14. Mai 2018

Vom Donaubazillus infiziert: Wolfgang Limbert über die Einbindung von Minderheiten in Tourismus und die Donauraumstrategie

„Ein Freund sagt immer, ich sei vom Donaubazillus infiziert, der lässt einen nie wieder los“, schmunzelt Wolfgang Limbert. „Ich bin fasziniert von diesem Strom, der zehn Länder berührt. An der Donauraumstrategie sind mit den Zuflüssen 14 Länder beteiligt. Weder der Amazonas noch der Jangtse kann das bieten!“ Der ehemalige Unternehmensberater begleitete die vierte vom Departement für Interethnische Beziehungen an der rumänischen Regierung (DRI) organisierte Journalistenreise auf der Suche nach dem touristischen Potenzial der Minderheiten und will sich einsetzen für das vom DRI geplante und zu koordinierende Projekt „Das Blaue Buch zur multikulturellen Identität an der Donau“. Darin sollen alle Minderheiten länderübergreifend vorgestellt und für den Tourismus erschlossen werden.
Nach langjähriger Tätigkeit als Programmkoordinator für Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung der GTZ (heute GIZ, Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) kennt Wolfang Limbert Rumänien sehr gut. Acht Schwerpunkte aus Wirtschaft und Industrie gehörten 1994 zu seinem Kompetenzbereich, als es darum ging, Rumänien für den EU-Beitritt fit zu machen – darunter auch Tourismus. Nach Rumänien wurde Serbien sein neues Einsatzfeld. Heute ist er im Ruhestand, doch als Mitglied im Rat der Donaustädte zum Thema Tourismus, als Redakteur der Zeitschrift Danube Connects und als einziges Nichtregierungsmitglied der EU-Arbeitsgruppe zur Donauraumstrategie im Prioritätsgebiet PA3 „Tourismus, Kultur und Kontakte zwischen den Menschen“ kann er seine frühere Erfahrung einbringen.
Wolfgang Limbert. Foto: George Dumitriu ...
Wolfgang Limbert. Foto: George Dumitriu
Als Limbert vom Projekt des DRI erfuhr, zeigte er sich sofort begeistert: „Wenn wir überzeugte Europäer sind, ist es wichtig, die Minderheiten und ihre Sprachen zu kennen, sie bei der Pflege ihres Brauchtums zu unterstützen und international bekannt zu machen.“ Die autonome Provinz Voivodina – sechs Sprachen und mehrere Minderheiten – war sofort an einer Kooperation interessiert, „nun hat auch Rest-Serbien nachgezogen“. Außerdem sind Kroatien und Ungarn mit im Boot und von deutscher Seite die Europäische Donauakademie in Ulm.

„Für dieses Projekt brauchen wir interaktive Karten, wo man sehen kann, wo ist welche Minderheit, was sind Gegebenheiten.“ Ein oft vernachlässigter Schlüsselfaktor ist eine professionelle Beschilderung. Auf dem rumänischen Teil des Eurovelo-6, immerhin seit 2004 existent, gibt es bis heute keine Beschilderung. „Dabei ist vor allem die Strecke bis Orșova zauberhaft“, gibt Limbert zu bedenken. Überhaupt seien Radfahrer als Touristen nicht zu unterschätzen. „In Serbien haben wir mittlerweile über 15000 Radtouristen – und obwohl Rumänien leichtere und schönere Radwege hat, nutzt es diese Chance nicht!“

Die Donauregion in Südosteuropa gehört zu der ärmsten, mit der höchsten Rate an Migration. Der Donauradweg oder andere Formen von Tourismus könnten hier enorm viel Abhilfe schaffen. Sicher ließen sich auch die Minderheiten entlang der Donau mit dem Rad entdecken.

Vom Donaubazillus infiziert, ist Limbert längst auch mit dem Rumänien-Virus angesteckt: „Siebenbürgen, die Bukowina, die Maramuresch, das Delta oder die Walachei sind alle eine eigene Reise wert! Umso schöner, wenn man sie verbindet.“ Er erinnert an eine gelungene Tourismuswerbung vor Jahren, die diese Vielfalt betonte und mit dem Slogan den Bogen spannte: „Das alles ist Rumänien!“ Der könnte auch für die Völkervielfalt entlang des Flusses angepasst werden: „Das alles ist die Donau!“

Nina May

Schlagwörter: Porträt, Journalist, deutsch-rumänische Beziehungen, Donau, Tourismus

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