16. Oktober 2008

Dieter Schlesak: Filmreifer Bestseller

Ein Buch, das dem Autor in siebenbürgischen Kreisen nicht nur Lob eingebracht hat, sondern (seltsamerweise) auch Kritik, die sich manchmal sogar zur Behauptung steigerte, Dr. h.c. Dieter Schlesak wäre ein „Nestbeschmutzer“, tritt seinen internationalen Siegeszug an. Hier wird ein Bereich unserer Vergangenheit betreten, in den sich bisher rumäniendeutsche Schrift­steller und Historiker oft nur zögerlich hineingewagt hatten.
Es ist „ein erschütterndes Werk von großer sprachlicher Kraft und Authentizität“ (Klappen­text), wurde damals dem aus Schäßburg stammenden Lyriker, Romancier, Essayisten, Über­setzer und Publizisten von einer Reihe prominenter Stimmen bescheinigt, als er 2006 im Dietz Verlag (Bonn) den Band „Capesius, der Auschwitzapotheker“ herausbrachte. Inzwi­schen ist das Buch in einem der größten und renommiertesten rumänischen Verlage, Poli­rom, Jassy und Bukarest, in der Übersetzung von Maria Irod und Cosmin Dragoste erschienen.

Bekannte Zeitungen, wie Ziua, Evenimentul zilei und die traditionsreiche Literaturzeitschrift România literară sowie der rumänische Rund­funk, allen voran mediafax, die rumänische dpa, „haben sogleich einen Wirbel ausgelöst, das Buch in den Vordergrund katapultiert und mit höchstem Lob bewertet“, so der Autor in einem Gespräch. Im Oktober wird das rumänische Fern­sehen eine längere Sendung über Dieter Schlesak und den internationalen Erfolg seines Buches ausstrahlen.

Eine ungarische Fassung in der Übersetzung von Zoltán Hajdu wird demnächst auch im Buda­pester Bookart Verlag erscheinen und Anfang November auf der internationalen Buchmesse in Neumarkt/Târgu Mureș lanciert werden. Zu dieser Ausgabe hat der wissenschaftliche Exper­te für „die faschistischen Ungarn-Deportatio­nen“, Prof. Dr. Zoltán Tibori Szabó von der Klausenburger Universität ein fundiertes Nach­wort geschrieben.

Anfang 2009 wird dann eine polnische Über­setzung im Verlag Libron (Krakau) herauskommen. Zudem soll diese Ausgabe in feierlichem Rahmen im KZ Auschwitz vorgestellt werden. Überdies sind französische und spanische Über­setzungen von den renommierten Verlagen Gal­limard (Paris) und Planeta (Barcelona) ge­plant. Die italienische Übersetzung von Prof. Dr. Tomaso Cavallo (Universität Pisa) ist bereits ab­geschlossen. Der bekannte Germanist Prof. Dr. Claudio Magris (Triest) hat dazu ein Nachwort geschrieben, das inzwischen in mehreren Teilen im Corriere della sera erschienen ist. Der Band kommt im Mailänder Verlag Garzanti heraus.

„Die spektakulärste Sache aber ist“, so der Autor, „dass das Buch nun auch verfilmt werden soll“. Vor kurzem besuchte ihn in seinem ita­lienischen Wohnsitz Camaiore die Filmre­gis­seu­rin Emese Vig vom rumänischen Fernsehen (TVR Cultură), um ein „Stunden-Portrait“ von ihm aufzunehmen. „Dabei fiel ihr auf, dass das Buch wunderbar zu verfilmen sei, und so machte sie den bekannten jungen Regisseur Tudor Giurgiu – er organisiert alljährlich die internatio­nalen ‚Transsilvanischen Filmtage‘ – darauf aufmerksam. Giurgiu las das Buch und war be­geistert. Jetzt wollen sie zusammen den Film er­ar­beiten.“ Inzwischen ist auch die österreichi­sche Filmpro­duzentin Bar­bara Albert mit ihrer Wie­ner Firma „coop 99“ in das Projekt eingestie­gen. Barbara Albert ist übrigens, wie uns der Au­tor mitteilte, eine En­kelin des ebenfalls aus Schäß­burg stammenden SS-Sturmführers Ro­land Al­bert, der in den KZs Auschwitz und Flos­senbürg im Einsatz war und in Schle­saks Buch vorkommt.

Obwohl es bekanntlich bereits eine äußerst umfangreiche Holocaust-Literatur gibt, hat hier, wie man sieht, ein siebenbürgischer Autor eine schmerzliche Lücke ausgemacht und einen notwendigen und wichtigen Beitrag zur Erhellung und Aufarbeitung eines beinahe vergessenen, dunklen historischen Kapitels geleistet. Das wurde anscheinend oft „weggewischt“, da man sich bequemerweise eher mit der jüngeren und jüngsten Vergangenheit, den Ereignissen während der kommunistischen Diktatur, auseinandergesetzt hat. Wie notwendig aber dieses Buch war, zeigt sein ungewöhnlicher internationaler Erfolg.

Claus Stephani

Link:

Rezension des Capesius-Romans von Dieter Schlesak
Capesius, der Auschwitzapothek
Dieter Schlesak
Capesius, der Auschwitzapotheker

Dietz, J H
Gebundene Ausgabe
EUR 29,90
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Schlagwörter: Schlesak, Holocaust

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