17. September 2019

Nachruf auf Nadescherin Gertrud Roth („Truditante“)

Gertrud Roth, geboren am 15. September 1932 in Nadesch, verstarb am 11. August in sanftem Schlaf in ihrer Wohnung in Fürth bei Nürnberg. Die Trauerfeier fand am 15. August in der Kapelle am Fürther Friedhof statt. Wir nannten sie ganz liebevoll „Truditante“. Sie hat in unseren Herzen bleibende Spuren hinterlassen. „Sie war sehr gut vernetzt …“, sagte ihr Sohn Kurt Krestel beim Abschied nach der Trauerfeier. Ihre Verdienste beruhen auf ihrer tiefen Verbundenheit mit der alten Heimat, deren Traditionen und Bräuche sie hier in Deutschland durch ihren Einsatz für die Gemeinschaft weitergegeben hat.
Mitglied in drei Chorgemeinschaften (Fürther Chor, Fürther Chörchen und Singgruppe Fürther Sälwerfäddem) hatte sie sicherlich keine Langeweile. Bei allen Kulturveranstaltungen des Kreisverbandes Nürnberg war sie anwesend, brachte ihr Wissen und Können ein und lief bis ins hohe Alter bei den Trachtenumzügen mit. Wie man auch auf dem Foto erkennen kann, war „Truditante“ eine kleine Frau, mit einem lächelnden Gesicht, trotz vieler Schicksalsschläge. Sie hatte immer ein freundliches Wort für jeden, war ruhig, bescheiden, dennoch sehr wirkungsvoll im Gemeinschaftsleben, das sie aus Überzeugung aktiv und begeistert mitgestaltete. Sie mag zwar klein von Statur gewesen sein, aber ihre innere Kraft war groß. Sie schrieb Gedichte sowohl in sächsischer Mundart, als auch in hochdeutscher Sprache, in denen starke Gefühle zum Ausdruck kommen, die überwiegend Erinnerungen an die Jugendzeit in der alten Heimat Siebenbürgen, im Heimatdorf Nadesch bei Schäßburg zum Thema haben, aber auch Texte, in denen die Sehnsucht nach der alten Heimat überwiegt, immer wieder verbunden mit der Schönheit der Natur. Beinahe ein Dutzend ihrer Gedichte sind von Hans Barth, dem Leiter des Männerchors, des Posaunenchors und der Nadescher Adjuvanten, vertont worden. Das Lied „De Nadescher Bach“ erlebte seine Uraufführung am Nadescher Treffen 2003, als es von Gertrud Roth (Alt) und Renate Kloos (Sopran), geb. Römischer, auf dem Akkordeon begleitet von Hans Barth, zum ersten Mal gesungen wurde.
Det Trudi, Gertrud Roth. Die Aufnahme entstand im ...
Det Trudi, Gertrud Roth. Die Aufnahme entstand im Juni 2011 auf dem Sebalder Platz in Nürnberg anlässlich der 60-Jahr-Feier des Kreisverbands Nürnberg. Es fand eine Ausstellung mit Handarbeiten aus Siebenbürgen statt, bei der auch einige Frauen das Spinnen vorführten. Foto: Inge Alzner
Angelika Meltzer, Leiterin des „Fürther Chörchens“, vertonte u.a. die Gedichte „Der Landjebum“, „BämWedjebum“ und „Härwestlied“, die sie auch in die von ihr und Rosemarie Chrestels herausgegebenen Liedersammlung „E Liedchen hälft ängden – Alte und neue Lieder aus Siebenbürgen“ aufgenommen hat. Eine Reihe von weiteren Liedern wie „Frühling“, „Kathedrale der Natur“, „Komm, tanz mit mir!“, „Fern der Heimat“, „Der WejzemGläck“, „Erinnerung“, „Näkestwardenechvergeßen“ oder „Wedder spielt de Bläasmusik“ u.a. sind auch auf www.siebenbenbuerger.de, Treffpunkt, Sachsesch Wält und Lachen uch Nodinken, wo sie als „det Trudi“ (https://www.siebenbuerger.de/benutzer/seite/det-trudi/) zu finden ist, nachzulesen. 2013 hat sie am Mundartseminar in Nürnberg mitgewirkt. Alle Gedichte lassen erkennen, wie viel Gertrud Roth ihre alte Heimat und ihre Werte bedeuteten und wie gegenwärtig diese in ihrer Seele verankert blieben. Nicht die Trauer soll überwiegen, sondern die Freude darüber, sie gekannt zu haben. So wollen wir sie in dankbarer Erinnerung behalten.

Malvine Ludwig

Schlagwörter: Nachruf, Roth, Nadesch, Nürnberg, Mundart, Saksesch Wält

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