27. November 2019

Kampf gegen Holzmafia

Bukarest – Der Kampf gegen die in Rumänien wütende Holzmafia hat sich dramatisch zugespitzt. Sechs Förster wurden in den vergangenen fünf Jahren ermordet, zwei davon erst kürzlich. 650 gewalttätige Attacken gegen Waldarbeiter wurden in den letzten fünf Jahren registriert: Dutzende Forstleute waren mit Hieb-, Stich- oder Schussverletzungen in Krankenhäuser eingeliefert worden.
Auch Umweltaktivisten werden immer wieder Morddrohungen ausgesetzt und tätlich angegriffen, wie der Leiter der Umweltgruppe „Agent Green“, Gabriel Păun, berichtet. Gewerkschaftschef Silviu Genea forderte nun einen besseren Schutz für die Förster und das Recht, Waffen zu tragen. Der Landwirtschaftsausschuss hat daraufhin einen Gesetzesentwurf angepasst, demzufolge Förster in Zukunft letale Waffen tragen dürfen. Heimische Umweltschutzverbände hingegen plädieren für eine effektive Bekämpfung der massiven illegalen Abholzung durch Satellitenüberwachung der Wälder, Holzlager mit elektronischen Registern, GPS-Pflicht bei Holztransporten und Kameraüberwachung von Überlandstraßen. Sie warnen: Rumänische Wälder liegen mit nur noch 27,5 Prozent Flächenanteil bereits unter dem EU-Durchschnitt von 33 Prozent! Noch verfügt Rumänien über die größten verbliebenen Urwälder Zentraleuropas. Der Kahlschlag macht weder vor diesen noch vor Natura-2000 Schutzgebieten Halt. Greenpeace-Leiter in Rumänien, Valentin Sălăgeanu, erklärte, in Rumänien würden jährlich ca. 20 Millionen Kubikmeter Holz illegal geschlagen – im Vergleich zu 18 Millionen legalem Holzschlag.

Als Ursache für den mangelnden Erfolg bei der Eindämmung des illegalen Holzschlags gilt Korruption – aber auch der Druck ausländischer Firmen als Käufer. Der österreichische Sender ORF benennt Schweighofer, Egger und Kronospan als dominante Akteure in Rumänien. Schweighofer wurde 2016 das Nachhaltigkeitssiegel des Forest Stewardship Council entzogen.

In Bukarest demonstrierten am 3. November über 4000 Menschen für ein Ende des Raubbaus an rumänischen Wäldern und gedachten der beiden zuletzt auf brutale Weise ermordeten Förster. In Kronstadt gingen an die tausend Menschen auf die Straße. Auch in Bistritz und Klausenburg gab es Demonstrationen. Die Organisation „WeMoveEuropa“ will mit einer Petition an die EU-Kommission herantreten, um die neue Regierung Rumäniens dazu zu drängen, zum jüngsten Mordfall an Förster Liviu Pop in der Maramuresch eine unabhängige Untersuchung einzuleiten. „Der Tod von Liviu Pop bringt das Fass zum Überlaufen“, schreibt diese. Ausschlaggebend war die Darstellung des Todes von Pop als Unfall – er habe sich mit seiner Waffe versehentlich selbst erschossen und sei dann vom Pferdewagen überrollt worden – und die Freilassung der Tatverdächtigen.

NM

Schlagwörter: Rumänien, Holz, Korruption, Wirtschaft, Politik, Förster

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