungen mit Krankheit und Tod, gibt aber nicht auf und blickt hoffnungsvoll nach vorne.
Der Titel und Untertitel „Im Wirbel des Vergessens. Erfahrung mit Krankheit und Alzheimer-Demenz“ entspricht dabei nicht ganz der thematischen Gewichtung, handelt es sich doch um eine ganze Reihe von Erkrankungen, unter anderen auch Demenz.

Eine in sich zufriedene siebenbürgische Familie lebt in Oberach, einem
Ortsteil von Rehling, glücklich in einem Haus mit Garten, mit selbst angebautem Gemüse und Obst, so wie einst daheim in Siebenbürgen. Doch leider machen sich bei der Mutter erste Anzeichen einer Art Vergesslichkeit und Orientierungslosigkeit bemerkbar. Die geistigen Veränderungen nehmen allmählich zu, bis schließlich Alzheimer-Demenz diagnostiziert wird. Die Krankheit der Mutter, die sich im „Wirbel des Vergessens“ befindet, ist eine große Herausforderung im Alltag der Familie, die sie mit Bravour meistert. Regina Ludwig gibt Hilfestellungen im Tagesablauf, pflegt ihre Mutter Tag und Nacht, bezieht sie krankheitsgerecht in alle familiären Aktivitäten ein und leistet wertvolle Erinnerungsarbeit im Gespräch über die alte Heimat und im Singen der Heimatlieder.

Hinzu kommt plötzlich der Herzinfarkt des Vaters. Mit viel innerer Kraft und Durchsetzungsvermögen, wo es vonnöten ist, kann der Vater mit Hilfe der Großfamilie würdevoll bis zu seinem Tod gepflegt werden, wobei die Mutter immer mit einbezogen wird.

Auch die kurz darauf einsetzende Krebserkrankung der Zwillingsschwester der Autorin lässt sie nicht verzagen. Es werden Wege gefunden zu einer liebevollen Betreuung, die zeitweise mit zwei gleichzeitig Bettlägerigen nicht einfach ist. Und immer wieder schlägt die Turmuhr, beständiger Taktgeber von Leben und Tod.

Diese Familiengeschichte hat trotz aller Tiefen etwas nie aus dem Blick verloren: den ungebrochenen Zusammenhalt in allen Lebenslagen, das Füreinander-da-Sein in Wort und Tat, die hingebungsvolle, selbstlose Hilfe in Notzeiten. Ein starkes Heimatgefühl mit dem festen Glauben an Gott gab Kraft zum Loslassen und Verzeihen. Deutlich wird nicht zuletzt die allumfassende Liebe der Autorin zu jedem Einzelnen, die sich in der Trauer wandelt zur tiefen Dankbarkeit, sie begleitet zu haben.

Heidenore Glatz




Regina Ludwig: „Im Wirbel des Vergessens. Erfahrung mit Krankheit und Alzheimer-Demenz“, epubli GmbH, Berlin, 2017, Taschenbuch, 201 Seiten, 16,99 Euro, ISBN 978-3-7450-6876-4, zu bestellen bei Regina Ludwig, Lindenweg 9, 86450 Altenmünster, Telefon: (0 82 96) 96 98 51, E-Mail: ludwig_regina[ät]gmx.de

Schlagwörter: Buchvorstellung, Pflege, Soziales

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