27. Mai 2017

Romantic Outlet Dinkelsbühl?

Die „schönste Altstadt Deutschlands“ (laut Nachrichtenmagazin FOCUS) soll ein Outlet werden – zumindest, wenn es nach einigen ortsansässigen Unternehmern geht. Seit 2015 steht das Projekt im Raum und spaltet die Bewohner Dinkelsbühls seitdem in Befürworter und Gegner. Der Stadtrat unter Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer hätte wohl schon längst entschieden, gäbe es da nicht die Bürgerinitiative „ProAltstadt“, inzwischen ein eingetragener Verein mit eigenem Internetauftritt und Facebookprofil. Dessen Mitglieder werben mit Aktionen wie Menschenketten, Eingaben bei der Stadt und regelmäßigen Treffen, die allen Interessierten offenstehen, unermüdlich für Dinkelsbühls unversehrtes Altstadtensemble aus dem späten Mittelalter mit vollständig erhaltener Stadtmauer. Denn – und darauf legen sie großen Wert: Die an der Romantischen Straße gelegene Altstadt ist nicht nur Fotokulisse und Magnet für Touristen aus aller Welt, sondern Lebens- und Wohnraum von über 2000 Menschen, der unbedingt erhalten werden soll.
„Ein Outlet in unserer wunderschönen historischen Altstadt, begleitet von einem hochwertigen gastronomischen Angebot, ist ein hoch ­interessanter Ansatz“, erklärt dazu Oberbürgermeister Hammer gegenüber dieser Zeitung und führt weiter aus: „Der Wandel im Einkaufsverhalten der Bürgerschaft, insbesondere der ungebremste Trend zu Hause über Internet und Versand einzukaufen, hat bzw. wird in der Zukunft immense Auswirkungen auf Mittelzentren wie die Stadt Dinkelsbühl haben. Diese werden in der Zukunft ihren regionalen Versorgungsauftrag nur dann aufrechterhalten können, wenn es ihnen gelingt, das Wegbrechen von qualitätsvollem Einzelhandel zu stoppen. Dienstleistung, Gewerbe und Einzelhandel sind in unseren historischen Zentren Grundlage für Leben in unseren Städten. Nur durch diese können denkmalgeschützte Gebäude erhalten bleiben, was wiederum Grundvoraussetzung für den für uns so wichtigen Tourismus ist. Wie dieses Ziel erreicht werden kann, ist eine Hauptaufgabe verantwortungsvoller Kommunalpolitik. Das angedachte Altstadt-Outlet in Leerständen der Altstadt, nicht auf der grünen Wiese, scheint dabei für die Stadt Dinkelsbühl eine Möglichkeit zu sein. Nur wenn unseren Kunden ein über die Bedarfsabdeckung hinausgehendes positives Einkaufsgefühl vermittelt wird, werden wir der ,Landfluchtʻ entgegenwirken können.“ Mit der Entscheidung pro oder contra Outlet wolle man warten, bis die im Februar begonnene Erstellung des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) abgeschlossen sei. „Mit einem Abschluss des Verfahrens, die Altstadt betreffend, ist bis Oktober 2017 zu rechnen. Nach dieser politischen Outlet-Entscheidung können bei einem Ja die nächsten Schritte gemacht werden, um zu einer Entscheidung zu kommen, ob und wie ein Outlet wirtschaftlich konkret umzusetzen ist.“
Die Altstadt von Dinkelsbühl ...
Die Altstadt von Dinkelsbühl
Ein weiteres Großprojekt, dessen Bau in diesem Jahr beginnen soll, wird in der Ellwanger Straße entstehen: Dort soll, wie die Schwäbische Zeitung berichtet, ein Komplex mit Tagungsstätten, einem Hotel mit 150 Betten, Gastronomie, Kinos und einem Parkhaus mit 540 Stellplätzen gebaut werden, finanziert unter anderem von den Autokonzernen VW/Seat und Fiat/Chrysler, die hier in Zukunft Fortbildungen für ihre Techniker anbieten werden. Hinzu kommen ein Schulungsgebäude der Landesfinanzschule Bayern, die ihren Sitz nach Dinkelsbühl verlegt hat, und ein Wohnkomplex für deren Schüler. „Seit ich da bin, hat es mit der Etablierung der Außenstelle der Landesfinanzschule nicht annähernd eine solche Entscheidung für Dinkelsbühl vom Staatsministerium gegeben“, äußert Dinkelsbühls OB Dr. Hammer. „Was das Kino mit Gastronomie anbelangt, kann nun vor allem auch dem Anliegen, das kulturelle Angebot in Dinkelsbühl für junge Menschen zu steigern, Rechnung getragen werden. Die Schulungszentren mit den zahlreichen Schulungsteilnehmern, die erfahrungsgemäß nicht nur einmal während ihrer Schulung Dinkelsbühl besuchen, sondern u.a. auch privat ein weiteres Mal nach Dinkelsbühl kommen, sind touristisch und wirtschaftlich für Dinkelsbühl von großer Bedeutung. Touristisch von entscheidender Größe für Dinkelsbühl sind die Planungen eines Hotels auf dem Areal. Wir freuen uns sehr, dass ein neues Hotel entstehen wird, denn die Anfragen von Gästegruppen überschreiten gerade an den Wochenenden die Bettenkapazität.“

Es tut sich was in der Partnerstadt des Verbandes der Siebenbürger Sachsen; ob diese Entwicklungen Auswirkungen auf die Verbandsarbeit oder den jährlich in Dinkelsbühl stattfindenden Heimattag haben werden, bleibt abzuwarten.

Doris Roth

Schlagwörter: Dinkelsbühl, Christoph Hammer

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