24. Oktober 2013

Bischof Guib in Drabenderhöhe

„Wie ein guter Vater hat Pfarrer Kurt Franchy die Geschicke des Vereins begleitet.“ Das Lob stammt aus dem Mund von Reinhart Guib, Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, der von Amts wegen an der jährlichen Vorstandssitzung der Elena Mureșanu Stiftung im Drabenderhöher Altenheim teilnahm. Die Stiftung fördert im siebenbürgischen Hermannstadt ein Schülerwohnheim, in dem Deutsch gelehrt, gesungen und gebetet wird.
Viel Beifall gab es für Franchy, der nach über 20-jähriger Tätigkeit im Vorstand zurücktrat und zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde. Sein Nachfolger wurde Rudolf Herrmann aus Bad Honnef. Franchy bot dem neuen Vorsitzenden seine Hilfe an, worauf Herrmann erwiderte: „Wir wissen, dass hier angepackt wird. Hier fühlen wir uns zu Hause.“ Sitz der Stiftung bleibt Drabenderhöhe.

In das Schülerheim, so Bischof Guib, werden nicht nur deutsche, sondern auch Jugendliche anderer Nationalitäten und Konfessionen aufgenommen. Sie können dort übernachten und werden verpflegt. Am Wochenende fahren die zehn- bis 19-jährigen Schüler nach Hause. Das im Stil des Barocks erbaute und zum Schülerwohnheim umgebaute Haus bot anfangs 15 Schülern Platz. Zurzeit sind 59 Mädchen und Jungen dort untergebracht. Mit 24000 Euro sei das Heim im vergangenen Jahr aus Stiftungsmitteln unterstützt worden, so der siebenbürgische Bischof, der sich überzeugt davon zeigte, dass die „deutsche Sprache eine Brücke zu Europa ist“.

Dankbar und erleichtert darüber, dass „ich in 22 Jahren die Vorstandsarbeit ohne Hals- und Beinbruch überstanden habe“, nahm Pfarrer i.R. Kurt Franchy Abschied von seinem Amt, das ihn vor allem in der Bauphase immer wieder nach Hermannstadt führte. Er betonte, in Bischof Guib „einen guten Freund“ gefunden zu haben, und dass er „Freude und Genugtuung darüber empfinde, dass das Schülerwohnheim so gut gelungen ist“. Sein Dank ging aber auch an den früheren Kreisvorsitzenden der Landsmannschaft Herwig Bosch, an den ehemaligen Bundesvorsitzenden Dankwart Reissenberger und an Harald Janesch, der ihm bei seiner Arbeit immer beigestanden habe.
Bischof Reinhart Guib (4. von links) besucht ...
Bischof Reinhart Guib (4. von links) besucht Drabenderhöhe, von links Heimleiter Fritz Barth, Rudolf Herrmann, Heimmutter Brigitte Thomke, Enni Janesch, Hauptanwalt Friedrich Gunesch, Kurt Franchy und Harald Janesch vor dem „Turm der Erinnerung“. Foto: Christian Melzer
Neu aufgenommen im Stiftungsvorstand ist die aus Siebenbürgen stammende Pfarrerin Birgit Hamrich aus dem hessischen Hünstetten. Bevor Bischof Reinhart Guib und Friedrich Gunesch, Hauptanwalt der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, ihre Landsleute in der siebenbürgisch-sächsischen Siedlung in Drabenderhöhe besuchten, nahmen sie am Siebenbürgischen Kirchentag in Kassel teil, der unter dem Thema „… nehmt den Stein weg“ stand. Mit dem Stein, so Guib, sei alles gemeint, das hinderlich sei, eine versöhnende grenzübergreifende Gemeinschaft zu gestalten. Guib selbst sprach über „die Situation unserer Kirche“.

Am Morgen vor der Vorstandssitzung der Elena Mureșanu Stiftung fand in der vollbesetzten Kapelle des „Hauses Siebenbürgen – Alten- und Pflegeheim Siebenbürgen“ eine Andacht statt, an der viele Heimbewohner und auswärtige Gäste teilnahmen. In der Andacht behandelte Guib das Thema „Im Weinberg Gottes“ und wies auf den gemeinsamen Glauben über Grenzen hinweg hin, so auch auf die guten Verbindungen , die dank der gemeinsamen Herkunft und der Verpflichtung für den Erhalt des Kulturerbes zwischen Siebenbürgen und Drabenderhöhe seit Jahrzehnten bestehen.

Die Stiftung

Dr. Ernst Weisenfeld stellte nach dem Tod seiner Frau Helene, geborene Mureșanu, einen Teil des gemeinsam erworbenen Vermögens als Grundkapital einer Stiftung zur Verfügung. 1991 fand er in Pfarrer Kurt Franchy, der wie seine verstorbene Frau aus Bistritz stammte, einen Mitstreiter und ernannte ihn zum Geschäftsführer, später zum ersten Vorsitzenden. Laut Satzung gehört u.a. der jeweilige Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien von Amts wegen zum Vorstand. Im Januar 2009 starb der Stifter Weisenfeld. Seiner Initiative verdanken bis heute viele Hundert Kinder ein Zuhause, in dem evangelischer Glaube gelebt, die deutsche Sprache gelehrt und gepflegt wird. Die Schule öffnete jungen Menschen den Weg zu guter Bildung sowie künstlerischen und intellektuellen Leistungen.

Ein Blick zurück: Die gelungene Wende und Befreiung der in Siebenbürgen verbliebenen Landsleute von Diktatur, Unterdrückung und Entrechtung trieben Weisenfeld und Franchy zum Handeln. Sie erkannten in der gewonnenen Freiheit Möglichkeiten für eine intensive Pflege deutscher Kultur, wie sie in Siebenbürgen über Jahrhunderte möglich war. Mit Unterstützung des damaligen Bischofs Dr. Christoph Klein und Ministerialrat Bruno Lischke vom Bayerischen Ministerium für Jugendarbeit gelangen erste dringende Sanierungsarbeiten an dem stark verwohnten und vernachlässigten Haus in der Fleischergasse 13 in Hermannstadt. Mittel dazu gab es vom Auswärtigen Amt, dem Bayerischen Ministerium sowie Spenden von ehemaligen Freunden des Stifters. In den ersten Jahren gingen zahlreiche Stipendien an Studenten der Germanistik und Naturwissenschaften.

Sofern Mittel zur Verfügung stehen, erhält bis heute das landeskirchliche Altenheim in Schweischer ebenfalls Zuwendungen der Stiftung. Nach dem Tod von Weisenfeld steht der Stiftung weniger Geld zur Verfügung. Durch Kontakte der Heimatkirche fanden sich jedoch Sponsoren, die sich für das Bestehen des Schülerwohnheims einsetzen.

Ursula Schenker

Schlagwörter: Bischof, Siebenbürgen, Drabenderhöhe, Stiftung, Soziales

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