16. Oktober 2017

Volkstanzgruppe Wels: Historische Volkstänze in der Oberösterreichischen Landesgartenschau

Mit einem Programm mit Quadrillen aus drei Jahrhunderten präsentierte sich die Tanzgruppe Wels zusammen mit der Volkstanzmusik Sudetendeutsche Spielleut Wels in der Oberösterreichischen Landesgartenschau im Benediktinerstift Kremsmünster. Sie eröffnete damit gleichzeitig den 6 Siebenbürgischen Kulturherbst in Oberösterreich.
„Nach eingenohmenen Mittagmahl wollte der Kaiser noch die von meiner Gemahlin angestellten Bauernfeste mit ansehen und bewunderte gleich allen übrigen Zuschauern die Hurtigkeit und Accuratesse, mit welcher die guten Leuth eine in sehr kurzer Zeit erlernte Contredanse exequiret. Diese wurd von vier Quadrillen gedanzet, deren drei nach ihrer Landestracht, wo wir possessoniret sind, nemmlichen als böhm-, oesterr- und kärntnerische Bauer und Bäurinnen, die vierte aber als Sibenbürger angezogen waren.“

Dieser Tagebucheintrag von Fürst Johann Josef Khevenhüller-Metsch, Obersthofmeister Kaiserin Maria Theresias von Österreich, anlässlich der Feier zur Vermählung seiner Tochter am 14. Juni 1756, veröffentlicht 1983 von Herbert Lager und Hilde Seidl in „Kontratanz in Wien – Geschichtliches und Nachvollziehbares aus der theresianisch-josephinischen Zeit“, hatte die Tanzgruppe dazu inspiriert, sich für einen dementsprechenden Auftritt mit teils historischen Volkstänzen bei der Landesgartenschau in Kremsmünster zu bewerben.
Historische Tänze bei der Landesgartenschau in ...
Historische Tänze bei der Landesgartenschau in Kremsmünster. Foto: Karlheinz Meidinger
Die passende Kulisse dafür bildete der barocke Sternwartegarten des 777 gegründeten Benediktinerklosters, malerisch zwischen der historischen Sternwarte, die als erstes Hochhaus Europas gilt, und dem neu renovierten Feigenhaus aus dem 18. Jahrhundert, das ebenfalls als eines der ältesten in Europa erhaltenen Gewächshäuser gilt und eigens für die Gartenschau aus seinem Dornröschenschlaf geholt worden war, gelegen.

Vor zahlreichem interessierten Publikum tanzte die Gruppe dabei teils historische Volkstänze, wie etwa „La Danseuse – Die Tänzerin“, eine historische Quadrille, die in einer Kontratanzhandschrift aus Wien um 1757 übermittelt ist, „Halber Mond“, einen alten Reihentanz, der 1797 in einer deutschen Handschrift erstmals erwähnt und 1842 auch von Anette von Droste-Hülshoff beschrieben wird, oder das „Tampet“, das Ende des 18. Jahrhunderts entstand und sich schlagartig großer Beliebtheit erfreute, gleichsam wie ein Gewitter (französisch „tempête“) in der damaligen europäischen Kontratanzszene einschlug.

Aber auch Quadrillen jüngeren Ursprungs, vornehmlich aus dem Norddeutschen Raum, wo diese bis heute als „Große Bunte“ die vorherrschende Volkstanzform bilden, standen auf dem Programm, unter anderen der „Sprötzer Achterrüm“, der „Hanaks Konter“, die „Sonderburger Doppelquadrille“ und die „Geestländer Quadrille“. Bis zu 16 Tanzpaare der Welser Kinder- und Volkstanzgruppe kamen dabei gemeinsam zum Einsatz und bescherten den Besuchern der Landesgartenschau, die zwischen April und Oktober auch mit einem vielfältigen kulturellen Rahmenprogramm aufwarten kann, ein besonderes Erlebnis, stimmungsvoll in das barocke Gartenensemble des Benediktinerklosters Kremsmünster eingefügt.

Die Veranstaltung, die in bewährter Kooperation mit den „Sudetendeutschen Spielleut Wels“, einer Gruppe junger Musiker der Sudetendeutschen Landsmannschaft, zustande kam, firmierte gleichzeitig als erste im Programm des Siebenbürgischen Kulturherbstes in Oberösterreich, der am Abend desselben Tages mit einem Kammermusikkonzert im Schloss Traun eröffnet wurde.

Christian Schuster

Schlagwörter: Oberösterreich, Landesgartenschau, Volkstanzgruppe, Wels

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