25. Oktober 2019

Welser Symphonieorchester konzertiert beim Sachsentreffen in Bistritz

Im September 2014 gingen die Städte Bistritz in Nordsiebenbürgen und Wels in Oberösterreich eine Städtepartnerschaft ein. Zu ihrem fünfjährigen Jubiläum entsandte Wels eine offizielle Delegation zusammen mit seinem städtischen Symphonieorchester nach Bistritz und gestaltete damit einen Programmhöhepunkt beim 29. Sachsentreffen.
„Gemeinsam – Gedenken – Aufbauen“: Das Motto des 29. Sachsentreffens in Bistritz könnte schon von Anfang an für die junge Partnerschaft zwischen den beiden Städten gestanden haben. Aus Bistritz waren im September 1944 rund 35000 Nordsiebenbürger Sachsen aus dem Nösnergau und dem Reener Ländchen zur Evakuierung und Flucht vor der herannahenden Roten Armee aufgebrochen. Diese Flucht endete für viele von ihnen in Oberösterreich, für manche in der Stadt Wels, in der sich zu Kriegsende mehr als 15000 deutschsprachige Heimatvertriebene aus den verschiedensten Teilen der einstigen Donaumonarchie eingefunden hatten. Die Siebenbürger Sachsen unter ihnen gründeten im Oktober 1949 in einer Flüchtlingssiedlung ihre Ortsgruppe, die heute 70 Jahre alte Siebenbürger Nachbarschaft. Die Stadt Wels übernahm 1963 die Patenschaft für sie und alle heimatvertriebenen Neubürger in Österreich.

Es gibt somit ein Stück gemeinsamer Geschichte zwischen den beiden Städten in Oberösterreich und Nordsiebenbürgen. Dies kam schon bei der Unterzeichnung der Städtepartnerschaft am 13. September 2014 in Bistritz und am 27. September 2014 in Wels besonders zum Ausdruck. Gemeinsam wollte man fortan gedenken und aufbauen. Das Gemeinsame besteht in Wels auch und vor allem in der bis heute aktiven Siebenbürger Nachbarschaft, aus der 1983 auch eine Volkstanzgruppe hervorgegangen ist, und die 2016, einem Wunsch ihres Bürgermeisters entsprechend, einen „Freundeskreis Wels-Bistritz“ ins Leben gerufen hat, der sich seitdem verstärkt um den kulturellen Austausch zwischen den beiden Partnerstädten bemüht. In diesem Sinne machte die Welser Volkstanzgruppe schon 2014 mit ihrem Auftritt bei der feierlichen Unterzeichnung der Städtepartnerschaft im Welser Minoritenfestsaal einen Anfang und nahm im folgenden Frühjahr mit einem Auftritt beim Bistritzer Ostermarkt teil. Es folgte 2017 ein Besuch der Kindertanzgruppe „Vergissmeinnicht“ des Bistritzer Liviu-Rebreanu-Gymnasiums für vier Tage in Wels zur Feier des 30. Welser Kronenfestes, und 2018 besuchte eine Welser Delegation im Sommer die Feiern anlässlich „100 Jahre vereintes Rumänien in Bistritz, während aus gleichem Anlass im September ein Konzert des Folklore-Ensembles „Cununa de pe Someș“ aus Bistritz im Welser Stadttheater stattfand.
Welser Symphonieorchester und Ehrengäste beim ...
Welser Symphonieorchester und Ehrengäste beim Konzert im Bistritzer Kulturpalast, von links: Dr. Hans Georg Franchy (HOG Bistritz-Nösen), Stadtrat Johann Reindl-Schwaighofer, Bürgermeister Ovidiu Teodor Cret,u, Botschafterin Mag. Isabel Rauscher, Dirigent Prof. Walter Rescheneder, Vizebürgermeisterin Christa Raggl-Mühlberger, Vizebürgermeister Gerhard Kroiss.
Die Teilnahme des Welser Symphonieorchesters mit einem außerordentlichen Konzert beim 29. Sachsentreffen in Bistritz markierte nun den Höhepunkt der ersten fünf Jahre Städtepartnerschaft. Das Ensemble, gegründet 1948 und bestehend aus Musiklehrern und begabten Schülern der Welser Musikschule sowie aus Studenten und engagierten Amateur-Instrumentalisten, zählt neben der Stadtmusik zu den beiden offiziellen Klangkörpern der Stadt Wels. Unter der Leitung seines Dirigenten Prof. Walter Rescheneder, langjähriger ehemaliger Direktor der Welser Musikschule und Landesmusikdirektor von Oberösterreich sowie gegenwärtiger Präsident des Österreichischen Blasmusikverbandes, erklangen im Bistritzer Kulturpalast, dem einstigen deutschen Gewerbeverein, vor ausverkauftem Haus Werke von Antonio Vivaldi, Ludwig van Beethoven und Johann Strauss. Der abschließende Donauwalzer und der Radetzkymarsch als Zugabe waren der Höhepunkt dieses musikalischen Beitrags und fünfjährigen Jubiläumsgeschenks aus Österreich an die Partner und Freunde in Bistritz. Das Publikum, gleichermaßen bestehend aus Gästen des Sachsentreffens und Bistritzer Bürgern, dankte mit begeistertem Applaus. Die Anwesenheit der österreichischen Botschafterin in Bukarest, Exzellenz Mag. Isabel Rauscher, und einer hochrangigen Delegation aus Wels, bestehend aus den Vizebürgermeistern Gerhard Kroiss und Christa Raggl-Mühlberger, dem Kulturstadtrat Johann Reindl-Schwaighofer und den Gemeinderäten Olivera Stojanovic und Ralph Schäfer, unterstrich dabei, dass die noch junge Partnerschaft zwischen den beiden Städten sich offenkundig gefestigt hat.

So war es für die Siebenbürger Nachbarschaft und Volkstanzgruppe aus Wels selbstverständlich, dass auch sie mit einer kleinen Gruppe am Sachsentreffen teilnahmen und beim Festumzug durch Bistritz sowie den Volkstanzdarbietungen der zahlreichen Tanzgruppen mitwirkten. Die Gäste aus Wels – mehr als 70 Personen waren im Zuge des Sachsentreffens aus Wels nach Bistritz gekommen – konnten an diesem Wochenende freudvolle Stunden und Tage in der Partnerstadt Bistritz verbringen. Wir danken an dieser Stelle der Stadt Bistritz, der Stadt Wels, der HOG Bistritz-Nösen und dem Siebenbürgenforum, die alle zusammen zum Gelingen dieser von der Siebenbürger Nachbarschaft initiierten und mit großem Einsatz lange vorbereiteten Partnerschaftsaktivität beigetragen und sie ermöglicht haben, dem Welser Symphonieorchester, dass es bereit war, sich auf dieses Abenteuer und ein Konzert in Bistritz sowie ein weiteres Konzert in Klausenburg in der dortigen „Gheorghe Dima Musikakademie“ einzulassen, und freuen uns darauf, auch in Zukunft gemeinsam mit Bistritz und Wels zu gedenken und aufzubauen.

Christian Schuster

Schlagwörter: Österreich, Oberösterreich, Wels, Sachsentreffen, Bistritz

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