1. Dezember 2017

Ende des Kommunismus eingeleitet: Aufstand der Kronstädter Lastkraftwagenbauer 1987

Die Stenogramme des Politischen Exekutivkomitees des Zentralkomitees der Rumänischen Kommunistischen Partei hielt in der Zeitspanne 15. November bis 30. Dezember 1987 viele Ereignisse fest. Dort wurde die Revolte der Arbeiter vom Kronstädter Lastkraftwagenwerk, die im Inland kaum in der Öffentlichkeit bekannt wurde, doch um so mehr Echo in ausländischen Medien fand, nur als „Ereignisse in Kronstadt“ (Intâmplările de la Brașov) vermerkt. Diktator Nicolae Ceaușescu war erst abends 23.00 Uhr darüber informiert worden, um der Revolte nicht große Bedeutung zu schenken.
Der Aufstand, der am 15. November 1987 stattfand, wurde praktisch schon am Vorabend ausgelöst, als die Arbeiter der dritten Schicht ihre Arbeitsplätze nicht einnahmen und die am Morgen eingetroffenen Arbeiter sich ihnen anschlossen. Ihr Unmut wurde durch die Lohnzettel ausgelöst, auf denen sie große Abzüge feststellten. Morgens 8.00 Uhr waren 4000 unzufriedene Arbeitnehmer im Betriebshof versammelt. Als um 11.00 Uhr ein Teil davon das Werk verließ, waren es schätzungsweise nur 400. Doch diesen schlossen sich auf den Straßen zum Stadtzentrum zahlreiche Kollegen von den Hidromecanica- und Traktorenwerken sowie zahlreiche Stadtbewohner an. Kronstadt war zu der Zeit einer der größten Industriestandorte des Landes. Unzufrieden auch über den Stromausfall und die Rationierung des Treibstoffes, brachten sie ihren Unmut zum Ausdruck und forderten Licht und Wärme in den Wohnungen, Brot ohne Kartenzuteilung. Als sie sich dem Stadtzentrum näherten, wurden erstmalig die Sprüche laut: „Jos Ceau­șescu“, „Jos comunismul“, „Jos dictatura“ (jos/nieder). Es war gerade auch Wahltag für die Große Nationalversammlung. Nachdem die aufgebrachte Masse vor dem Kreisparteikomitee und dem Gebäude des Munizipalkomitees der RKP anfangs ihre Unzufriedenheit vorgebracht hatte, stürmte sie die beiden Gebäude. Ein Bild des Diktators wurde zum Fenster hinaus auf die Straße geworfen und angezündet, Büroräume wurden verwüstet, Lebensmittel auf die Straße geschmissen. Universitätsprofessor Dr. Vasile Burtea betonte: „Die antikommunistische Revolte von Kronstadt vom 15. November 1987 war das wichtigste politische Ereignis, das den unausweichlichen Sturz des Kommunismus in Rumänien ankündigte.“
Zum 30. Jubiläum der Arbeiterrevolte wurde auf ...
Zum 30. Jubiläum der Arbeiterrevolte wurde auf dem Marktplatz vor dem Geschichtsmuseum des Kreises Kronstadt das Mahnmal „Die Unruhe der Masse“ eingeweiht. Die 21 Gestalten in Höhe von je 2,90 m sind ein gemeinsames Werk der Bildhauer Aurel Vlad, Bogdan Rață und Cătălin Bădărău. Foto: Dieter Drotleff
Es folgten repressive Maßnahmen gegen die Anführer dieses spontanen Aufstandes, dem landesweit bedeutendsten in den Jahren der Diktatur. 300 Teilnehmer wurden verhaftet und verhört, 61 erhielten Zwangsaufenthalt in anderen Landesteilen. Unter diesen befand sich auch Werner Sommerauer, der nach der Wende von 1989, wie andere Kollegen, wieder in die Heimatstadt zurückkehren konnte.

Dieter Drotleff (ADZ)


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Schlagwörter: Kronstadt, Kommunismus, Revolution, Rumänien, Geschichte

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