6. Januar 2020

Lichtvolles Glaskunstwerk für Sankt Nikolaus

Sein neues Glaskunstwerk, ein Nikolaus-Fenster, hat der nordsiebenbürgische Künstler Günther J. Johrend kürzlich im Rahmen eines Festgottesdienstes in der Evangelischen Kirche St. Nikolaus in Adelshofen, unweit von Rothenburg ob der Tauber, übergeben.
Nach einer großzügigen Spende für das Projekt hatte die evangelische Kirchengemeinde längere Zeit einen Standort in der Kirche (Süd- oder Ostfenster) und einen geeigneten Glaskünstler für die Umsetzung des Vorhabens gesucht. Bei einem Leuchten Projekt in der benachbarten evangelischen Kirche von Tauberzell traf Pfarrer Johannes Raithel mit Günther J. Johrend zusammen. Dabei berichtete er ihm von dem Wunsch eines farbigen Kirchenfensters mit dem Thema „St. Nikolaus“ in Adelshofen.

Günther J. Johrend gelang es, das Presbyterium und Pfarrer Raithel mit seinen drei Entwürfen des Glasfensters im Maßstab 1:10 zu begeistern. Kurz danach erhielt er den Auftrag, das rund ein Meter breite und drei Meter hohe Glaskunstwerk für das östlich gelegene Chorfenster in der Kirche zu realisieren. Nach Aufmaß und Vergrößerung des Entwurfs von 1:10 auf Originalgröße fuhren Günter Johrend und seine Frau Gabriele in die Glashütte Lamberts in Waldsassen, um die edlen mundgeblasenen, farbigen Echtantikgläser auszusuchen und zur Weiterbearbeitung in ihr Atelier in das unterfränkische Schwebheim (Bayern) zu bringen. Hier wurden die Gläser dann zugeschnitten, geätzt, zum Teil mit Schwarzlot bemalt und bei ca. 660° gebrannt, anschließend mit Bleisprossen verbunden, verlötet und verkittet. Die Lieferung und Montage vor Ort erfolgte eine Woche vor dem Übergabetermin am 13. Oktober 2019.
Günther Johrends Glaskunstwerk mit Lichteinfall ...
Günther Johrends Glaskunstwerk mit Lichteinfall in der Kirche St. Nikolaus in Adelshofen. Fotos: Katharina C. B. Johrend
Seine Gedanken zum Kirchenfenster erläuterte der siebenbürgische Künstler im Gottesdienst, der vom Posaunenchor mitgestaltet wurde. Dargestellt ist der Heilige Nikolaus mit Mitra und Bischofsstab, in grünem Gewand, grün als Farbe der Hoffnung. In seiner rechten Hand hält er auf einem Buch drei goldfarbene Prismen, welche bei darauf fallendem Sonnenlicht zu strahlen beginnen. Sie verweisen auf die Legende der „Mitgiftspende“. Darin geht es um die Gabe von drei Goldklumpen, welche der Heilige Nikolaus einem verwitweten und verarmten Vater dreier Töchtern für ihre Mitgift nachts an deren Fenster legte. Gegenüber der Figur des Nikolaus sind zwei Kinder dargestellt, als Zeichen des Schutzpatrons für die Kinder.

Unterhalb der Kinder stehen eine Garbe Korn, rechts davon Säcke und darüber ein Bottich mit Körnen als Hinweis auf die Legende des „Kornwunders“, das sich während einer Hungersnot in der Stadt Myra ereignet hatte. St. Nikolaus war zu jener Zeit Bischof und bat einen Schiffskapitän um Korn. Dieser lehnte zuerst ab, weil er die komplette Ladung beim Kaiser abgeben musste, ließ sich jedoch überreden und gab Korn her. Als er beim Kaiser eintraf, geschah das Wunder: Es fehlte kein einziger Sack Korn. Diese Geschichte und das Segelschiff oben links im Bild schließen den Kreis, da St. Nikolaus auch Schutzpatron der Seefahrer ist.
Pfarrer Johannes Raithel bei der Predigt zur ...
Pfarrer Johannes Raithel bei der Predigt zur Einweihung des neuen Glaskunstwerks von Günther J. Johrend in der St. Nikolaus Kirche in Adelshofen.
Die grünen, grauen und braunen Farben im unteren Bereich des Glasbildes, in dem sich auch das Signet des Künstlers befindet, symbolisieren die fruchtbaren Äcker in dieser Gegend. Die farbigen Rundscheiben sollen die Nikolausgeschichte und ihre Botschaft von Nächstenliebe, über den Rand des Hauptbildes hinaus, in die Gegenwart weitertragen. Das Besondere an diesem Farbfenster ist, dass das Licht, welches es durchflutet, es Tag für Tag aufs Neue zum Leben erweckt und durch seine Wirkung die Farben zu einer Intensität steigert, die ein geschlossener Grund nicht geben kann. Das Glasbild wirkt jeweils anders im Frühling, Sommer, Herbst oder Winter, es befindet sich in einer ständigen Metamorphose.

Nach dem Gottesdienst ergab sich für Johrend die Gelegenheit zum Gespräch mit Gottesdienstbesuchern. Eine Siebenbürger Sächsin aus Deutsch-Zepling (Dedrad) fragte ihn, aus welchem Teil von Siebenbürgen er käme. Aus Sächsisch-Regen, antwortete er. Die beiden waren nur ca. 6 km voneinander entfernt, zeitversetzt, aufgewachsen.

Johrend gab dabei seine Erinnerungen zum heiligen Nikolaus in Nordsiebenbürgen zum Besten. Etwa 1968 war er, damals sechsjährig, zusammen mit seiner Schwester Katharina aus Sächsisch-Regen mit einem von einer Dampflokomotive angetriebenen Zug nach Kyrieleis in die Nähe von Bistritz gereist. Dort wohnten die Großeltern väterlicherseits auf dem Bauernhof. Es war ein sehr kalter Winter, der Schnee bedeckte Häuser und Felder und knirschte bei jedem Schritt. Eines Abends trat der Nikolaus mit weißem Bart und rotem Gewandt ins Haus der Großeltern. Er fing an, Günther sämtliche „Untaten“, die er das Jahr über in den Sommerferien, die er ebenfalls in Kyrieleis verbracht hatte, vorzuhalten und mit einer Art Weidenbesen auf ihn einzuschlagen. Der Junge verkroch sich unter den Tisch und fragte sich, woher Nikolaus das alles wüsste. Seine größere Schwester wurde hingegen ob ihres Fleißes gelobt, schließlich wurden beide mit Walnüssen und Äpfeln beschenkt. Als Günther einige Tage später mit den Nachbarskindern im gegenüberliegenden Haus spielte, entdeckte er im Haus die Nikolauskleidung. Da war ihm klar, woher der Nikolaus all die Dinge über ihn gewusst hatte.

Schlagwörter: Johrend, Künstler, Glasfenster, Kirche, Adelshofen, Nordsiebenbürgen

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