6. August 2006

Zum 50. Todestag des Jakobsdorfer Heimatdichters Martin Philp

Am 6. Juli 1956 starb der aus Jakobsdorf stammende Heimatdichter Martin Philp im Alter von nur 55 Jahren. Sein von großer Naturverbundenheit charakterisiertes Werk durchzieht ein Hauch von Melancholie und Wehmut, Ausdruck eines von Schicksalsschlägen versehrten Lebens. Doch lassen wir den Dichter selbst zu Wort kommen.
Dort, wo die Lerche an schönen sonnigen Frühlingstagen hoch in den Lüften ihr Liedchen singt,
dort, wo auf grüner Wiese der Storch zur lieblichen Sommerzeit nach Beute suchend geht,
dort, wo im Herbst durch die Äste der alten Weiden der rauhe Herbstwind weht,
dort, wo zur kalten Winterzeit aufs tiefverschneite Ziegeldach die liebe Sonne blinkt,
dort fließt in Windungen der Harbachfluß
und bietet dem Wanderer den Willkommensgruß.
Schönes glückliches Heimattal!


Wie sollte nun mir aber das Herz nicht höher schlagen, wie sollte es nicht vor lauter Freude jubeln, denn hier in diesem Tale erblickte ich am 12. Juli des Jahres 1901 das Licht der Welt. Meine Eltern sind Bauersleute. Aus ihrer eigenen Scholle schöpfen sie in Müh’ und Arbeit alle notwendigen Schätze zum Wohle ihrer Kinder.

Dort, wo mühevoll tagein, tagaus in heißer Sommerglut
des frommen Bauer‘s Seele klingt,
dort, wo in der Abenddämmerung noch still vergnügt das Vöglein singt
und nur dann endlich die müde Hand des Bauern ruht,
dort grub ich still das Wort in meine Seele ein:
„Hier sollst du einst ein freier, deutscher Bauer sein!“


Seine Eltern, Maria geb. Barthmes und Johann Philp, waren fromme fleißige Jakobsdorfer Bauern. Martin war das älteste Kind, hatte drei Schwestern, Maria, Sofia und Hermine, und einen Bruder, Johann. Sein Vater wollte, dass Martin eine „höhere Schule“ besucht, doch das Schicksal stand dagegen. Der Vater musste in den 1. Weltkrieg ziehen und kehrte nie wieder zurück. Martin musste nun seine Mutter unterstützen und das tat er gerne. So konnte er schon als Kind viele Nächte alleine auf dem Felde bleiben. Er freute sich an Gottes Wunderwelt, betrachtete den Sternenhimmel, hörte die Vögel singen und sah die Blumen blühen. Diese Naturverbundenheit war die Erfüllung seines Traumes und die Natur bot ihm einen Quell, aus dem er den Stoff für seine vielen schönen Gedichte, Erinnerungen aus der Kindheit, Tischgebete, Weihnachtsgedichte, Neujahrswünsche, Ansprachen für Hochzeiten, Taufen, Trauerfeiern usw. schöpfte.

Vielen Verwandten und Bekannten hat er ein paar Verschen gewidmet. Er schrieb den Text und die Melodie für mehrere Lieder in sächsischer Mundart sowie auch in Hochdeutsch. Zu vielen seiner Gedichte schrieb sein guter Freund Michael Adleff die Melodie. Martin Philp war ein großer Musikliebhaber. Schon als Kind marschierte er mit dem „Helikon“ (Kontrabasstuba), das fast so groß war wie er, auf der Schulter zur Probe. Bei der Jakobsdorfer Blaskapelle spielte er den Bass. Violine spielte er auch sehr gerne. Sein Lehrer war unser „alter Herr Rektår“ Georg Martini. Auch an der Holz-Drechselbank war er oft zu sehen. Er schnitzte Bilderrahmen, machte Spinnräder, Webstühle oder Obst-Kelter. Er begeisterte sich für die Erleichterung der Feldarbeiten und erlernte deshalb den Beruf des Mechanikers. Auch investierte er viel in die Anschaffung von verschiedenen landwirtschaftlichen Maschinen.

Im Mai 1923 heiratete Martin Philp die gute Seele Regina, geborene Baak. Ihre Ehe wurde gesegnet mit drei Töchtern, Regina, Helmine und Ulrike. Glaube, Liebe, Eintracht und Friede herrschte in der Familie. Mitten in den schönsten Jahren brach der 2. Weltkrieg aus. Die friedliche Familie wurde entzwei gerissen. Vater Martin und die beiden Töchter Regina und Helmine wurden nach Russland, in die Ukraine, nach Konstantinowka verschleppt. Mit Gottes Hilfe kamen alle drei wieder nach Hause, zu Mutter und Ulrike.

Martin Philp dichtete vor, in und nach der Russlandzeit. Immer hatte er einen kleinen Bleistift und ein wenig Papier dabei, war es auch eben nur von einem kleinen „Packel Tabak“. So hielt er seine Gedanken fest. Er starb allzu früh, mit 55 Jahren, am 6. Juli 1956. Liest man seine Werke, so spürt man einen Hauch von Wehmut.

Tochter Ulrike Konnerth, geb. Philp


Schlagwörter: Dichter, Jubiläum, HOG

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