26. Mai 2017

25 Jahre Saxonia-Stiftung

Die Saxonia-Stiftung in Rosenau blickt nach 25 Jahren auf eine beispiellose Erfolgsbilanz zurück. In einem Vierteljahrhundert wurden mehr als zehntausend Personen, bedürftige Landsleute in Siebenbürgen, betreut. Hilfe zur Selbsthilfe wurde durch wirtschaftliche Förderung geleistet, ebenso ein „Beitrag zur sozial-ökonomischen und geistig-kulturellen Entwicklung Rumäniens zu einem geeinten Europa“. Über 1200 Projekte wurden seit der Stiftungsgründung gefördert und ca. 5000 Arbeitsplätze geschaffen. Dass dies möglich wurde, ist einer Vielzahl von Menschen zu verdanken. Bei der Jubiläumsfeier, die die Saxonia-Stiftung am 6. Mai zusammen mit zahlreichen Gästen in Rosenau beging, wurde den vielen Helfern und Spendern gedankt, die an die Vision der Stiftung glauben. Hinter all dem steht die gelebte Solidarität der Siebenbürger Sachsen: der ausgewanderten und der verbliebenen, der Rückkehrer und auch der andersnationalen Nachbarn.
Die 25-jährige Geschichte der Stiftung sei allerdings alles andere als ein geradliniger Triumphzug, räumte Karl Arthur Ehrmann, bis zu seinem Ruhestand 2014 langjähriger Geschäftsführer der Stiftung, ein. Die größten Hürden waren anfangs der korrupte rumänische Zoll, fehlende Rechtsmittel für Gründung und Betrieb einer Stiftung, aber auch die Gratwanderung zwischen den „balkanischen Zuständen“ vor Ort und den Anforderungen der Geldgeber, dass alles so funktionieren müsse wie in Deutschland. Später erforderten rechtliche, politische und wirtschaftliche Entwicklungen in Rumänien ein ständiges Nachjustieren. Der EU-Beitritt Rumäniens habe die Arbeit zwar erleichtert, stellte die Saxonia doch vor weitere Herausforderungen.

Zur Jubiläumsfeier angereist waren Vertreter der Sozialwerks in München, des Siebenbürgenforums, der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien sowie Gäste aus dem In- und Ausland. „Ein Jubiläum ist vor allem Anlass, Dank zu sagen“, so Geschäftsführer Klaus Harald Sifft. Dieser gebührt vor allem dem Sozialwerk in München unter der Leitung von Wilhelm Schiel, das 1990 den Verein Saxonia gegründet hatte, der deutsche und österreichische Projekte auf dem gesamten Gebiet Siebenbürgens abwickelte. Das Sozialwerk erfülle auch heute die Rolle eines Mittlers zwischen dem Bundesministerium des Inneren und der Saxonia.
Der Sitz der Saxonia-Stiftung mit Drei-Sterne ...
Der Sitz der Saxonia-Stiftung mit Drei-Sterne-Pension in Rosenau wurde 2003 gebaut. Die Aufnahme entstand 2017, hinten rechts ist die Rosenauer Burg zu sehen. Foto: Radu Pescaru
Als großzügige Spender machten sich Margret und Heinrich Däuwel (2015 verstorben) aus Germersheim verdient. Sie lernten Siebenbürgen 1988 auf einer Studienreise kennen und lieben. In den darauffolgenden 26 Jahren organisierten sie 40 große Transporte neuwertiger Hilfsgüter im Gesamtwert von 3,5 Millionen Euro für Bedürftige und soziale Einrichtungen. Der aus Nordsiebenbürgen stammende Dr. Fritz Frank, ehemaliger Bundesobmann der Landsmannschaft in Österreich, organisierte ebenfalls umfangreiche Lieferungen mit Schulmöbeln und Spitalseinrichtungen aus Österreich.

Die Helfer aus St. Englmar im Bayerischen Wald hat der gebürtige Kronstädter Hans Hermann Krauss nach seiner ersten Rumänienfahrt nach der Wende, 1990, mobilisiert. Wenn zwei Bundesregierungen Saxonia vertrauen, dann könne es auch sein Trägerverein, die katholische Kirche in St. Englmar, sagte sich Krauss und vermittelte über 27 Jahre lang alle zwei Jahre einen Hilfstransport. Zu den Unterstützern gehört auch die „Neue Kronstädter Zeitung e.V.“, die Leserspenden zugunsten alter Menschen in Kronstadt an Saxonia überweist. Dank gebührt weiter dem Bundesverwaltungsamt, der Deutschen Botschaft, dem Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen in Salzburg sowie dem Lions Club Hamburg und Ansbach, betonte Sifft.

Die Bilanz der Stiftung nach 25 Jahren sei „äußerst positiv“, so der Vorsitzende des Landesforums, Dr. Paul Jürgen Porr. „Unser Ziel, ‚eine sichere Zukunft‘, bedeutet, dass es immer weniger Hilfsbedürftige gibt“, erläuterte Ilse Philippi, Vorsitzende des Direktoriums der Saxonia-Stiftung. Bischof Reinhart Guib würdigte den reformatorischen Geist der Stiftung.

Die Saxonia sei „für uns der Garant, dass Hilfsleistungen der Gemeinschaft, die wir in der Tradition der Nachbarschaften sehen, ihr Ziel erreichen“, lobte Dr. Johann Kremer, Vorsitzender des Sozialwerks in München. Finanzielle Hilfen, Pakethilfen und Pflegehilfsgüter des Sozialwerks kommen dank reibungsloser Logistik und engagierter Saxonia-Mitarbeiter den bedürftigen Landsleuten in Siebenbürgen zugute.
Karl Arthur Ehrmann, ehemaliger Saxonia ...
Karl Arthur Ehrmann, ehemaliger Saxonia-Geschäftsführer, wurde mit der goldenen Ehrennadel des Forums gewürdigt, Dr. Paul Jürgen Porr (Siebenbürgenforum) und Thomas Șindilariu (Kronstädter Ortsforum) spenden Beifall (von links nach rechts). Foto: Saxonia-Stiftung
Neben zahlreichen Dankes- und Grußworten bildete die Verleihung der goldenen Ehrennadel des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien an Karl Arthur Ehrmann den Höhepunkt der Veranstaltung. Über den Zweck der Stiftung, die erreichten Meilensteine auf dem Weg seit der Gründung, Herausforderungen und konkrete Unterstützungsprojekte informiert aus Anlass des 25. Jubiläums die Saxonia in einem halbstündigen Film auf Youtube (https://www.youtube.com/watch?v=kUz3k WioWCg), in dem auch Empfänger der Wirtschaftshilfe zu Wort kommen. Die schnellen und günstigen Kredite der Saxonia wissen vor allem Kleinunternehmer zu schätzen, die von den harten Bedingungen für die Vergabe von EU-Förderungen und hohen Zinsen der Banken abgeschreckt werden.

Auch die Jubiläumsbroschüre der Saxonia erinnert an die Etappen der letzten 25 Jahre: 1992-1997, die Anfangsbedingungen waren abenteuerlich: Drei Monate dauerte es, bis die Stiftung überhaupt eingetragen werden konnte, denn es fehlte ein entsprechendes Gesetz, erzählt Ehrmann.

Trotzdem wurden siebenbürgenweit über 300 Förderprojekte zur Ausstattung von Landwirtschaftsvereinen und Kleinbetrieben zur Verarbeitung von Agrarprodukten abgewickelt. Bis 2002 konnten die Förderprogramme durch Vereinheitlichung der Prozeduren ausgebaut werden, vor allem dank der Unterstützung der Deutsch-Rumänischen Regierungskommission und des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien.

Kurz nach dem 15-jährigen Jubiläum bedingten neue Gesetze, dass die Saxonia ihre bisherigen Aufgaben und die Wirtschaftsförderung nicht mehr unter einem Dach betreiben durfte. Die Lösung bestand in einer Teilung: Die alte „Saxonia“ behielt ihre sozialen Aufgabenbereiche, während die vom Siebenbürgenforum neu gegründete „Saxonia-Transilvania“ die Wirt- schaftsförderung unter Aufsicht der Rumänischen Nationalbank, wie die Normen forderten, übernahm.

Mit dem EU-Beitritt Rumäniens 2007 wurde die Aufgabenabwicklung beider Stiftungen zwar erleichtert, aber die Saxonia verlor auch potenzielle Unterstützer für sozial-humanitäre Programme. 2014 beauftragte das Siebenbürgenforum die Saxonia-Stiftung mit der landesweiten Durchführung des Lehrerförderprojekts. So gehört das Forum auch zum großen Netzwerk jener, die die Saxonia-Stiftung unterstützen und in die Lage versetzen, auch in Zukunft ihre großen sozialen Aufgaben wahrzunehmen.

Nina May

Schlagwörter: Saxonia, Stiftung, Rosenau, Jubiläum, Sozialwerk

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