4. Februar 2006

Friedrich Hötsch - erfolgreicher Unternehmer und Wohltäter

Durch die großzügigen Stiftungen der Familie Hötsch sei die evangelische Gemeinde in Österreich gestärkt und dadurch die Aufnahme siebenbürgischer Flüchtlingsfamilien im Jahr 1944 in Österreich erleichtert worden, meint Horst Goltz, der Bezug nimmt auf den von Bundesobmann Volker Petri verfassten Leitartikel in der Siebenbürgischen Zeitung vom 15. März 2005 („60 Jahre Eingliederung der Siebenbürger Sachsen in Österreich“).
Benjamin Friedrich Hötsch wurde am 29. Juni 1804 in Groß Roesen in der preußischen Provinz Sachsen geboren. Dort erlernte er das Kammmacher-Handwerk. 1835 traf er als Wandergeselle mit dem Ziel Konstantinopel in Bukarest ein, nur noch einen Gulden in der Tasche. Hier überredeten ihn Freunde, in der Strada Carol eine Werkstatt einzurichten. Bald stellte er mehrere Gehilfen ein. Nach einem Besuch in Kronstadt heiratete er 1836 die dort geborene Elisabeth Dennewald, Tochter des Kronstädter Tuch- und Raschmeisters Samuel Dennewald. 1840 eröffnete Hötsch einen Laden, dem er eine Buchhandlung anschloss. 1857 baute er in der repräsentativen Calea Victoriei ein Wohn- und Geschäftshaus, in das er dann sein Unternehmen verlagerte. Das Unternehmen war schließlich so erfolgreich, dass Hötsch zwischen 1873 und 1879 in Bukarest mehr als eine halbe Million Französische Francs zugewendet hat für einen Lehrer-, Witwen- und Waisenfonds, ein Gebäude der Höheren Töchterschule mit Internat (das spätere deutsche Lyzeum Nr. 1), einen deutschsprachigen Kindergarten, die Gründung eines evangelischen Waisenhauses und eines Waisen- und Witwenfons, die Gründung eines Asyls für Arme und Alte (auch für Rumänen), die Realschul-Stiftung und den Bau einer Realschule. Auch an der Finanzierung eines Kirchenbaus in Bukarest hat sich Hötsch beteiligt. Der Vorstand der Gemeinde Bukarest ließ 1878 in der Aula der Realschule eine Marmor-Portraitbüste und eine Gedenktafel zur Ehrung des Spenders aufstellen. Noch zwischen den beiden Weltkriegen feierte die Schuljugend in Bukarest regelmäßig das „Hötsch-Zuckerfest“. Durch den Mäzenaten hat die evangelische Diaspora-Gemeinde Bukarest eine glänzende Entwicklung genommen. Hötsch wurde auch als Ritter des Königlich-Preußischen Kronenordens und des Ordens vom Rumänischen Stern geehrt. Aus gesundheitlichen Gründen zogen die Eheleute Hötsch nach Baden bei Wien, nachdem die Weiterführung des Unternehmens durch einen Neffen gesichert war. In Baden verstarb Benjamin Friedrich Hötsch im Jahr 1880.

Die evangelischen Bürger Badens konnten erst nach Gründung der Nachbargemeinde Mödling daran denken, ihre kirchlichen Angelegenheiten in die eigene Hand zu nehmen. Die finanziellen Voraussetzungen zur Gründung einer selbstständigen Pfarrgemeinde waren erst geschaffen, als die Witwe Elisabeth Hötsch 1887 die Mittel für ein würdiges Gotteshaus zur Verfügung stellte. So wurde Baden im Jahr 1891 Filialgemeinde von Mödling und danach selbstständige Pfarrgemeinde. Auf Wunsch ihres verstorbenen Ehemannes stellte die Witwe Hötsch der Filialgemeinde Baden Mittel zur Verfügung für den Bau eines Gotteshauses (Einweihung 1887), drei Kirchenglocken und einen Kirchenofen, den Baugrund und den Bau eines Pfarrhauses, ferner 15 000 Gulden zur Schaffung eines Pfarrerbesoldungsfonds. Die 1894 verstorbene Spenderin wurde durch eine in der Kirche angebrachte Gedenktafel geehrt. Die Eheleute wurden in Baden nahe der Kirche auf dem St. Helena-Friedhof bestattet.

Horst Goltz, Bonn


Schlagwörter: Österreich, Integration

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