17. August 2018

Mundartgedichte von Frida Binder-Radler

Dem Vorschlag von Doris Hutter im Bericht vom 3. Juli 2018, einige Gedichte von Frida Binder-Radler in unserer Mundartrubrik zu veröffentlichen, leisten wir gerne Folge, haben wir doch auch bisher schon mehrmals Gedichte aus dem Bändchen „Frida Binder-Radler, Gedichte in siebenbürgisch-sächsischer Mundart. Herausgegeben von Wolfgang Binder, Augsburg 2005“ abgedruckt.
Diesmal haben wir drei Gedichte aus dem genannten Büchlein ausgewählt und so nebeneinander gestellt, dass sie wie eine Geschichte erscheinen: Die im Frühjahr noch Vielbegehrte findet zur Erntezeit den Mann und die Liebe fürs Leben. Doch diesem frischen Glück droht äußere Gefahr: Der Mann muss in den Krieg ziehen.
Aber die Dichterin, die selbst unter den bedrückenden Verhältnissen der Nachkriegszeit gelitten hat, lässt der Hoffnungslosigkeit keinen Raum. Ein neuer Frühling kommt und das Sehnen der Liebenden geht in Erfüllung, der Mann kehrt unversehrt zurück. Das mittlere der drei Gedichte, Wä long äs et sängthiër?, wurde von Martin Kutschis (1895-1981) vertont.

Hanni Markel und Bernddieter Schobel



Frida Binder-Radler:


Wi dit der Breokt de Biurten af?


Wi dit der Breokt de Biurten af
und pehlt det Krinzken drun? Äos Kiurenehre saol et sen,
wel mir de Ehren hun.


De Breokt äm Ähren äs gorr friuh,
är Hoor, ät strohlt wä´t Guuld.
Äm Frähjohr, wä der Kuckuck kriesch,
hu sä är vill gewult.


Bäm Schnegden af dem Ährefiëld,
äm Guuld bä Sannescheng,
do huet der Brejjem sä gewiëhlt,
word sä fiur ängde seng.


Wä long äs et sängthiër?

Mir schnidden de gealdägiël Ehren
und sangen si frihlich e Lied.
Et niejt sich de Sann, und mir hiurten,
wä Nuechtglokeklong eas beglid.


De Sächel uch Sense, se steanden,
det Nuechtglokelied wor uch äos,
de Vijjelcher wule schiu schlofen,
norr mir worn ellin noch dertäos.


Tea riechst mir de Haond und ech naohm se
und healt dech amschlongen – si long –
und matzt dir deng riuseriut Läfzen,
meng Härz schleaģ irscht frihlich, dro – bong.


Wä long äs et sängthiër? – Ech wieß net,
wonnie ech dech wedder kao sähn.
Ech mosst no diëm Owend äm Ähren
als Mueser aft Schluechtfiëld dro zähn.


Ech gohn nemmi dervun

Do um Fenster blähn de Bleamen ängden — uch wonn‘t stermt uch schnoat.
Än dem Heiske wunt me‘ Medchen,
dåte sich äm Stealle froat
af det Frähjohr,
af me‘ Kunn,
af diën Daoģ, wo ech ät wedder
fiëst ä mengen Armen hun.


Haingder blo uch riude Bleamen
stiht verstoochen ät und hirt,
läoscht no mengem Schrätt mät Sihnsuicht
und verschummt nooch ängde wiërt
af det Frähjohr, af me‘ Kunn,
af diën Daoģ, wo ech ät wedder
fiëst ä mengen Armen hun.


Frähjohr, bäst tea kunn? Et bläh jo
änjde nooch de Bleamestrech.
Mät den deankelriude Farwen
froan blo Uģe sich zeglech
iwert Frähjohr,
af me‘ Kunn,
af diën Daoģ, wo ech me‘ Medchen
fiëst ä mengen Armen hun.


Wä ech ukaom — äos dem Fenster
wänkt en Haond mir froadij zea.
Bä den deankelriude Bleamen
hålden ech me‘ Medchen nea
än den Armen.
Ech bä kunn
und ech goh vun dir uch nämols,
härzet Medchen, mih dervun.

Schlagwörter: Saksesch Wält, Mundart, Gedicht, Binder-Radler, Verse

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