20. August 2016

Dietrich Weber: Et as ållest kåmpliziert, det Såchsesch – Detsch, uch amgekührt

Dass die gewollte Übertragung der Schriftsprache in den siebenbürgisch-sächsischen Dialekt und umgekehrt besonders in gereimter Rede richtig Arbeit und Kopfzerbrechen bedeutet, hat nicht nur der Mundartautor Dietrich Weber erfahren.
Wånn em ast an Hühdetsch schreïwt,
as et schwierij iwerheïft,
et wörtwertlij nöhiër drön
åch am Såchseschen ze sön,
dann et kitt drön meïst zem Gröüs
når nöch en Gewåhlj eröüs.

Amgekührt, öüs såchsesch drön
ast am Hühdetschen ze sön,
as wörtwertlij uch nät giët.
Git drön når Eramgeriëd.
Hun et fåst schun åfgegiën,
mäch un däss Såch unzeniëhn.

Wälj en Dichter dervun dreïmt,
dått sich sänj Gedicht uch reïmt,
moiß hi andjen Amwiëj sacken,
am mat Reim eïnt ze beglacken;
end et bleïwt – verschwåmmen, grö –
når nöch e Stack Anholt dö.
Wall hai en puer Beispall brånjen.
Keent dervun e Leïdschen sånjen,
wai em nai det Reime schoft:
De Gåjch as detsch en „Söürkråtjsoft“,
de Schlächen – detsch – de „Reenewärm“,
der Starren – detsch – e „Reeneschärm“.

Der Farren, die heïßt detsch „der Stier“,
end ken den „Eber“ sön mir Bier,
de „Heidelbeer’n“ heïße mir Ofen.
Wai såll em dö det Reime schofen?
De Kråtzewätz heïßt em – detsch – „Gurken“
end når de Schurken heïßt em „Schurken“.

Er markt et niëu, et as sihr schpeer,
det Iwerdrön, e grüß Målleer!

Augsburg, am Moi 2016

Wohl mancher von uns muss zuweilen erst an einem „sich vordrängenden“ sächsischen Wort „vorbeidenken“, um sich auf diesem gedanklichen „Umweg“ an die gesuchte deutsche Entsprechung heranzuarbeiten (z.B. ist eine Lech eine Beerdigung und keine Leiche; zähn Euro gewännen heißt: In die Brieftasche greifen und hat nichts mit der Lotterie zu tun). Gelingt das nicht oder schafft man es nicht sowieso automatisch richtig, sammelt sich eben ein Vorrat an komischen Fehlleistungen, den wir als gereimte oder erzählte Anekdoten zu hören und zu lesen bekommen. Von ungezählten Autoren werden schriftliche, oft witzige Einfälle und Beiträge ins Internet gestellt und jedermann kann etwas Sächsisch – Deutsches zum Schmunzeln dort finden. Dass die gewollte Übertragung der Schriftsprache in den Dialekt und umgekehrt besonders in gereimter Rede richtig Arbeit und Kopfzerbrechen bedeutet, hat nicht nur unser Autor erfahren.

Hanni Markel und Bernddieter Schobel

Schlagwörter: Mundart, Gedicht

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