12. Februar 2018

Leserecho: Georg Daniel Teutsch aus Agnethler Sicht

Aus Anlass des 200. Geburtstags Georg Daniel Teutschs würdigt Ulrich A. Wien den „Gründervater“ der evangelischen Landeskirche A.B. in Siebenbürgen und erwähnt in einem kurzen Nebensatz das Pfarramt in Agnetheln, das der ehemalige Rektor der Schäßburger Bergschule in den Jahren 1863 bis 1867 ausübte. Dazu einige Anmerkungen aus Agnethler Sicht.

An der Ausarbeitung der neuen Kirchenverfassung 1861 war neben Teutsch und J. A. Zimmermann auch der Agnethler Abgeordnete Konrad Schmidt beteiligt. Zwei Jahre später wurde er der letzte freigewählte Sachsenkomes (Sachsengraf). Konrad Schmidt war es, der am 19. September 1867 als Landeskirchenkurator die Sitzung leitete, in der der Agnethler Pfarrer Georg Daniel Teutsch zum Bischof der Landeskirche gewählt wurde. Die gemeinsame Kirchenarbeit hatte die Männer zu Freunden gemacht. Ein Sohn Teutschs wurde Konrad getauft, Schmidt war Pate. Als der Sachsenkomes nach dem sog. Ausgleich mit Ungarn vom Innenministerium abgesetzt wurde, war es wiederum Bischof Teutsch, der seinem Freund die Nachricht der Amtsenthebung überbrachte.

Die Agnethler wussten nur zu gut, was sie an ihrem Pfarrer hatten: Er trieb den Neubau der Schule (Einweihung 1867) und der Schwimmschule voran, besserte die kärglichen Lehrergehälter auf und rügte den sonntäglichen Wirtshausbesuch einzelner Kirchenglieder. Um den Wuchergeschäften einen Riegel vorzuschieben, veranlasste der „Herr Vater“ die Gründung eines Spar- und Vorschussvereins. Als der bekannte englische Reisende Charles Boner 1863/64 Siebenbürgen besuchte, führte ihn der Weg auch auf den Pfarrhof in Agnetheln. Seine Eindrücke fasste er so zusammen: „Ich verbrachte hier sehr angenehme Tage in Gesellschaft des ausgezeichneten Geschichtsschreibers der Siebenbürger Sachsen. Er ist der Stolz seiner Landsleute und mit vollem Rechte, denn er würde in jedem Lande jeder Gesellschaft zur Zierde gereichen“ (zitiert nach Horst Fabritius, „Summa 1900 – Aus der Vergangenheit und Gegenwart des königlich freien Marktes Agnetheln“). Bei der Verabschiedung ihres Pfarrers dankten ihm die Agnethler für seine „vielfache Belehrung, Anregung und Förderung alles Guten in der Gemeinde“. 'Unter Glockengeläut – die Schuljugend stand Spalier, die Zünfte waren mit ihren Fahnen aufgestellt – in Begleitung eines stattlichen Reiterzuges in altsächsischer Volkstracht zog der Bischof seinem neuen Bestimmungsort entgegen. Die guten Beziehungen der Gemeinde zu ihrem ehemaligen Pfarrer sind bis zu dessen Tod 1893 nie abgebrochen. Als das Teutsch-Denkmal in Hermannstadt enthüllt wurde, legten das Agnethler Presbyterium und der Frauenverein einen Kranz aus Eichenblättern von der uralten Eiche aus „seinem“ Pfarrgarten nieder, in deren Schatten er Muße gefunden hatte. 2001 erhielt der Platz vor der Agnethler Kirchenburg – unter Mitwirkung und Teilnahme der Vertreter der Heimatortsgemeinschaft – den ehrenvollen Namen Georg Daniel Teutschs.

Hans-Edwin Steilner, Sachsenheim

Schlagwörter: Leserecho, Teutsch

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