10. Mai 2009

Dr. Michael Kroner: Die Hohenzollern auf dem Thron Rumäniens

Im Rahmen der diesjährigen Vortragsreihe der Landesgruppe Baden-Württemberg referierte der 1934 in Weißkirch geborene Historiker Michael Kroner am 24. April im Stuttgarter Haus der Heimat über die Hohenzollern als Könige von Rumänien. Den Abend moderierte der Landesvorsitzende Alfred Mrass.
Dr. Michael Kroner, ist seit seinem Eintritt in den Ruhestand (1995) ehrenamtlicher Archivpfleger im Landkreis Fürth und Betreuer des Stadtarchivs Langenzenn. Der siebenbürgische Historiker, Träger des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreises 2006, veröffentlichte 20 Bücher, rund 100 wissenschaftliche Aufsätze und ca. 1500 publizistische Beiträge zu den Themen: die Geschichte der Siebenbürger Sachsen und Rumäniens, das Nationalitätenproblem in Südosteuropa, die Beziehungen der Siebenbürger Sachsen zu ihrem Mutterland Deutschland und die Geschichte Mittelfrankens. In seinem 2004 veröffentlichten Buch „Die Hohenzollern als Könige von Rumänien“ bietet Kroner eine detaillierte Auseinandersetzung mit den vier Königen aus dieser Dynastie: Karl I. (1866-1914), Ferdinand I. (1914-1927), Karl II. (1930-1940) und Michael I. (1927-1930, 1940-1947).

Dr. Michael Kroner während seines Vortrages in ...
Dr. Michael Kroner während seines Vortrages in Stuttgart. Foto: Martin Schnabel
Das Haus Hohenzollern (ursprünglich aus dem schwäbischen Raum) war neben den Habsburgern eines der bedeutendsten deutschen Fürstengeschlechter. Es untergliederte sich seit dem Mittelalter in mehrere Haupt- und Nebenlinien, von denen einige erloschen sind. Ab 1701 stellte es die preußischen Könige und von 1871 bis 1918 deutsche Kaiser. Aus dem Haus Hohenzollern kamen von 1866 bis 1947 die rumänischen Könige.

Im vollbesetzten großen Sitzungssaal des Stuttgarter Hauses der Heimat leitete Kroner seinen Vortrag mit der Feststellung ein, das den wenigsten Deutschen - außer in Sigmaringen – bekannt sei, dass die schwäbische Linie der Hohenzollern-Dynastie den rumänischen Thron besetzt hat und sogar das Kaiserreich der Hohenzollern um fast 30 Jahre überlebt hat. Mehr noch, als der deutsche Kaiser Wilhelm II. im Jahr 1918 zur Abdankung gezwungen wurde, feierte der rumänische König Ferdinand I. den größten Triumph der rumänischen Geschichte. Ferdinands Enkel, König Michael I., konnte sich als Monarch sogar hinter dem Eisernen Vorhang, mit einer der höchsten sowjetischen Auszeichnungen bedacht, bis 1947 in dem mittlerweile kommunistischen Rumänien auf dem Thron halten.

Kroner stellte die vier Monarchen der Reihe nach vor. Karl I. bestieg den Thron Rumäniens 1866 nach der Abdankung des Fürsten Alexander Ion Cuza. Das rumänische Volk hatte sich in einer Volksbefragung für ihn ausgesprochen. Das Land befand sich damals noch unter osmanischer Herrschaft und zahlte Tribut an die Hohe Pforte. Erst 1878 konnte Rumänien unter der Führung des jungen Fürsten seine Unabgängigkeit erkämpfen. Seine Amtszeit von 48 Jahren bescherte ihm die längste Herrschaft aller rumänischen Fürsten und verlieh ihm den Ruf des Schöpfers des modernen Rumäniens. Nachdem aus seiner Ehe mit der deutschen Prinzessin Elisabeth von Wied (Carmen Sylva) nur eine Tochter hervorging, die im Alter von drei Jahren an Scharlach starb, folgte ihm sein Neffe Ferdinand I. auf den Thron. Unter dessen Regierung von 1914-1927 entstand, trotz verlorenen Krieges, das Königreich Großrumänien durch den Anschluss Siebenbürgens sowie eines Teiles des Banat, der Maramuresch, Bukowinas und Bessarabiens an Rumänien. Somit konnte das sogenannte Altrumänien sein Gebiet mehr als verdoppeln und Rumänien sich zu den „glücklichen“ Siegern zählen.

Nach dem Tod Ferdinand I. wurde der fünfjährige Michael zum König Rumäniens ernannt. Sein Vater Karl II., der eigentliche Thronfolger, verzichtete 1925 auf den Thron. Für Michael wurde eine Regentschaft eingesetzt. Im Jahre 1930 bestieg Karl II. dennoch den Thron Rumäniens und ging als Abenteurer in die Geschichte ein. Seine Liebesaffären und insbesondere die Verbindung zur „Duduia“ Elena Lupescu waren allgemein bekannt. 1938 wurde eine neue, ganz auf die königliche Autorität zugeschnittene Verfassung eingeführt, die eine Königsdiktatur bedeutete. Die Rückgabe Bessarabiens und der Nordbukowina an die Sowjetunion im Jahre 1940, Nordsiebenbürgens an Ungarn und ein Teil der Dobrudscha an Bulgarien führte zu einer Staatskrise und zur Abdankung des Königs. Ihm folgte 1940 sein Sohn Michael I. auf den Thron, der bis zum Jahre 1947, dem Ende der Monarchie, König Rumäniens war und danach im Exil leben musste.

Im Anschluss ging Kroner auch auf aktuelle Themen zur Königsfamilie ein, angefangen mit der offiziellen Rückkehr des Königs Michaels I. nach Rumänien, der Immobilien-Rückgabe durch den rumänischen Staat (z. B. die Schlösser Peleș und Pelișor sowie die Törzburg), bis hin zu aktuellen Pressemeldungen, wonach Prinz Radu, der Schwiegersohn des Königs bzw. Ehemann der Tochter, Prinzessin Margareta, Anfang April 2009 seine Kandidatur für die nächste Präsidentenwahl in Rumänien angekündigt hat. Zudem zeigte Kroner einige Bilder in Form von Dias, auf welchen die Könige und deren Familien sowie ihre Schlösser zu sehen waren. Im Anschluss an den Vortrag wurden die Gäste dazu eingeladen, den Abend bei siebenbürgischen Spezialitäten und württembergischen Wein ausklingen zu lassen.

Martin Schnabel

Dr. Michael Kroners Buch „Die Hohenzollern als Könige von Rumänien. Lebensbilder von vier Monarchen 1866-2004“, Johannis Reeg Verlag, Heilbronn, 2004, 183 Seiten, ISBN 3-937320-30-X, kann im Buchhandel, im SiebenbuergeR.de-Shop oder beim Johannis Reeg Verlag, Augustenstraße 14, 96047 Bamberg, Telefon: (09 51) 9 17 84 83 , E-Mail: service [ät] johannis-reeg-verlag.de, zum Preis von 14,50 Euro zzgl. Versand bestellt werden.

Schlagwörter: Hohenzollern, Zeitgeschichte, Kroner, Törzburg

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