13. Juli 2015

Leserecho: Trachten präsentieren mit objektivem Bewusstsein

Zum Beitrag „Es menschelt beim Trachtenumzug 2015“ in Folge 10 vom 25. Juni 2015, Seite 5; SbZ Online vom 16. Juni 2015
Die Autorinnen des Beitrages haben sich dankenswerterweise eines sehr wichtigen Themas angenommen, das uns alle angeht, solange wir auf die Wahrung unserer Kultur und Identität bedacht sind. „Trachten der Vorfahren zu präsentieren“ ist heute, wie schon lange nicht mehr, aktuell. Es ist die Rückbesinnung auf Tradition und Brauchtum, wie sie bei so vielen volkstümlich-kulturellen Veranstaltungen im Laufe eines Jahres von Flensburg bis Kempten und von ­Aachen bis Zittau erkennbar ist. Das zeugt von einem sich wieder herausbildenden Gemeinschaftsbewusstsein. Abhängig davon, wie deutlich die Zuwendung zum Objekt Tracht und zu einer gewachsenen Kleiderordnung ist, wird dieses auch mehr oder weniger sichtbar. Weniger dann, wenn Unkenntnis zu Auswüchsen führt. Daher finde ich es gut, dass in dem Beitrag anhand so vieler Beispiele darauf hingewiesen worden ist, was nicht geht, was nicht sein soll.

Der letzte Absatz des Beitrages beschäftigt sich mit der Frage, wie „wir mit diesen menschlichen Schwächen in unserer Trachtenlandschaft“ umgehen sollten, und die Autorinnen nennen auch mögliche Lösungen. Hier möchte ich andocken und meine Sicht aufzeigen. Der Ansatz liegt im Organisatorischen. In fast jeder Kreisgruppe gibt es eine(n) Kulturbeauftragte(n). Diese(r) sollte darüber wachen, dass die Ur-Tracht zur Schau gestellt wird, mit allem, was traditionsgemäß vom Scheitel bis zur Sohle dazu gehört.

Zweite „Kontrollinstanz“ sollten die Organisatoren des Heimattages sein. Wie das genau getan werden kann, wird dem Organisationskomitee zu überlassen sein. Ich stelle mir vor, dass im Rahmen eines Festumzuges eine Trachtenschau zur Präsentation der verschiedenen Trachten eingebaut wird. In dieser Trachtenschau können dann die orts- und regionalspezifischen wie auch die den verschiedenen Trageanlässen entsprechenden Ur-Trachten zur Schau getragen werden. Die blau-weiße sogenannte „Jungsächsische Tracht“ gehört nicht in den Rahmen der Ur-Trachten.

Beim Thema Altersstufen kann ich mir Kompromisse vorstellen: Ich würde auch Trachtenträger(innen) zulassen, deren Alter nicht unbedingt der getragenen Tracht entspricht, sofern das kenntlich gemacht wird. Diesen Kompromiss würde ich ausschließlich in den Fällen eingehen, bei denen es sich um ganz besonders wertvolle, präsentationswürdige Trachten handelt, sich aber keine geeigneten Träger(innen) innerhalb der Ortsgemeinschaft finden. Ein Festumzug mit einer integrierten Trachtenschau würde sowohl der Qualität als auch der Quantität gerecht. Dann kann der Umzug auch so genannt werden: „Festumzug mit Trachtenschau“. Wer sich zu unserer Volkszugehörigkeit bekennt, ist bestimmt bereit, die so geschätzten siebenbürgischen Trachten auch in ihrer originalgetreuen, vollen Pracht zu tragen.

Dietmar-Udo Zey, Deutsch Evern

Schlagwörter: Leserecho, Trachtenumzug, Heimattag 2015

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