4. Januar 2020

Ein Hamburger wirkte als bedeutender Komponist und Dirigent in Siebenbürgen und im Banat

Eine Biographie des bedeutenden Komponisten und Dirigenten Hermann Klee ist 2019 im Verlag Edition Musik Südost in München erschienen. Aus diesem Anlass veröffentlicht die Siebenbürgische Zeitung eine Zusammenfassung des musikalischen Wirkens von Hermann Klee, das sich über sieben Jahrzehnte bis zu seinem Tod am 22. August 1970 in Temeswar erstreckte.
Hermann Klee wurde am 8. September 1883 in Rendsburg (Schleswig-Holstein) geboren. Schon zur Zeit seines Studiums am Hamburger Konservatorium entstanden seine ersten Kompositionen. Zur gleichen Zeit (1904) war Klee auch Dirigent der Gutenberg-Liedertafel in Hamburg-Altona. Außer mehreren Liedern entstand 1903 die Musik zu dem Festspiel „Frühlingserwachen“ (Text Hermann Pohl). Ein Jahr später trat er als Orchesterdirigent auf und erarbeitete seine ersten Operettenarrangements. Sein Hauptinstrument war aber der Kontrabass, und so spielte er mit 21 Jahren im Orchester der Dresdner Philharmonie. Bei Prof. Felix Draeseke setzte er dann sein Studium fort, um 1905 im Berliner Philharmonischen Orchester aufgenommen zu werden. Zeitweilig wirkte er auch an der Oper, wo Beziehungen zu namhaften Komponisten und Dirigenten entstanden: Gustav Mahler, Arthur Nikisch, Richard Strauss, Ferruccio Busoni, Siegfried Ochs, Leo Blech und Max Eschke. Er vertiefte seine Kenntnisse vor allem in Kontrapunkt, Komposition und Canto.

Von Hamburg nach Bistritz

Aufgrund einer Zeitungsannonce bewarb sich Hermann Klee 1909 in Bistritz (Siebenbürgen) um die Stelle des Chormeisters, Musiklehrers und Organisten. Hier leitete er gleichzeitig einen deutschen und einen rumänischen Gesangsverein wie auch ein Orchester. In Bistritz wirkte Klee bis 1919, als er nach Klausenburg umzog, um hier als Chordirigent an der neu gegründeten Rumänischen Oper tätig zu werden. Tiberiu Brediceanus Komposition „La șezătoare“ (In der Spinnstube) wurde vom Bistritzer Chor 1913 unter Hermann Klee aufgeführt. In Klausenburg entstanden in 1919-1940 seine bedeutendsten Werke: die Märchenoper „Făt frumos“ (Uraufführung 1924) und „Es tagt“ (1926). Es entstanden auch die Gesänge „Zarathustra“ und „Venedig“ nach Friedrich Nietzsche, das symphonische Poem „Lancelot“, die Ballade, die Sinfonietta in C-Dur und die Suite „Dorfleben“ sowie viele deutsche und rumänische Lieder und Chöre, Klavierstücke und zahlreiche Bearbeitungen.
Hermann Klee in seinem Temeswarer Arbeitszimmer. ...
Hermann Klee in seinem Temeswarer Arbeitszimmer.

Dirigent und Professor in Klausenburg

Im Jahre 1920 wurde dann Klee zum Professor für Theorie, Kontrapunkt, Harmonie und Komposition an das Klausenburger Konservatorium berufen. Seine Schüler waren unter anderen die späteren bedeutenden Komponisten Sabin Drăgoi, Zeno Vancea, Eugen Cuteanu, der Sänger Traian Grozavescu und andere. Viele Rezensionen aus deutschen, ungarischen und rumänischen Zeitungen jener Zeit lobten Hermann Klees Arbeit mit dem Klausenburger Opernchor und würdigten sein kompositorisches Schaffen: so die Deutsche Allgemeine Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Musik, Ostland, Hermannstädter Tagblatt, Siebenbürgisch Deutsches Tagblatt, Deutscher Bote, Uj Kelet, Keleti Ujság, Națiunea, Cuvântul, Aurora, Patria, u. a. Infolge des Wiener Schiedsspruchs (1940) kam Nordsiebenbürgen an Ungarn, weshalb die Rumänische Oper Klausenburg verließ und bis Kriegsende in Temeswar eine Bleibe fand. Viele Musiker, unter anderen auch Hermann Klee, werden sich in der Banater Metropole endgültig niederlassen. Sechs Jahre später (1946) berief die Direktorin Aca de Barbu Hermann Klee als Chormeister an die neu gegründete Rumänische Staatsoper in Temeswar. Wieder wurde der „Deutsche“ – wie er in vielen rumänischen Zeitungsberichten genannt wurde – Gründungsmitglied und erster Chormeister einer rumänischen Oper. 30 Jahre lebte Hermann Klee in der Banater Metropole, bis er kurz vor seinem 87. Geburtstag, am 22. August 1970, starb.

Gründungsmitglied der Temeswarer Oper

Am 27. April 1947 wurde die erste Spielzeit der Temeswarer Staatsoper mit Verdis „Aida“ eröffnet. Unter der musikalischen Leitung Klees wurden „Cavalleria rusticana“, „Bohéme“, „Carmen“, „Eugen Onegin“, „Figaros Hochzeit“, „Rigoletto“, „Faust“, „Don Pasquale“, „Ana Lugojana“, „Das Dreimädelhaus“ u. a. Opern auf die Bühne gebracht. In Temeswar entstanden das vokal-symphonische Poem „Es geht ein Liedchen im Volke“ nach Versen von Anna Ritter und in Zusammenarbeit mit Mercedes Pavelici das Ballett „Der goldene Apfel“, das in Russe (Bulgarien) uraufgeführt und 1960 in Kronstadt ins Repertoire aufgenommen wurde. Dirigiert von Norbert Petri, wurde es am 24. September 1961 vom Fernsehen ausgestrahlt. Ebenfalls in Temeswar schuf Klee die Stücke „Aus der Puppenstube“ (für Klavier) und „Reverie“ (für Harfe). Der rumänische Rundfunk hat Mitte der dreißiger Jahre die ersten Klee-Lieder gesendet. Auch Lieder und Chöre nach Texten von Joseph von Eichendorff, Johann Wolfgang von Goethe, Karl Stieler, Theodor Storm, Hermann Hesse und Theodor Fontane entstanden in dieser Zeit.
Träumerei – ein frühes Klavierwerk Klees, das in ...
Träumerei – ein frühes Klavierwerk Klees, das in Budapest erschienen ist.
In Temeswar heiratete Hermann Klee 1949 Rosalia Lorenz, Sängerin im Opernchor. Seine Familie lebt heute in Deutschland. Die meisten seiner Werke sind nur in wenigen Handschriften erhalten geblieben. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg druckte Pregler in Temeswar sechs seiner Lieder nach Texten rumänischer Dichter. Eine wichtige Rolle in der Verbreitung und Aufführung von Hermann Klees Liedern spielte die langjährige Pianistin der Temeswarer Staatsoper, Vally Tarjányi, die schon 1957 „…zum guten Gelingen der Premiere Făt frumos“ (so der Komponist selbst in einer Widmung) beigetragen hat und sich noch bis zu ihrem Tode um die Verbreitung seines Liedschaffens bemühte.

Bemühungen um das Schaffen Hermann Klees

Im Jahre 1979 hat Rosalia Klee wegen der bevorstehenden Ausreise nach Deutschland (1980) den gesamten Nachlass Hermann Klees dem Banater Museum geschenkt. Dort wurde er sorgfältig von Dr. Rodica Giurgiu und Dr. Adrian Deheleanu inventarisiert. Dieser Nachlass enthält wertvolle Autographe, Briefe, Bilder, Zeitungsartikel, Konzertprogramme, Plakate und persönliche Gegenstände des Komponisten. Dessen symphonische Werke wie auch die vielen Lieder sind Meisterwerke seiner Zeit, die heute noch höchste Anerkennung erfahren müssten. Besonders seine Vertonungen von Gedichten Hermann Hesses sind wahre, aussagekräftige und gleichzeitig gefühlvolle Kunstwerke.
Die erste Biographie Hermann Klees erschien 2019 ...
Die erste Biographie Hermann Klees erschien 2019 im Verlag Edition Musik Südost, München.
Die im Jahre 2019 entstandene Biographie „Hermann Klee. Von Hamburg bis Temeswar. Ein Musikerleben in Dokumenten und Bildern“ (Edition Musik Südost, München) stützt sich auf die Aussagekraft von Dokumenten, Zeitungsberichten und Fotos. Die meisten Konzertberichte und Artikel (besonders jene in rumänischer Sprache) wurden mit einem kurzen Kommentar versehen. Manche Daten zum Leben und Werk Hermann Klees werden in einzelnen Zeitungsberichten aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet, bedingt auch durch die jeweiligen politischen gesellschaftlichen Gegebenheiten. Klees Schaffen erstreckt sich über mehr als sieben Jahrzehnte – vom Deutschen Kaiserreich über Österreich-Ungarn, das Königreich Rumänien und die Sozialistische Republik Rumänien. Er blieb sich aber als Mensch und Musiker immer treu, die Qualität seines Schaffens – ob als Dirigent oder als Komponist – stand stets an erster Stelle.

Im vorigen Jahr erschien auch eine Sammlung mit Liedern und Klavierwerken Hermann Klees (Hermann Klee. Lieder und Klavierwerke. Edition Musik Südost, München). Darin werden 50 Lieder wie auch 5 Klavierwerke des Komponisten zum ersten Mal veröffentlicht. Einen besonderen Stellenwert haben die Vertonungen von Texten Hermann Hesses. Einige seiner symphonischen Werke werden demnächst in Temeswar erklingen, dargeboten vom Symphonieorchester der Banater Philharmonie.

Dr. Franz Metz

Die letzte Ruhestätte Hermann Klees befindet sich ...
Die letzte Ruhestätte Hermann Klees befindet sich am Josefstädter Friedhof in Temeswar.
Franz Metz: Hermann Klee. Von Hamburg bis Temeswar. Ein Musikerleben in Dokumenten und Bildern. Edition Musik Südost, München 2019, 288 Seiten, zahlreiche Bilder, ISBN 978 3 939041 30 6, Preis: 10,00 Euro, zuzüglich Versandkosten, zu bestellen über jede Buchhandlung oder per E-Mail: franzmetz [ät] aol.com, Telefon oder Fax: (0 89) 45 01 17 62.

Schlagwörter: Komponist, Dirigent, Hamburg, Bistritz, Klausenburg, Temeswar, Banat, Biographie

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