7. Juni 2018

Landesverband Bayern gestaltete den 68. Heimattag der Siebenbürger Sachsen maßgeblich mit

Der 68. Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl wurde im bewährten Wechsel der Landesgruppen vom Landesverband Bayern mitgestaltet. Der Mitausrichter traf schon im vorigen Jahr erste organisatorische Vorbereitungen, sei es in Sitzungen des Landesverbandes, in den verschiedenen Kreisgruppen oder bei der Kultur- und Frauenreferentinnentagung. Dass es noch sportlich werden würde, war allen Ehrenamtlichen klar, doch der Endspurt zur Durchführung der verschiedenen Programmpunkte stellte uns vor so manche Herausforderung. „Was einer allein nicht schafft, schaffen viele“, hieß es in Siebenbürgischen Zeitung, Folge 8 vom 15. Mai 2018 (siehe auch SbZ Online), hinsichtlich der Ideen des vor 200 Jahren geborenen Sozialreformers Friedrich Wilhelm Raiffeisen. So ging es uns auch: Gemeinsam konnten wir viel umsetzen.
Der Vorsitzende des Landesverbandes Bayern, Werner Kloos, eröffnete am Samstag, dem 19. Mai, die Dokumentationsausstellung „Mir sen mir“, in der viele der insgesamt 34 Kreisgruppen, zahlreiche Chöre, Tanzgruppen, Nachbarschaften und Blaskapellen in Bayern ihre Tätigkeiten präsentierten. „Innovation und Tradition, pulsierendes Leben und ansteckende Gemütlichkeit, bunte Vielfalt und ausgeprägtes Heimatgefühl gilt in Bayern, aber auch für die Siebenbürger Sachsen, die im Freistaat Bayern leben“, so Kloos. Dass die Anziehungskraft Bayerns ungebrochen ist, beweist, dass der Verband seinen Sitz in München hat und dass rund 100.000 Siebenbürger Sachsen eine neue Heimat im Freistaat gefunden haben, das sind ca. 40 Prozent der in Deutschland lebenden Landsleute.
Landesvorsitzender Werner Kloos (rechts) und ...
Landesvorsitzender Werner Kloos (rechts) und Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster, der die Ausstellung "Mir sen mir" angeregt und gemeinsam mit den Kreisgruppen in Bayern umgesetzt hat. Foto: Siegbert Bruss
Höhepunkte aus Sicht der Landesverbands Bayern gab es viele, und jedem Beitrag und Ausstellung wurde mit gleicher Aufmerksamkeit und Respekt vor den Leistungen der vielen Ehrenamtlichen Rechnung getragen.

Besonders viele Besucher erfreuten sich bei der Brauchtumsveranstaltung „Hier, eh, det Mariechen dånzt“ über die dargestellten Faschingsbräuche aus Siebenbürgen, die auch hier in Deutschland ihren festen Platz im Ablauf eines Jahreszyklus gefunden haben. Doris Hutter, die für den Text und die Regie verantwortlich zeichnete, leitete die Veranstaltung im Schrannenfestsaal mit einem lauten Peitschenknall ein. Die bekannten Urzelbräuche zum Austreiben der bösen Wintergeister, gepaart mit dem Auftritt des Funkenmariechens, vereinten siebenbürgisches Brauchtum und Integration in der neuen Heimat. Die Idee – auch hinsichtlich des Mottos des Heimattages „Kultur schafft Heimat und Zukunft“ – ist hier sehr gut gelungen (siehe separater Bericht in der SbZ Online).
Roswitha Kepp, Stellvertretende ...
Roswitha Kepp, Stellvertretende Landesvorsitzende, führte in die Handwerksausstellung ein. Foto: Hans-Werner Schuster
Einen weiteren Höhepunkt stellte aus Sicht des Landesverbandes Bayern die Ausstellung „Traditionelle Handwerkskunst trifft auf moderne Technik“ dar. Ziel der Organisatorinnen, Roswitha Kepp, Stellvertretende Landesvorsitzende, und Christa Wandschneider, Bundesfrauenreferentin, war, eine lebendige Ausstellung traditioneller Handwerkskünste zu präsentieren. So konnten interessierte Gäste Einblick in alte und neue Arbeitstechniken erhalten; sie konnten dem Glasbläser, Schmied und Orgelbauer beim Arbeiten im Außenbereich des Spitalhofs zusehen. Im Innenbereich, im Konzertsaal des Spitalhofs, gaben sich die Besucher sozusagen die Klinke in die Hand, um dem Netzen, Bemalen von Keramik mit siebenbürgischen Motiven, der Erstellung von Papierschmuck oder dem Bemalen der Spinnwirtel zuzusehen. Besonders gut kam auch der Film zum Pflegen, Aufbewahren und Verpacken unserer Trachten an. Das Lernvideo zeigt, wie Trachten traditionell gepflegt und doch modern präsentiert werden können. Nach dieser erfolgreichen Ausstellung beabsichtigen die Verantwortlichen, auch bei künftigen Heimattagen im Außenbereich weitere Handwerksaussteller präsentieren, die Vielfalt der vom Aussterben bedrohten Künste zeigen und den Besuchern nahebringen.
Bundesfrauenreferentin Christa Wandschneider bei ...
Bundesfrauenreferentin Christa Wandschneider bei der Eröffnung der Handwerksausstellung. Foto: Hans-Werner Schuster
Den Heimattag eröffnete Werner Kloos, Vorsitzender des Landesverbandes Bayern, des Mitausrichters des Pfingstfestes, am Samstagvormittag im Schrannenfestsaal. Die Festansprache hielt der bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder, Vertreter der Siebenbürger Sachsen aus der ganzen Welt überbrachten Grußworte. Umrahmt wurde die Eröffnungsveranstaltung von den Transylvania SAXOphoNES unter Leitung von Patrick Fixmer. Die beiden Moderatoren, Nadine Konnerth-Stănilă und Rainer Kloos, führten gekonnt und charmant durch das Programm.

Ein stimmungsvolles und hochwertiges Programm bot das Platzkonzert „Vereinigte Siebenbürger Blaskapellen in Bayern“ unter der Leitung von Hermann Mattes und Harry Lutsch, abwechselnd dirigiert von Otto Wellmann (Landshut), Siegfried Krempels (Augsburg) und Hermann Mattes (Ingolstadt). Mitwirkende waren die Blaskapelle Augsburg, die Siebenbürger-Banater Blaskapelle Ingolstadt und die Blaskapelle Landshut, unterstützt von Musikanten aus München. Vertraute Klänge in so geballter musikalischer Vielfalt ließen manches Herz höher schlagen. Doch auch vor der Schranne, im Spitalhof oder Festzelt, an allen Ecken der Stadt konnte man bei vertrauter Blasmusik Bekannte und Freunde treffen und sich an Begegnungen erfreuen.
Eine Attraktion der Handwerksausstellung war das ...
Eine Attraktion der Handwerksausstellung war das Netzen, Erste von links: Gerda Knall aus der Kreisgruppe Ingolstadt. Foto: Hans-Werner Schuster
Gerne erinnere ich an das „Singen mit Frau Hätschempätsch“, ein siebenbürgisches Mitmachkonzert mit Ingrid und Sebastian Hausl (siehe Bericht in der SbZ Online), den Trachtenumzug und die Volkstanzveranstaltung der SJD „Aus Tradition und Liebe zum Tanz“, jeweils mit starker bayerischer Beteiligung.

Ein Publikumsmagnet war auch das Open Air – Musik zum Zuhören und Mitsingen – unter der Leitung von Dr. Andreas Roth mit seinen „Bandmitgliedern“: Micheal Altmann, Ernst Elsner, Jürgen Filff, Michael Henning, Fabian Kloss, Oliver Lederer, Jacqueline Melzer, Melanie Pauli und Christopher Schuller. Sie boten vor der Schranne Volkslieder auch in siebenbürgisch-sächsischer Mundart dar. Es war erstaunlich zu hören und zu erleben, wie textsicher Jung und Alt waren.

Die Aufstellung des Fackelzuges zur Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen am Sonntagabend brachte schon eine Vorfreude und gewisse Spannung mit sich. Angeführt von der Knabenkapelle Dinkelsbühl und den Trachtenträgern, startete der fast endlos erscheinende Fackelzug zur Gedenkstätte, wo viele Heimatortsgemeinschaften Kränze und Gestecke zum ehrenden Andenken an ihre Toten hingebracht hatten. Christa Wandschneider, Bundesfrauenreferentin, hielt die Ansprache an der Gedenkstätte. Ihr zentrales Thema waren die Begegnungen im Gesellschaftsleben der Siebenbürger Sachsen in Deutschland am Heimattag, wo sich Freunde, Nachbarn und Bekannte sowie Gäste von nah und fern treffen (siehe SbZ Online). Die Feststunde am Lindendom fand einen würdevollen Abschluss mit dem Großen Zapfenstreich, gespielt von der Dinkelsbühler Knabenkapelle, die heuer ihr 150-jähriges Bestehen feiert.

Der Landesverband Bayern organisierte erstmals an diesem Heimattag sieben „Messestände“, die an prägnanten Stellen in der ganzen Stadt aufgestellt waren, um über Siebenbürgen und den Verband zu informieren, um Abzeichen zu verkaufen oder um neue Mitglieder zu werben. Es wirkten die Kreisgruppen Aschaffenburg, Augsburg, Bad Tölz – Wolfratshausen, Fürstenfeldbruck, Landsberg, München und Nürnberg mit.

Am Pfingstmontag war die schon traditionelle Podiumsdiskussion dem Thema „Zwischen Toleranz und Extremismus – Demokratie bei den Siebenbürger Sachsen“ gewidmet. Die vielen Teilnehmer zeigten, dass das äußerst aktuelle Thema auf großes Interesse gestoßen ist. Wie im letzten Jahr traf man sich zu dem traditionellen Holzfleischessen, um in entspannter Atmosphäre noch einmal die vergangenen Tage Revue passieren zu lassen und sich in Ruhe zu verabschieden.

Der Landesvorsitzende Werner Kloos dankt auf diesem Weg allen Mitwirkenden und ehrenamtlichen Teilnehmern aus den verschiedenen Kreis- und Kulturgruppen Bayerns, die maßgeblich zum Gelingen des Heimattages beigetragen haben. Diesem Dank schließe ich mich gerne an. Der Heimattag ist nur deshalb erfolgreich gewesen, weil Bund, Land, Kreisgruppen und unsere siebenbürgisch-sächsische Jugend an einem Strang gezogen und das Ziel eines harmonischen, anregenden Heimattages gemeinsam umgesetzt haben. Dank gilt auch den Mitarbeitern der Bundesgeschäftsstelle und des Heimattagausschusses, die unermüdlich im Hintergrund mitgewirkt haben, sowie dem bayerischen Sozialministerium, das die kulturellen Veranstaltungen des Heimattages finanziell gefördert hat.

Christa Wandschneider

Schlagwörter: Heimattag 2018, Bayern, Landesverband, Werner Kloos

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