10. Januar 2012

4. Internetseminar in Bad Kissingen

30 Siebenbürger Sachsen informierten sich vom 2. bis 4. Dezember in der Bildungs- und Begegnungsstätte „Der Heiligenhof“ in Bad Kissingen über die neuesten Entwicklungen im Bereich Multimedia. Veranstalter des Wochenendseminars war die „Akademie Mitteleuropa“ in Zusammenarbeit mit dem Referat für Internet und Online-PR des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. bzw. den Webmastern von Siebenbuerger.de. Themenschwerpunkte waren Multimedia-Produktion und Live-Berichterstattung mit Smartphone.
Nach der Begrüßung durch Studienleiter Gustav Binder und einer Vorstellungsrunde hielt Internetreferent Robert Sonnleitner das Einführungsreferat. In seinem Vortrag stellte er die Themen des Seminars vor. Er zeigte zudem die Aktivitäten und die vielen Angebote der Internetplattform Siebenbuerger.de auf, die vor genau elf Jahren gestartet wurde. Weiterhin referierte Sonnleitner über die „Crossmediale Distribution von Verbandsnachrichten“ und erläuterte, wie im Social Media-Umfeld die parallele Nachrichtenverbreitung von Inhalten über verschiedene Vertriebskanäle funktioniert. Am Samstagmorgen führte Webmaster Gunther Krauss in die Geschichte der Multimedia-Produktion, in Live-Berichterstattung und aktuelle Entwicklungen im Web ein. Als Einstieg zeigte er das witzige Video „Happy Christmas“, in dem auf unterhaltsame Weise vorgeführt wird, wie die Kommunikation um Christi Geburt hätte sein können, wenn es damals schon das digitale Zeitalter gegeben hätte: Kommuniziert würde per Mail, Google Maps böte sich bei der Suche nach Bethlehem an, Transportesel würden per Internet geliehen, auf Facebook gäbe es die ersten Baby-Fotos und die Heiligen Drei Könige checkten über Foursquare im Stall ein. Und das alles in Echtzeit. Der Referent fasste dann die wesentlichen Komponenten und Neuheiten der Multimedia-Welt zusammen. Als Multimedia wird die simultane Darstellung der unterschiedlichen Medienformate, wie Texte, Bilder, Grafiken, Audio, Video, Animationen, Simulationen und Interaktionen bezeichnet. Als Plattform für ihre Darstellung und den Austausch kommt dem Internet die zentrale Bedeutung zu – und jetzt schon dem mobilen Internet, das durch den Siegeszug der Endgeräte Laptop, Smartphone und Tablet-PC – durch die Miniaturisierung ermöglicht – immer mehr an Verbreitung gewinnt. Die große Akzeptanz der mobilen Kommunikation ist jedoch den innovativen Programmen und Anwendungen, den Apps, geschuldet, die den privaten und beruflichen Alltag immer mehr durchdringen. Man spricht von Pervasive Computing, und meint die alles durchdringende Vernetzung von „intelligenten“ Gegenständen des Alltags mit der Ambient Intelligence (Umgebungs-Intelligenz), die uns Zusatzinformationen liefert. Es ist eine Augmented Reality (erweiterte Realität), weil wir über die Dinge der Umwelt hinaus Zusatzinformationen bekommen. In einer fremden Stadt kann ich z. B. Restaurants finden, sogar mit Bewertungen anderer Gäste, oder Stadtführer, Museumsführer u.v.m. Bei vielen Gegenständen sind Strich-Codes (QR = Quick Response- Code) angebracht, die ich nur einscannen muss, um die Zusatzinformationen zu bekommen. Diese Dienste werden auch Location Based Services (LBS = ortsbezogene Dienste) genannt.

Wesentlicher aber als diese Alltagshelfer ist für die Ausbreitung der mobilen Kommunikation die Möglichkeit, von überall auf diese Web 2.0-Dienste, z. B. auf Social Media zugreifen zu können. Das Neue an den „Neuen Medien“ ist es gerade, dass die Nutzer keine reinen Konsumenten mehr sind. Kennzeichen des Web 2.0 ist die Herstellung und der Austausch des „User Generated Content“ und die Bildung von Netzwerken, wo dieses geschieht. Im Unterschied zu den klassischen Massenmedien (Zeitung, Radio, Fernsehen) ist die Trennung zwischen Sender und Empfänger aufgehoben. An die Stelle einer „one-to-many“-Verbreitung tritt eine „many-to-many“-Verbreitung.
Volle Konzentration bei den Teilnehmern des ...
Volle Konzentration bei den Teilnehmern des Internetseminars. Foto: Erich Scherer
Im zweiten Referat des Tages stellte uns Günther Melzer die Möglichkeiten der Event-Berichterstattung im Internet vor. Seine bisherige verdienstvolle Arbeit konnte man in den zurückliegenden Jahren anhand seiner Videos und Fotos aus Dinkelsbühl und von anderen Veranstaltungen schon im Internet erleben. Melzer stellte die Vor- und Nachteile der Event-Berichterstattung vor, je nachdem, ob sie live, oder ob sie aufgezeichnet und später veröffentlicht wird. Welche Kanäle zu benutzen sind und welche Zusatzinfos und was bei der Bearbeitung zu berücksichtigen ist, rundeten den Beitrag ab.

Am Samstagnachmittag wurde es spannend für die Ortschaften-Editoren. Hans-Detlev Buchner gab eine Einführung in das Editieren der einzelnen Features auf der Ortschaften-Plattform von Siebenbueger.de. Er zeigte auf, was man beim Verwalten der verschiedenen Rubriken beachten muss: Angefangen bei dem Bilder-Hochladen, wie man Galerien erstellt, bis zu dem Audio/Video-Portal. Audiodateien dürfen nur im Mp3-Format hochgeladen werden (maximale Größe 8 MB). Audiodateien können auch auf anderen Webseiten liegen; in diesem Fall muss man aber den kompletten Pfad angeben. Auch Videos können von YouTube eingebunden werden. Assistiert wurde Herr Buchner von Gunther Krauss, der in Verbindung mit seinem Heimatdorf Alzen ausführte, was zu beachten ist, wenn man geschichtliche Fakten publiziert, evt. zusätzlich auf Wikipedia.

Nach der Kaffepause ging es um den „Audio-Atlas siebenbürgisch-sächsischer Dialekte“. Das Referat hielt Johannes Sift, Student bei Prof. Thomas Krefeld an der Ludwig-Maximilians-Universität München, der das wissenschaftliche Projekt zusammen mit Stephan Lücke und Stefan Sienerth leitet. Details zu diesem Multimediaprojekt sind auf der Internet-plattform http://www.asd.gwi.uni-muenchen.de/ nachzulesen. Es geht um eine Tondokumentation siebenbürgisch-sächsischer Dialekte, die in den späten 60er und frühen 70er Jahren von Sprachforschern verschiedener rumänischer Universitäten (Bukarest, Her-mannstadt, Klausenburg) auf Tonbändern aufgenommen wurden, und von denen ja Ausschnitte auf www.siebenbuerger.de unter „Sprachaufnahmen“ zu hören sind.

Nach diesem wissenschaftlichen Beitrag stellte Patrick Krempels eine SJD-App für das Betriebssystem Android vor. Sie kann im Android Market unter SJDroit auf Smartphones installiert werden, die unter Android laufen. Als Zielgruppe sind Freunde, Fans und Mitglieder der SJD angesprochen, die sich für aktuelle News, Termine, Podcasts, Artikel und Bekanntmachungen der SJD interessieren. Krempels erläuterte die Programmierung der App, die Inhalte vom Siebenbuerger-Portal bezieht und mit Java in ein Datenbank-Format überführt.

Nach dem Abendessen stand eine Darbietung von Uwe Pelger und Eric Scheerer auf dem Programm. Ihr Thema: Entwicklung von Songs via Internet; Online-PR mit Hilfe von Musik; Mundarterhaltung mit moderner Musik und Radiomoderation. Uwe Pelger stellte zuerst die Konzepte vor, die er dann zusammen mit anderen Musikern realisierte. Zunächst die Gruppe Uwe + Uwe mit gecoverter Musik auf Sächsisch. Pelger stellte einige Lieder und ihre Entstehung, vom Text über die Produktion bis zur Distribution vor. Eric Scherer stellte Radio Transilvania International (RTI) vor. Er moderiert dort auch als „Soxenfilmierer“ in der Sendung „Soxesch Wält“. Scherer erläuterte das Programm, die Struktur des Vereins und die Sendekanäle. Als Internetradio ist es interaktiv. Beteiligung ist erwünscht über: Yahoo Messenger, RTI-Chat, Facebook, E-Mail und Telefon. Es folgte der gemütliche Teil des Abends mit Live-Musik. Der Enthusiasmus des Musikers Dieter Lauer war bemerkenswert.

Der Sonntag bot nochmals multimediale Höhepunkte. „Öffentlichkeitsarbeit auf YouTube; Medienkanal für Video-PR; Technische Produktion von Internetvideos für Medienportale“ war das Thema von Bruce Schott. Die Zahlen sind so gewaltig, dass man es kaum glauben mag. YouTube wird täglich von drei Billionen Benutzern besucht. Aus Deutschland schauen sich 73 % der Jugendlichen Videos an. Herr Schott, ebenfalls fleißiger YouTube-Nutzer, unterteilte einen Auftritt auf YouTube in sieben Phasen, wobei die letzte schwer zu erreichen sei. Bei Phase drei würden viele scheitern, da es hier Hasskommentare gebe, die viele abschreckten. Erläutert wurde dann, was es mit den Aufrufen, den Kommentaren, dem YouTube-Partner auf sich hat, ferner wurde die Entwicklung eines YouTube-Kanals gezeigt, Wichtig sei die Frage: Wie, welche und wozu will ich Videos machen?

Das letzte Referat hielt Jochen Philippi zum Thema „Georeferenzierung, Geotagging bzw. Verortung von Fotos“. Eine beliebte Multimedia-Anwendung ist z. B. Flickr, wo man die eigenen Fotos hochladen und sie mit Freunden gemeinsam anschauen und dazu die passenden Geschichte erzählen kann. Schon in früheren Zeiten war das gemeinschaftsstiftend, wenn bei Festen in Fotoalben geblättert und Geschichten dazu erzählt wurden. Um das im Internet besser tun zu können, sollten die Fotos mit detaillierten Beschreibungen wie Titel, Ort und Personen, Kommentaren, Favoriten und Notizen markiert werden. Wenn man keine teure Digitalkamera mit eingebautem GPS-Empfänger hat, muss man den eigenen Bildern ihren „Geo-Kontext“ mit den Geo-Koordinaten selbst eingeben. Dazu braucht man einen GPS-Empfänger, eine Digitalkamera mit Datums- und Uhrzeitanzeige und passende Software. Philippi stellte als Software zum Geotagging das Programm GeoSetter vor. GeoSetter ist ein Freeware-Programm für Windows (XP oder höher) und dient zum Speichern und Anzeigen von Geokoordinaten / IPTC-Daten in Bilddateien bei Aufnahmen digitaler Kameras. Die aktuelle Version ist 3.4.16 vom 1. Februar 2011.

Da die Tagung für alle Teilnehmer ein sehr schönes Erlebnis war, ist zu wünschen, dass 2012 – erneut am 2. Advent – noch viel mehr Teilnehmer zusammenkommen.

Horst Staedel


Siehe dazu die Bildergalerie "Internetseminar 2011 in Bad Kissingen"

Schlagwörter: Internet, Seminar, Bad Kissingen, Siebenbuerger.de, Internetseminar, AK Internet

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Neueste Kommentare

  • 20.01.2012, 16:57 Uhr von hms: ... wunderbar! nichts gegen den Spinat. [weiter]
  • 20.01.2012, 07:55 Uhr von TAFKA"P_C": „Wieviel Ärger wäre z.B. Kindern erspart geblieben, die früher mit Spinat vollgestopft wurden, weil ... [weiter]
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