5. Oktober 2018

Mit der Kuh nach Siebenbürgen: Theatergruppe Fürstenfeldbruck begeisterte beim Sachsentreffen in Mediasch

Anlässlich des 28. Sachsentreffens in Mediasch wurde die Theatergruppe der Kreisgruppe Fürstenfeldbruck angefragt, ob sie das Theaterstück „Der Gohrmert“ von Jupp Jasper, übersetzt ins Sächsische von Wilhelm Meitert aufführen könnte. Die Überraschung war groß, da die Gruppe erst 2017 entstanden ist und man mit diesem Stück erst zweimal auf der Bühne stand.
Zusätzlich bedurfte die Entscheidung der Teilnahme einiger intensiven Diskussionen und organisatorischer Absprachen mit dem Kreisgruppenvorsitzenden Horst Schuster. Außerdem stellte sich neben der Finanzierung die wichtigste Frage, wie könnten die benötigten Kulissen, Requisiten und vor allem die Hauptakteurin, eine selbstgebaute Kuh, nach Rumänien transportiert und vor Ort aufgebaut werden? Nachdem alle Eventualitäten und finanzielle Fragen dank Hans-Werner Schuster, Bundeskulturreferent des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V., und einer Förderung des bayerischen Sozialministeriums über das Haus des Deutschen Ostens geklärt waren, konnte das Erlebnis beginnen. Für manche sollte dies der erstmalige Besuch seit mehreren Jahren in der alten Heimat sein und für andere das erste Mal überhaupt. Wie würde es werden? Die Vorfreude stieg bei allen Beteiligten.

Am Donnerstag, dem 20. September, machte sich ein Teil der Theaterbesetzung zusammen mit den Kulissen und der Kuh in einem „VW-Busle“ auf den Weg in das ca. 1 400 km entfernte Mediasch. Dank ausreichendem „Ägesocksel“ und einiger musikalischen Darbietungen der Teilnehmer verlief die ca. 16 Stunden lange Fahrt, mit wenig Schlaf, wie im Flug. Vor Ort wurden die Reisenden von Winfried Ziegler, Geschäftsführer des Demokratischen Forums der Deutschen in Siebenbürgen, in Empfang genommen. An Schlaf war natürlich noch nicht zu denken! Erst mussten der Bus entladen, die Kulissen aufgebaut und die Kuh zusammengebaut werden. Hier sollte sich nun zeigen, ob die Überlegungen und Konstruktionen, die im Vorfeld stattfanden, sich ausgezahlt haben. Zur großen Erleichterung klappte alles und der Vorstellung am Samstag stand nichts mehr im Wege. Jetzt hieß es schnell noch ein paar Stunden Schlaf nachholen, bis die restlichen Mitglieder am Abend per Flugzeug dazu stießen.
Die Theatergruppe Fürstenfeldbruck begeisterte ...
Die Theatergruppe Fürstenfeldbruck begeisterte mit ihrer Darbietung beim Sachsentreffen in Mediasch, auf dem Bild mit Wilhelm Meitert (4. von rechts), der das Stück ins Sächsische übertragen hatte. Foto: Marc Poddig-Schmitt
Dann war es so weit! Die Feierlichkeiten zum 28. Sachsentreffen wurden bei strahlendem Wetter mit einem Gottesdienst in der Margarethenkirche eröffnet. Während im Anschluss Festvorträge gehalten, Kunsthandwerke dargeboten wurden und die Trachtengruppen ihre Tänze vorführten, stieg das Lampenfieber bei den Theaterspielern. Weiß man seinen Text noch? Funktioniert der Auf- und Abbau der Kulissen zwischen den Akten auf einer fremden Bühne? Klappt das Zusammenspiel mit der Technik? Fragen und Unklarheiten, die sich bei Aufführungen auf gewohnter Bühne nicht stellen. Also wurde vor dem Auftritt noch einmal alles durchgegangen. Es zeigte sich, dass man mit seinen Aufgaben und Herausforderungen wächst, und dank der sehr guten Zusammenarbeit mit dem rumänischen Ton- und Bühnentechniker auch die letzten Unsicherheiten verschwanden.

Gegen 15.00 Uhr löste sich so mancher Besucher vom Parallelprogramm der Veranstaltung und fand erfreulicherweise den Weg in den Traubesaal. Der Zuschauerraum füllte sich langsam und der Vorhang ging auf. Trotz der Herausforderung, einem Stück mit unterschiedlichen Dialekten folgen zu müssen, erwies sich das Publikum als aufmerksam und diszipliniert. Im Zuschauerraum war es während der Vorstellung mucksmäuschenstill. Die benötigten Pausen für den Kulissenwechsel während den Akten wurden geduldig abgewartet und Applaus und Lacher erfolgten wie aufs Stichwort. Für eine freudige Überraschung sorgte die Anwesenheit des Mundartautors Wilhelm Meitert, der in den 80er Jahren dieses Stück ins Sächsische übertragen hatte. Er wohnte mit Neugier und Interesse der Vorstellung bei. Diese Begegnung und der anschließende Austausch hinter den Kulissen sollte für die Theatergruppe einer der Höhepunkte des Aufenthaltes in Mediasch sein. Nachdem alles wieder reisetauglich verstaut war, ließ die Theatergruppe den ereignisreichen Tag auf dem Weinfest im Herzen von Mediasch ausklingen.

„Während unseres gesamten Aufenthaltes erlebten wir eine entspannte und freudige Atmosphäre, die dank des guten Wetters auch keine Trübung erhielt. Bei sämtlichen Programmpunkten des Sachsentreffens, sei es beim Gottesdienst, dem Angebot für die Kinder, den Ausstellungen der Kunsthandwerker oder die Organisation unseres Aufenthaltes merkte man die Begeisterung und den Blick fürs Detail. An dieser Stelle sei allen ein herzliches Dankeschön für ihre Zeit und ihr Engagement ausgesprochen. Es wird uns immer in Erinnerung bleiben.“

Marion Zank

Schlagwörter: Sachsentreffen, Theater, Mundart, Fürstenfeldbruck

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