12. Juni 2015

Hilfsverein "Johannes Honterus" meldet Insolvenz an: "Betrieb auf Schloss Horneck wird fortgeführt"

Der Hilfsverein der Siebenbürger Sachsen „Johannes Honterus“ e.V., seit 1960 Eigentümer von Schloss Horneck in Gundelsheim und Betreiber der dortigen Alten- und Pflegeheimes, hat am 3. Juni 2015 Insolvenz angemeldet. Ein „Fortführungskonzept“ soll den Fortbestand des Alten- und Pflegeheimes sichern, teilten der Hilfsverein und der vom Amtsgericht Heilbronn eingesetzte Insolvenzverwalter Dr. Marcus Egner der Siebenbürgischen Zeitung mit. Mittelbar betroffen sind die siebenbürgisch-sächsischen Kultureinrichtungen als Mieter von Räumlichkeiten auf Schloss Horneck. Über mögliche Lösungen werden der Verband der Siebenbürger Sachsen, der Siebenbürgisch-Sächsische Kulturrat und das Siebenbürgische Museum in Kürze mit den zuständigen Stellen beraten, kündigen deren Vorstände in einer Presseerklärung an.
Grund für die Zahlungsunfähigkeit des Hilfsvereins „Johannes Honterus“ sind strukturelle Probleme. In letzter Zeit seien nicht alle vorhandenen Pflegeplätze belegt worden, was zu „erheblichen finanziellen Ausfällen“ geführt hätte, erklärten Christian Lauterkorn, 1. Vorstand des Hilfsvereins, und Rechtsanwalt Dr. Marcus Egner. Letzterer verfügt als Insolvenzverwalter nun über das Vermögen des Hilfsvereins. Das Alten- und Pflegeheim hat zurzeit 89 Bewohner bei einer Kapazität von 110 Plätzen.

Im Vorfeld seien zwar Gegenmaßnahmen ergriffen worden, doch musste der Hilfsverein aus gesetzlichen Gründen Insolvenz anmelden. In Zusammenarbeit mit dem sanierungserfahrenen Insolvenzverwalter werde „das Alten- und Pflegeheim aktuell ohne jegliche Einschränkung im Interesse aller Bewohner, Mitarbeiter und Geschäftspartner fortgeführt“, heißt es in der Pressemitteilung. Der Vorstand des Hilfsvereins und der Insolvenzverwalter seien "zuversichtlich, dass im Rahmen eines Fortführungskonzeptes der Fortbestand des Alten- und Pflegeheimbetriebes langfristig sichergestellt werden kann“.

S. B.

Am Unterlauf des Neckars zwischen Heilbronn und ...
Am Unterlauf des Neckars zwischen Heilbronn und Heidelberg thront Schloss Horneck über dem mittelalterlichen Städtchen Gundelsheim. Die Aufnahme entstand im Frühsommer 2004. Foto: Marius Tătaru

Presserklärung: Zur Situation auf Schloss Horneck

Zur aktuellen Lage auf Schloss Horneck melden sich die Vorstände des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrates und des Siebenbürgischen Museums zu Wort. Ihre Presseerklärung wird im Folgenden im Wortlaut wiedergegeben.

Schloss Horneck in Gundelsheim am Neckar, eine 1238 erstmalig urkundlich erwähnte ehemalige Burg des Deutschen Ordens, wurde 1960 vom Hilfsverein der Siebenbürger Sachsen „Johannes Honterus“ erworben, um hier ein Zentrum für Siebenbürger Sachsen außerhalb der Heimat zu schaffen. Vorher ist das Schloss nach der Säkularisation schon als Kaserne, als amerikanisches Militärhospital im Zweiten Weltkrieg und danach als Lungenheilanstalt genutzt worden. Schwerpunkt der Nutzung ist bis heute der Betrieb eines Altenheimes (etwa 80% der Fläche) durch den Hilfsverein als Eigentümer. Verbleibende Anteile werden durch den Verein an siebenbürgische Kultureinrichtungen vermietet.

Seit 1963 befindet sich die Siebenbürgische Bibliothek auf Schloss Horneck. Aus diesem Nukleus entstanden im Laufe der Jahrzehnte dann dort alle weiteren Kultureinrichtungen, die den Standort Gundelsheim auch zu einem siebenbürgisch-sächsischen Kulturzentrum haben werden lassen. Seit 2013 ist der Siebenbürgisch-Sächsische Kulturrat e.V. Mieter für die Räumlichkeiten der Bibliothek im Schloss, seit 2015 auch das Siebenbürgische Museum.

Nach Mitteilung des Hilfsvereines musste dieser auf Grund einer finanziellen Schieflage beim Betrieb des Altenheims (bekannt bis vor Kurzem unter dem Namen „Heimathaus Siebenbürgen“, vom Hilfsverein geändert dann in „Seniorenresidenz Schloß Horneck“) sowie aufgelaufener Investitionserfordernisse einen Insolvenzantrag stellen. Der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, der Siebenbürgisch-Sächsische Kulturrat und das Siebenbürgische Museum haben nach Bekanntwerden der Situation im Altenheimbetrieb alle Möglichkeiten ausgelotet, die auf der negativen Ertragslage des Altenheimbetriebes beruhende drohende Insolvenz abzuwenden, unter anderem durch Vermittlung eines großzügigen Überbrückungskredits, insbesondere für laufende Personalausgaben, durch unseren Landsmann Lukas Geddert. Der aufgelaufene Unterhalts- und Sanierungsbedarf der historischen Schlossanlage kann jedoch vom Hilfsverein Johannes Honterus e.V. nicht kompensiert werden, der ein unabhängiger und finanziell eigenständiger und selbstverantwortlicher Verein ist. Andere siebenbürgisch-sächsische Vereine können dafür auch nicht aufkommen.

Der Vorgang betrifft vorrangig die Seniorenresidenz. Die Kultureinrichtungen, namentlich das Siebenbürgische Museum und die Siebenbürgische Bibliothek mit Archiv, sind mittelbar als Mieter betroffen, während das Siebenbürgen-Institut in einem anderen Haus in der Gundelsheimer Schlossstraße untergebracht und nicht betroffen ist. Alle Kultureinrichtungen können ihren Betrieb auf der Grundlage bestehender Vereinbarungen im Schloss weiterführen; Bibliothek, Museum und deren Mitarbeiter sind wie bisher uneingeschränkt auf Schloss Horneck zu erreichen.

Über mögliche Lösungsansätze zu der geschilderten Situation werden die betroffenen Institutionen mit dem Hilfsverein als Eigentümer der Schlossanlage, unter Einbeziehung der Stadt Gundelsheim, zu deren Gemarkung die Schlossanlage gehört, des Bundes sowie des Landes Baden-Württemberg als Träger der Kultur- und Denkmalpflege in Kürze Beratungen aufnehmen.

Details der Positionen des Verbandes und des Kulturrats zur eingetretenen Lage erläutern der Verbandsvorsitzende Dr. Bernd Fabritius, MdB, und der Kulturratsvorsitzende Hon.-Prof. Dr. Konrad Gündisch in einem Interview, das in der Siebenbürgischen Zeitung, Folge 10 vom 25. Juni 2015, und in der SbZ Online vom 17. Juni 2015 veröffentlicht wird.

Der Vorstand des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V.
Der Vorstand des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrats e.V.
Der Vorstand des Vereins Siebenbürgisches Museum e.V.



Anmerkung der Redaktion - Der Artikel wurde am 13. Juni 2015 geändert. In einer früheren Fassung wurde angegeben, dass das Alten- und Pflegeheim auf Schloss Horneck 90 Bewohner bei einer Kapazität von 105 Plätzen zählt.

Schlagwörter: Schloss Horneck, Altenheim, Kulturrat, Siebenbürgisches Museum

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