14. Januar 2018

Siebenbürgisch-sächsische Neujahrswünsche aus dem Internet

Die Freude am identitätsstiftenden Gebrauch des Siebenbürgisch-Sächsischen ist ungebrochen. Das Sprechen scheint sich jedoch zunehmend auf kulturelle Aktivitäten an Orten, wo viele Siebenbürger Sachsen wohnen, zurückzuziehen. Das Internet hingegen eröffnet der gesamten Community den Zugang zu dieser Mundart.
Dieter schrieb am 30. Dezember 2017:

Det åld Gohr äs glech dervun,
en noa Gohr kitt nea erun.
Ech wänschen ich, ir sachsesch Let,
bleiwt ändjen, wat ir sed!
Låsst es håi wegter zesumme Sachsesch lieren,
schreiwen, lachen uch filosofieren ...
Schreiwt, wå ich der Schnuewel gewoßen äs ...
Wonn et net perfekt äs – dåt måcht näst!
Hieftsåch, mir hålden zesummen uch hun en Froad,
dått em åldiest vür Lachen angder dem Däsch loat!
Ech wänschen ech gurren en gead Zet,
kutt gead än det noa Gohr, ir sachsesch Let!

Aus einem Video-Clip, zugesandt von Renate am 1. Januar 2018:

Mer wallen det Beest vum Beeste wainschen
fir ås hä uch fir ålle Mainschen.
Ås greßt Wainsch awwer wer,
dått fir ålle Mainsche Fridde wer.
Zem nåe Johr vill Gläck uch Seejen,
Gesangdhiet, Fråd åf åll ire Wïejen!

Ungebrochen ist die Freude am identitätsstiftenden Gebrauch des Siebenbürgisch-Sächsischen. Das Sprechen scheint sich jedoch zunehmend auf kulturelle Aktivitäten an Orten, wo viele Siebenbürger Sachsen wohnen, zurückzuziehen. Das Internet hingegen eröffnet der gesamten Community den Zugang zu dieser Mundart. Auf Autorenschaft wird dabei wenig Wert gelegt. So erhält man auf die Frage: „Von wem ist dieses Gedicht?“, fast immer die stereotype Antwort: „Ich weiß nicht. Ich habe es von jemandem bekommen.“ Was gefällt, wird mit den Freunden im Netz geteilt. Unsicherheiten bei der Schreibung von Mundarttexten möchte man aber nicht zur Spaßbremse werden lassen:

„Schreiwt, wå ich der Schnuewel gewoßen äs ...
Wonn et net perfekt äs – dåt måcht näst!
Hieftsåch, mir hålden zesummen uch hun en Froad ...“

Wer es freilich „perfekter“ haben möchte, sei darauf hingewiesen, dass seit Jahrzehnten Sprachwissenschaftler und Autorinnen/Autoren in Mundartseminaren darüber beraten, wie man unter Beachtung der dialektalen Gesetzmäßigkeiten und des vertrauten Klangs der eigenen Mundart verständlich und halbwegs einheitlich schreiben könne (Einladung folgt in der morgigen SbZ Online). In der Siebenbürgischen Zeitung schlägt sich die Annäherung an diesen komplizierten Sachverhalt in einer speziellen Kolumne, die von Hanni Markel und Bernddieter Schobel betreut wird, nieder. Die hier in einem gewissen Zeitraum veröffentlichten Mundartdichtungen sind im Band „Sachsesch Wält. Mundart-Texte in der Siebenbürgischen Zeitung 2005 – 2010“, München2010, zusammengefasst. Die dort veröffentlichten Richtlinien zur Schreibung sind abrufbar auch unter: https://www.siebenbuerger.de/portal/daten/dokumente/rechtschreibvorschlaege-siebenbuergisch-saechsisch.pdf

Der Band „Sachsesch Wält“ kann bezogen werden bei kulturreferat [ät] siebenbuerger.de.

Die beiden oben wiedergegebenen Texte wurden an die Schreibweise der Kolumne bereits angeglichen.

Den munteren oder besinnlichen Glückwünschen im Internet schließen sich gerne an

Hanni Markel und Bernddieter Schobel

Schlagwörter: Sachsesch Wält, Mundart

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Neueste Kommentare

  • 21.01.2018, 11:10 Uhr von schiwwer: Hahaha [weiter]
  • 21.01.2018, 09:47 Uhr von kokel: Nun ja, dann lohnt es sich wohl kaum den Dialog fortzusetzen. P.S. Deine Herkunft interessiert ... [weiter]
  • 21.01.2018, 09:05 Uhr von schiwwer: Doch, ich hab wohl verstanden. Ich will aber nicht. Dein angebliches Interesse an Beispielen ... [weiter]

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