2. Dezember 2016

"CantoresVivaces" begrüßt Klaus Johannis

„Lass diesen Händedruck dir sagen, was unaussprechlich ist“ (Goethe, Faust I) - Als wir 1979 von der Gründung eines deutschen Studentenchores in Klausenburg träumten, wussten wir nicht, dass uns das gelingen wird, dass er die Auswanderung überdauern, dass das politische System, aus dem wir ausgewandert sind, jemals zusammenbrechen wird, geschweige denn, dass ein potentielles Chormitglied, Klaus Johannis, Staatspräsident wird, dem wir 37 Jahre später, am 18. November 2016, auf der Bühne der Burg Rode in Herzogenrath ein Empfangsständchen zur Verleihung der Martin-Buber-Plakette singen dürfen (siehe separater Bericht in der SbZ Online).
Unser Chormitglied Waltraud Hermann hatte die Idee für diese gesangliche Überraschung. Sie nahm sich auch der Organisation an. Im Bewusstsein, etwas Einmaliges zu erleben, folgten wir ihrem Ruf aus allen Ecken Deutschlands, aus Österreich und den Niederlanden.

Die richtige Stimmung stellte sich bereits am Mittwoch, dem 16. November, bei der Probe in der Aula Minor der Abtei Rolduc in Kerkrade, Niederlande, ein. Die Akustik sowohl der Aula als auch der Abteikirche ließ die bereits in einem zusätzlichen Probenwochenende in Heidelberg einstudierten Stücke wie aus scheinbar verzauberten Kehlen erklingen. Wir waren gut vorbereitet für den gesanglichen Empfang.
Klaus Johannis mit „Cantores Vivaces“. Foto: S. ...
Klaus Johannis mit „Cantores Vivaces“. Foto: S. K.
Allen organisatorischen Unstimmigkeiten zum Trotz sangen wir uns für unseren Auftritt auf der Bühne von Burg Rode in Herzogenrath ein. Schnell sprang der Funke von den oben platziert sich einübenden Sängern zu dem nicht mit uns rechnenden Publikum – Jugendliche aus aller Welt, die sich auf ein Gespräch mit dem rumänischen Staatspräsidenten vorbereitet hatten und Vertreter diverser Rundfunkanstalten. Die Überraschung war groß, als der Bürgermeister von Herzogenrath uns dem von Applaus und unserem Gesang begleiteten rumänischen Staatspräsidenten, Klaus Johannis, als „besondere Überraschung“ und „besonderen Chor“ präsentierte. Passend zur Jahreszeit – kurz vor dem Advent – empfingen wir den Präsidenten mit rumänischen colinde und wussten im nächsten Moment: Er kam nicht als Staatsoberhaupt, er kam als Mensch und das ließ er auch alle spüren, als er das Protokoll strapazierte, sei es auf Fragen zu antworten, Fotos zu machen beziehungsweise uns Chormitglieder alle ausgiebig per Handschlag zu begrüßen, wobei er in manch bekanntes Gesicht lang vergangener Schul- und Studentenzeiten blickte und sichtlich gerührt war. „Dem anderen – unsere Hand“. Zu diesem eben erprobten Motto der EURIADE 2016 sangen wir – vom Bürgermeister angekündigt – „Bäm alde Kirschbum“.

Am Abend wohnten wir in feierlicher Atmosphäre der Verleihung der Martin-Buber-Plakette an Klaus Johannis in der Aula Major der Abtei Rolduc in Kerkrade bei. Nach diesen einmaligen Erlebnissen wollte sich ein Ende unseres Singens nicht einstellen. In dem Konglomerat von Gefühlen fanden sich Begeisterung, Dankbarkeit, Freude und immer wieder Dankbarkeit. Vielleicht hatte der Bürgermeister von Herzogenrath Recht, als er unseren Chor einen „besonderen Chor“ nannte. Der über geschlossene Grenzen und vergangene Zeiten hinübergerettete Chor unter der Leitung von Marianne Seiwerth-Galbacs ist immer noch zu musikalischen „Gänsehauterlebnissen“ fähig.

Spätestens als wir in der beeindruckenden Abteikirche von Rolduc in Kerkrade einen Teil unseres neu einstudierten Repertoires nur für uns und die dazu gestoßene Reporterin vom Rumänischen Rundfunks sangen und sie als einzige Zuhörerin die Kontrolle über ihren Tränenfluss aufgegeben hatte, war uns klar, dass unser Gesang hörenswert ist und nichts von der Frische und Herzlichkeit von 1979 verloren hat.

Marianne Boltres

Schlagwörter: Johannis, Auszeichnung

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