17. Februar 2007

Siebenbürger Sachsen planen Kultur- und Superwahljahr 2007

In seiner Sitzung am 10. Februar in München erörterte der Bundesvorstand der Landsmannschaft nicht nur Nahziele des Verbandes, sondern plante auch vielseitige kulturelle Aktivitäten, die von Düsseldorf über Dinkelsbühl und Geretsried bis hin nach Hermannstadt reichen. In der Europäischen Kulturhauptstadt 2007 wird die Landsmannschaft gemeinsam mit dem Siebenbürgenforum vom 1. bis 6. August Kulturtage mit einer starken Beteiligung von Blaskapellen, Theater- und Tanzgruppen sowie Schriftstellern und Künstlern aus Deutschland ausrichten. Zudem engagiert sich die Landsmannschaft für eine gerechte Lösung der Rentenfrage.
In die Begegnungsstätte in der Karlstraße 100 konnte der Bundesvorsitzende Dipl.-Ing. Arch. Volker Dürr unter den Vorstandsmitgliedern Altdechant Klaus Daniel (Wolkendorf) als ständigen Vertreter der Heimatkirche, Fachinspektor Volker Petri, Bundesobmann des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich, Dekan i.R. Hermann Schuller, Vorsitzender des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD, Michael Konnerth, Vorsitzender des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften, und Peter Pastior, Vorsitzender des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen, begrüßen. Im Rahmen der Bundesvorstandssitzung wurde Volker Dürr vom bayerischen Innenminister Dr. Günter Beckstein mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet (siehe Bericht in der Siebenbürgischen Zeitung Online).

Das Bundesverdienstkreuz überreichte der bayerische Innenminister Günther Beckstein (Zweiter von rechts) an den Bundesvorsitzenden Volker Dürr (Dritter von rechts) im Rahmen der Bundesvorstandssitzung in München, rechts die Gattin des Geehrten, Judith Dürr. Foto: Hans-Werner Schuster
Das Bundesverdienstkreuz überreichte der bayerische Innenminister Günther Beckstein (Zweiter von rechts) an den Bundesvorsitzenden Volker Dürr (Dritter von rechts) im Rahmen der Bundesvorstandssitzung in München, rechts die Gattin des Geehrten, Judith Dürr. Foto: Hans-Werner Schuster

Bundesvorsitzender Volker Dürr berichtete einleitend über die wichtigsten Ereignisse der letzten drei Monate und wies auf künftige Entwicklungen hin. Nach dem EU-Beitritt Rumäniens wurden die Mitglieder zu ihren Erwartungen in einem zusammenwachsenden Europa befragt (Siebenbürgische Zeitung Online vom 15. Januar 2007). Eine sehr gute Darstellung der Landsmannschaft habe die stellvertretende Bundesvorsitzende Karin Servatius-Speck für den Deutschen Ostdienst, die Monatsschrift des Bundes der Vertriebenen, verfasst. Angesichts der vermehrten Berichterstattung über Hermannstadt und Rumänien erarbeitete der Bundesvorstand einen fundierten Pressetext für deutsche Medien (diese Zeitung berichtete). Der Text kann bei Bedarf von den Landes- und Kreisgruppen angefordert und an lokale Medien eingesandt werden. Volker Dürr, der zugleich Vorsitzender der weltweiten Föderation der Siebenbürger Sachsen ist, erhofft sich zudem Mittel des EU-Strukturförderungsfonds für eine Untersuchung über die Migration und Integration der Siebenbürger Sachsen in Europa.

Die 50-jährige Patenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen über die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen steht im Mittelpunkt einer Feier im nordrhein-westfälischen Landtag (10. Mai in Düsseldorf), der darauf folgenden Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage und des Heimattages in Dinkelsbühl. Das Pfingstfest rückt unter dem Motto „Wir in Europa“ auch ein weniger spektakuläres Thema in den Mittelpunkt, das aber viele Landsleute bewegt: Heuer wird die „Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen“ 40 Jahre alt und soll auf Antrag von Organisationsreferent Johann Schuller gereinigt und mit einer schützenden Versiegelung versehen werden. Der Zahn der Zeit nagt am steinernen Denkmal. Die siebenbürgische Tanzgruppe Dinkelsbühl wird die mittelfränkische Stadt auf einer Reise in die Partnerstadt Schäßburg offiziell vertreten und wird dabei von der Landsmannschaft bezuschusst.

Der Verbandstag der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen ist für den 3. und 4. November 2007 in Bad Kissingen geplant. Als Auftakt zu einer breiten Diskussion werden Mitglieder des Bundesvorstandes grundsätzliche Themen wie Aussiedlerintegration, Kultur- und Jugendarbeit in der Siebenbürgischen Zeitung behandeln. Im „Findungsausschuss“ nehmen unter dem Vorsitz von Alfred Mrass die Ehrenvorsitzenden Dr. Wolfgang Bonfert, Dr. Wilhelm Bruckner, Bundesjugendleiter Rainer Lehni und Bundesfrauenreferentin Enni Janesch Vorschläge für die personelle Besetzung des künftigen Bundesvorstandes entgegen.

Eine neue Satzung der Landsmannschaft wird eine Kommission, bestehend aus den Juristen Dr. Bernd Fabritius und Rolf-Dieter Happe sowie Erhard Graeff, Rainer Lehni und Robert Sonnleitner, erarbeiten. Ausschussmitglied ist auch Michael Konnerth, der Vorschläge zur strukturellen Annäherung zwischen der Landsmannschaft und dem Verband der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften einbrin- gen will. Für eine engere Zusammenarbeit mit der Landsmannschaft plädiert auch Dekan i.R. Hermann Schuller, der sich dadurch mehr Mitgliedernähe für das Hilfskomitee erhofft.

Weitere Termine des Superwahljahres

Im „Superwahljahr 2007“ hält das Sozialwerk am 17. März in München Neuwahlen ab, das Hilfskomitee bestimmt am 14. Oktober einen neuen Vorstand. Der HOG-Verband lädt für den 19.-21. Oktober 2007 zur HOG-Versammlung nach Bad Kissingen ein, Wahlen sind allerdings erst in zwei Jahren fällig. Ein Generationswechsel ist nach Ansicht von Rainer Lehni in der Bundesjugendleitung der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland möglich. Lehni lud zum Volkstanzwettbewerb und Jungsachsentag für den 20.-21. Oktober nach Geretsried ein. Zurzeit bereite die Jugend den Heimattag vor, in den sich die Jugend traditionsgemäß vielseitig einbringt. Die Mitgliederzahl der landsmannschaftlichen Jugendorganisation ist im vorigen Jahr um 62 auf 221 Mitglieder gestiegen.

Altdechant Klaus Daniel berichtete über die Stimmung in Siebenbürgen nach dem EU-Beitritt Rumäniens. Er äußerte die Hoffnung, dass auch die jüngere Generation in Siebenbürgen die kirchlichen Traditionen fortführen werde. In seiner letzten Sitzung als Vertreter der Heimatkirche plädierte Pfarrer Klaus Daniel dafür, dass die ausgewanderten Sachsen, die Heimatortsgemeinschaften, ihre Bindungen zu Siebenbürgen weiterhin festigen. Volker Dürr dankte Daniel für die langjährige, konstruktive Zusammenarbeit mit der Landsmannschaft. Die Heimatkirche wird im Bundesvorstand künftig durch Bruno Fröhlich, Dechant des Schäßburger Kirchenbezirks, vertreten.

Bundesobmann Volker Petri berichtete von der Patenschaft, die das Land Oberösterreich über den Bundesverband der Siebenbürger Sachsen in Österreich übernommen hat, und den Hilfsmaßnahmen, die die Landsleute in Österreich den deutschen Foren in Bistritz und Sächsisch-Regen zukommen lassen. Petri lud jetzt schon für Ende September 2008 zum Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Österreich ein.

Starke Interessensvertretung

Wichtiges Anliegen der Landsmannschaft ist es, die Siebenbürger Sachsen in rechtlichen und politischen Fragen zu vertreten. Brennende Themen unserer Mitglieder seien zurzeit die 40 %-Kürzung der Rentenanwartschaften und das deutsch-rumänische Sozialversicherungsabkommen, erklärte der stellvertretende Bundesvorsitzende Dr. Bernd Fabritius. Eine Petition wurde verfasst und beim Bundestag eingereicht. (Lesen Sie dazu den Artikel Gerechte Lösung der Rentenfrage gefordert).

Rechtliche Fragen der Aussiedleraufnahme sprach Dr. Johann Schmidt an. Er äußerte Bedenken gegen den Entwurf eines siebten Gesetzes zur Änderung des Bundesvertriebenengesetzes. Die Gesetzesnovelle sieht vor, die Geltungsdauer der erteilten Aufnahmebescheide zu befristen, wovon auch Landsleute in Siebenbürgen betroffen wären.

Druck- und Online-Medien gut positioniert

Mit Lob bedacht wurden die Angestellten der Siebenbürgischen Zeitung, die das Layout inzwischen zu hundert Prozent elektronisch erstellen. Ihre Mehrarbeit ermöglicht massive Einsparungen bei den Druckkosten. Zudem sprach der Bundesvorstand eine Empfehlung an die Pressereferenten und ehrenamtlichen Mitarbeiter aus, ihre Beiträge kürzer zu halten.

Das Archiv der seit Juni 1950 erscheinenden Siebenbürgischen Zeitung soll in den nächsten Jahren im pdf-Format digitalisiert und allen Mitgliedern online zugänglich gemacht werden. Dieser Zusatznutzen und andere Online-Dienste – exklusiv für Mitglieder der Landsmannschaft – schaffen nach Ansicht von Internetreferent Robert Sonnleitner Anreize, Mitglied der Landsmannschaft zu werden. Der Internetauftritt www.siebenbuerger.de wird technisch erneuert. Zudem wird die Registrierungsprozedur für alle Diskussionsforen vereinheitlicht, so dass Vor- und Nachname Pflichtfelder sein werden.

Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster stellte die Planung der Kulturaktivitäten vor, die neben den erwähnten Großereignissen Seminare und Förderungen für den Dokumentarfilm „Wir wollen bleiben, was wir sind!“ von Günter Czernetzky sowie für das Kulturzentrum in Gundelsheim einschließen. Bundesgeschäftsführer Erhard Graeff trug die Haushaltsübersicht 2006 vor, die zustimmend zur Kenntnis genommen wurde. Zudem wurde der Haushaltsplan 2007 verabschiedet.

Siegbert Bruss

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 3 vom 20. Februar 2007, Seite 3)

Schlagwörter: Landsmannschaft, Kulturhauptstadt, Verbandstag, Wahlen

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