9. Juli 2007

"Wie uns der Schnabel gewachsen ist": Mundartlesungen in Nürnberg

Die im Irrhain an der Naturbühne geplanten Mundartlesungen fanden am 23. Juni im Haus der Heimat zum Abschluss des Projektes des Pegnesischen Blumenordens (Internet: www.blumenorden.de) im und mit dem Haus der Heimat Nürnberg statt. Es wurden Mundarten verschiedener Landschaften der Vertriebenen und Aussiedler aufgenommen und dem Institut für Germanistik zur weiteren wissenschaftlichen Verarbeitung übergeben.
Groß war die Freude, als die Uttenreuther „Pummer“ mit dem schlesischen Lied „Summer, Summer, Summer! Ich bin a kleener Pummer“ die Veranstaltung eröffneten! Sieben Enkelkinder des stellvertretenden Vorsitzenden des Hauses der Heimat, Joachim Lukas, im Alter von vier bis dreizehn Jahren sangen schlesische Mundartlieder, obwohl ihr „Schnabel“ in Franken gewachsen ist. Dazu fiel der Moderatorin Doris Hutter ein chinesischer Spruch ein: „Wenn du einen grünen Zweig im Herzen trägst, wird sich ein singender Vogel darauf niederlassen.“
Der Siebenbürgische Chor der Kreisgruppe Nürnberg ...
Der Siebenbürgische Chor der Kreisgruppe Nürnberg sang Lieder in siebenbürgisch-sächischer Mundart, Rosel Potoradi (rechts vorne), Vorsitzende der Nachbarschaft Fürth, trug Gedichte von Kästner und Piringer vor.
Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Werner Kügel, Vorsitzender des Pegnesischen Blumenordens, lasen Prof. Dr. Nikolaus Fiebiger, u. a. ehemaliger Präsident der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen und Mitglied im Wissenschaftsbeirat der Bayerischen Staatsregierung, sowie Hildegard Henschel schlesische Mundarttexte von Ernst Schenke. Gisela Kohlhoff (gebürtige Ostpreußin) trug Gedichte von Dr. Alfred Lau vor, worin u. a. die Schönheit der ostpreußischen Landschaft beschrieben wird.

Die Steinbinder-Schwestern Maria, Gretel und Anna, in Rumänien aufgewachsene Sathmarer Schwäbinnen, sangen zwei Volkslieder. Dr. Otto Aczel vertrat zusammen mit Lothar Blickling das Schwäbische Banat. Beide schreiben in Mundart. Otto Aczel las Gedichte und Lothar Blickling referierte über Spottreime und Spottnamen. Familie Deistler vertrat das Egerland. Ingrid sang, an der Gitarre begleitend, mit der 17-jährigen Tochter Irmgard das Mundart-Lied „Mein Egerland, mein Heimatland“, obwohl beide in Deutschland geboren sind. Ingrids Ehemann Gerald Deistler ist gebürtiger Egerländer und schreibt in Egerländer Mundart. Er ist Vorsitzender des Freundeskreises sudetendeutscher Mundarten und las auch Gedichte, in denen alter Volksglaube (z. B. das Kornmännlein, eine Egerländer Sagengestalt) vorkam.

Der von Reinhold Schneider geleitete Siebenbürgische Chor der Kreisgruppe Nürnberg sang „Et saß e klien Waldvijelchen“, „Sommerowend“ und „Der Owend kit erun“. Rosel Potoradi, Vorsitzende der Nachbarschaft Fürth der Kreisgruppe Nürnberg der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, trug frei und rhetorisch unübertroffen „Me Bechelchen“ von Viktor Kästner und „Wi huet et bießer?“ von Otto Piringer vor. Doris Hutter trug eigene Texte vor, und stellte dabei mit „De hedich Frä“ die Frau in den Mittelpunkt. Sie dankte allen, die Mühe und Weg nicht gescheut hatten, um der Mundart ein Denkmal zu setzen, und schloss mit den Worten: „Denen, die die Mundart auch in der neuen Heimat pflegen, bin ich besonders verbunden. Ich wünsche allen, dass sich auf den grünen Zweig im Herzen noch viele Vögel zum Singen niederlassen!“

Doris Hutter

Schlagwörter: Mundart, Nürnberg

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